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Fußball zum Africa Cup

APA/AFP/MOHAMED EL-SHAHED

Blumenaus Fußball-Journal

Hahnenkämpfe um die globalen Fußball-Rechte

Es ist nur eine Nebenfront im globalen Kampf um den begehrten Rohstoff Fußball-TV-Rechte: Der morgen beginnende Afrika-Cup wird vom großen Gegenspieler des Platzhirschen Sky, nämlich DAZN, übertragen.

Von Martin Blumenau

Nur in Europa spielen die Junioren ihre Euro, alle anderen relevanten Kontinental-Verbände haben diesen Sommer ihre richtigen Meisterschaften. Nach Südamerika und Nord- und Mittelamerika startet am Freitag auch Afrika in seinen bereits 32. Cup of Nations. Der findet in Ägypten statt und neben den Gastgebern, Titelverteidiger Kamerun und Co-Favorit Senegal sind zumindest noch sechs oder sieben andere Mannschaften befähigt den Titel zu holen. Etwa auch Mali mit Samassekou, Haidara und Koita.

Gestern in Blumenaus Fußball-Journal, das jetzt wieder regelmäßig erscheint: Closed Shop, eine Analyse der zunehmend geschlosseneren Gesellschaften im Fußball – am Beispiel der beginnenden UEFA-Bewerbe und des Trainings-Beginns der Liga-Meisterschaft. Dazu auch eine Analyse der Position der Chef-Coachs und die Bilanz der letzten Saison.

Heute Abend findet das zweite EM-Match der U21 statt – morgen mehr dazu. Hier die Analyse des Siegs der U21 über Serbien. Davor Texte über den letzten Test vor Beginn der ersten U21-Euro, an der der ÖFB teilnehmen darf.
Außerdem: Nachbetrachtung zum Mazedonien-Ausflug des ÖFB-Teams sowie Preview und Nachlese zum Slowenien-Länderspiel.

Das war der erste Blick auf die Frauen-WM das der zweite, und zwar auf Deutschland vs Spanien. Samstag folgt eine Bilanz der Vorrunde.
Und hier eine Preview auf die Copa America.

Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website, oder im langjährigen Journal. Ein regelmäßiges Journal zu diesen Themenfeldern wird im Herbst folgen.

Nach langer Geheimnistuerei steht, spät aber doch, fest, wer das Turnier im deutschsprachigen Raum live überträgt: Es ist, wenig überraschend, die Streaming-Plattform DAZN, an der der international interessierte Fußball-Fan dieser Tage ebenso wenig vorbeikommt wie am Pay-TV-Sender Sky.

Tatsächlich teilen sich diese beiden mächtigen Player aktuell die Fußball-Welt (oder besser: das, was wir im sogenannten GAS-Bereich sehen dürfen) auf. Der alte Platzhirsch Sky zeigt die deutsche Bundesliga (auch die österreichische) und hat sich in einem Coup die englische Premier League zurückgeholt. Disruptor DAZN hat die spanische, die italienische und die französische Liga sowie die Europa League. Die Champions League müssen sich die beiden teilen.

DAZN rafft aktuell alles zusammen, was geht: Frauen-WM, Copa America, Gold Cup und, neu, den Africa-Cup. Außerdem haben sie mit außereuropäische Ligen (USA, Japan) Märkte besetzt und natürlich auch noch andere Sportarten quasi alle: NBA, NFL, NHL, MLB, die WTA, den Davis und den Fed Cup etc.

Die Rechte für die Spiele der Nationalteams liegen in Österreich noch beim ORF, in Deutschland bei RTL (mit ARD/ZDF Sub-Rechten) – allerdings streamt DAZN aktuell alle Matches der EM-Qualifikation.

Kompliziert wird es bei all den Sub-Rechten: ARD/ZDF sowie Eurosport mischen da bei der deutschen Bundesliga mit, auch Sport 1, vormals DSF ist dabei und RTL bzw. Puls 4 haben Teil-Rechte an der (für Österreich relevanten) Euro League - und weil Puls 4 nur einen Teilnehmer zeigen darf, wird entweder der LASK oder Wolfsberg (womöglich sogar die Austria) nur dort zu sehen sein.

Letzte Meldung: wie der Spiegel berichtet, wird die ARD künftig deutlich mehr für den populären DFB-Cup zahlen müssen; und Sub-Rechte weitergeben.

Da ist Streit dann auch vorprogrammiert, so wie beim letzten Champions-League-Finale, wo eine auch in Österreich bekannte Debatte um Sportereignisse, die im öffentlichen Interesse stehen und deswegen frei zu sehen sein müssen, aufbrach.

In Österreich wird diese Diskussion, die die Exklusivität von Bundesliga-Spielen bei Sky beschränkt hätte, wohl gemeinsam mit dem abgegangenen Sportminister wieder beendet sein.

Nichtsdestotrotz sind die Zukunftsaussichten im Sportrechte-Business wohl mehr an dieser grotesken Satire dran, als allen lieb sein möchte.

In Deutschland ist angesichts der ab 2021 neu zu vergebenden Bundesliga-Rechte jetzt schon die Hölle los, die Rivalen versuchen einander mit gockeligem Imponier-Gehabe auszustechen, es wirkt ein wenig wie in einer Tier-Doku.

Andererseits: ein möglicher neuer Mitspieler (Herrn Bezos’ Amazon) bringt sich gerade erste einmal in Stellung. Zur Zügelung der Aufgeregtheit sollte der Vergleich mit den noch viel überhitzteren Zuständen beitragen.

Aktuell genießt DAZN alle Vorzüge des Hipness-Faktors, die ein nicht auf Kanäle beschränktes Streaming-Angebot dem vergleichsweise mühsamer zu bedienenden Sky gegenüber hat – Stichwort: Netflix. Und ich warte schon auf die DAZN-Taste in der nächsten Fernbedienungs-Generation. Noch sind die DAZN-Übertragungen inhaltlich ausbaufähig, vor allem die auf Österreich zugeschnittenen Angebote müssen deutlich entpiefkinesiert werden, um anzukommen – dennoch setzen die Streams vor allem technische und ressourcenmäßige Maßstäbe, die von einer jüngeren Zielgruppe auch für etwa den ORF schon angemahnt werden.

Den Text gibt’s auch zum Anhören als Podcast.

Blumenaus Fußball-Journal 200619

Der Afrika-Cup wird übrigens wie die Frauen-WM mit 24 Teams gespielt, und weil da auch noch die vier besten Gruppen-Dritten weiterkommen, wird sich erst ab dem 5. Juli, also dem Beginn der Achtelfinals echte Spannung einstellen. Es wird kaum einen der Favoriten/üblichen Verdächtigen dieses in seiner kontinentalen Bedeutung gar nicht hoch genug zu bewertenden Bewerbes erwischen.

Die Welt wird Salah bei Ägypten und Mane beim Senegal auf die Füße schauen, Salzburg wird dem Mali die Daumen halten, Ghana will wieder einen Anlauf nehmen, die zuletzt geknickten Ivorer werden ein Comeback versuchen, Tunesien, Marokko und Algerien werden versuchen den Quasi-Co-Heimvorteil (die Nordafrikaner reißen traditionell eher nur bei Turnieren in Nordafrika etwas) zu nützen, bei Nigeria wird John Obi Mikel wohl sein letztes Turnier spielen und Südafrika will nach Jahren der peinlichen Auftritte endlich wieder ein Lebenszeichen setzen. Zambia (Daka, Mwepu) ist schandbarerweise nicht qualifiziert. Und wie immer wird die Niveau-Frage ventiliert werden.

Eklats wie im afrikanischen CL-Finale sollen vermieden werden und an der politischen Dimension eines Sport-Großereignisses in einem autoritär regierten Land kann auch niemand, der mit offenen Augen durch die Welt geht, vorbeisehen.

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