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Wie Rechtsextreme mit neuen Memes ihre Botschaften verbreiten

Rassismus verpackt in Baby-Sprache und untermalt mit kindlichen Comics: Die Online-Kommunikation von Rechtsextremen wirkt bizarrer und unverständlicher als je zuvor. Und genau das macht sie gefährlich.

Von Ali Cem Deniz

Ein niedlich dreinschauender Baby-Frosch, verkleidet als Adolf Hitler, ist einer der vielen Comics, die in Frenworld geteilt wurden. Frenworld ist ein Unterforum der Social Media Plattform Reddit, die, als eine der letzten großen anonymen Netzwerke, nicht nur viel guten Humor und originelle Inhalte produziert, sondern von rechtsextremistischen Gruppen auch als Rückzugsort missbraucht wird.

Was sich auf Seiten wie Frenworld abspielt, erscheint auf den ersten Blick einfach lächerlich und harmlos. In der Kommunikationsstrategie der amerikanischen Alt-Right-Bewegung, aber auch von europäischen Rechtsextremen, spielen solche Foren jedoch eine zentrale Rolle. Bis Frenworld gestern gesperrt wurde, hatte die Gruppe über 600.000 Mitglieder weltweit.

Pepe für Trump

Rückblick auf den US-Wahlkampf 2015: Während Donald Trump von vielen als nicht ernstzunehmender Witz-Kandidat gehandelt wird, entsteht im Netz eine breite Unterstützungskampagne für den Milliardär. Ausgehend von den anonymen Netzwerken 4Chan und Reddit, verbreiten Trump-Anhänger*innen überall im Netz Memes von „Pepe the Frog“.

Der Frosch, ursprünglich Protagonist eines eher unbekannten und unpolitischen Webcomics, wird in kürzester Zeit zum Symbol von Trump-Wähler*innen. Das Meme ist so erfolgreich, dass selbst Donald Trump und sein Sohn Trump Jr. Comics von Pepe teilen.

Der Propaganda-Frosch

Seither ist Pepe aus der Propagandaarbeit von rechtsextremen Gruppen nicht wegzudenken. In Deutschland haben Identitäre auf Unis Flyer mit Pepe-Comics verteilt. In Wien ermittelt aktuell das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) gegen den Verein Okzident.

Apu Meme

unbekannt

Baby-Frosch Apu ist eine Variation von Pepe. Die Festung ist eine Referenz auf die Ordensburgen der Nazis, die in den Werken des italienischen Faschisten Julius Evola eine zentrale Rolle spielen.

Obmann des Vereins, der sich selbst der „Förderung von Rechtsstaatlichkeit“ verschrieben hat, ist PEGIDA-Aktivist Georg Immanuel Nagel. Das LVT wirft ihm vor, Pepe-Aufkleber zu verbreiten. Pepe sei ein Symbol von krypto-faschistischen Gruppen, so der Wiener Verfassungsschutz. Als Reaktion auf die Ermittlungen rief unter anderem Martin Sellner, Chef der Identitären in Österreich, zu einem „Pepe-Flashmob“ vor dem Justizministerium auf.

Ironie und politische Gewalt

Dass Pepe nicht nur für menschenfeindlichen Humor, sondern auch für die Propagierung von politischer Gewalt verwendet wird, zeigen zwei Beispiele der letzten Jahre. Die Facebook-Seiten der rechtsextremen Attentäter von Charlottesville und Christchurch waren voll mit Memes von Pepe.

Während Pepe inzwischen vom Mainstream und Sicherheitsbehörden als Code von Rechtsextremen erkannt wird, bleiben seine Variationen wie der Baby-Frosch Apu häufig unentdeckt. Als Insider- und Metawitze, den nur Auserwählte einordnen können, erzeugen sie in rechtsextremen Online-Communitys ein Gefühl von Gemeinschaft. Durch ihre scheinbare Harmlosigkeit eignen sie sich für die Verbreitung von rassistischen und faschistischen Ideen im ganzen Netz.

Wenn eines der Foren, so wie Frenworld gesperrt wird, entsteht einfach das nächste. Der Baby-Frosch Apu wird bereits vom Clown-Frosch Honkler abgelöst. Die Rechtsextremen verstehen ihn als satirischen Kommentar auf das, was sie als ein moralisch verdorbenes „Clown World“ bezeichnen und zerstören möchten: pluralistische, demokratische Gesellschaften ohne Rassismus und Sexismus.

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