„My Friend Pedro“: Ballern in Zeitlupe mit Banane

Im ebenso ultrastylischen wie überdrehten 2D-Shooter „My Friend Pedro“ kämpfen wir in Slow-Motion äußerst blutig gegen Hunderte Gegner.

Von Rainer Sigl

Mit einem Krach trete ich die Tür auf und hechte in Zeitlupe in die Lagerhalle. Eine elegante Pirouette, ein donnernder Schuss aus der Pumpgun und schon knallt ein Mafioso getroffen gegen die Wand. Holzsplitter, Staub und Blut segeln langsam durch die Luft, als ich mich umdrehe und zwei Maschinenpistolen ziehe. Ich kicke eine herumliegende Eisenpfanne in die Luft, ein gezielter Feuerstoß darauf und zwei weitere Gegner werden von abprallenden Geschossen im Kugelhagel zersiebt.

Im Indiespiel „My Friend Pedro“ geht es blutig, rasant und vor allem sehr, sehr stylisch zur Sache. Im etwas albernen Superheldenkostüm legen wir uns mit Hunderten Gangstern an und zelebrieren in Slow-Motion-Schussgefechten aus der Seitenansicht ein akrobatisches Action-Ballett. Ein bisschen wie im Shooter-Klassiker „Max Payne“, nur aus der 2D-Seitenansicht, in der wir immer von links nach rechts unterwegs sind.

Action-Ballett mit Überdosis Style

Bei all der Gewalt ist es gut, dass sich „My Friend Pedro“ absolut nicht ernst nimmt, denn besagter Pedro ist eine sprechende Banane, die uns auf einen absurden Rachefeldzug schickt. Die stylischen Shootouts erinnern in ihren besten Zeitlupen-Momenten an die göttlichen Hong-Kong-Gangsterfilme eines John Woo, sind aber in ihrer überdrehten Ragdoll-Brutalität eher blutiger Slapstick. Die Geschichte selbst ist wirr, aber unterhaltsam und immer wieder schickt uns der Bananenfreund auch in verspielt-seltsame Fantasy-Levels.

Später gibt es neben Schießereien auch simple Puzzles und einige Sprungeinlagen, die sich dank Zeitlupe aber recht frustfrei bewältigen lassen. Nach vier Stunden ist Schluss - die Jagd nach dem Highscore oder auch nur nach der coolsten Action-Sequenz motiviert aber weiter. Vor allem deshalb, weil das Spiel bequem GIFs von den spektakulärsten Szenen eines Levels generiert, die sich einfach in sozialen Medien teilen lassen.

Perfekte Indie-Action

„My Friend Pedro“, ursprünglich ein kostenloses Flash-Game des schwedischen Ein-Mann-Studios DeadToast Entertainment, bereichert das Games-Portfolio des Indie-Publishers Devolver Digital, der seit exakt zehn Jahren der Spezialist für blutige, aberwitzige Action-Spiele ist. Wie das große „Hotline Miami“, aber auch das erst vor kurzem veröffentlichte „Ape Out“ ist auch diese Zeitlupenschießbude ein knackiger Spaß mit tollem Style und viel schrägem Humor.

„My Friend Pedro“ ist ungefähr so, als wäre man mit dem schießwütigen Anti-Superhelden Deadpool auf einem wirklich seltsamen Trip gelandet - und das macht genau so viel Spaß, wie es sich anhört.