FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Brasilianisches Fußball-Team mit Marta

AP/Michel Spingler

Der Frauenfußball und ihr Kick

Während in Frankreich die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ins Finale zieht, gibt es weltweit Proteste der Sportlerinnen. FM4 Auf Laut diskutiert kommenden Dienstag über die Schwierigkeiten, mit denen Fußball spielende Frauen zu kämpfen haben.

Von Gersin Livia Paya

Die Fußball-WM der Frauen ist voll im Gange, aber hinter den Kulissen gibt es Diskussionen um gleiche Bezahlung und allgemeine Anerkennung. Die Weltmeisterschaft in Frankreich ist eine willkommene Bühne für Kritik an den Missständen. Stichworte: Equal Pay, Gleichberechtigung, Diversität.

FC Mariahilf Banner

Gersin-Livia Paya

Skurriles aus der „gleichberechtigten“ Vergangenheit: 1989 haben die deutschen Spielerinnen bei der EM als Prämie jede ein Kaffeeservice bekommen.

Blickt man nach Frankreich, Spanien oder England, kommt der Sport gut an. Große TV-Sender sind wesentlich aktiver als in Österreich. BBC zeigt beispielsweise ausgewählte Spiele aus allen Wettbewerben live und auch eine Real-Doku-Serie über die englischen Nationalspielerinnen.

Eurosport hingegen bringt keine Spiele, weil der Sender aktuell keine Rechte dafür besitzt. Die schwache Medienpräsenz trägt zum Blues des Frauenfußballs bei. Die Spiele werden kaum bis gar nicht beworben und das Angebot an Public Viewing wie Live Streaming ist mau. Diese Geringschätzung führt weltweit zu Protestaktionen.

Fussball Match Frauen SKN St.Pölten versus FC Südburgenland

Fabian Niku Paya

Auch das österreichische Sommermärchen-Team kennt die Schwierigkeiten, dass es zum Beispiel sogar ein Problem sein kann, die Anreise zu den eigenen Spielen zu finanzieren. Hier nachzulesen.

Alle 28 aktiven Fußballnationalspielerinnen der USA reichten eine Klage gegen ihren eigenen Verein ein und zwar wegen Diskriminierung. Die Bezahlung sei schlechter als bei den Männern ebenso wie die Trainingsbedingungen und die medizinische Betreuung. Dreimal ist das US-Frauenteam Weltmeister geworden, viermal holten sie olympisches Gold. Die Klage ist nur eine Zuspitzung des langen Kampfes für Gleichberechtigung im Fußball.

„Keine Kommunikation auf Augenhöhe“

In Skandinavien spitzt sich der Konflikt auch zu: Norwegen, die Weltmeisterinnen von 1995, treten ohne Ada Hegerberg zur WM an. Hegerberg gilt als beste Fußballerin der Welt. Sie weigert sich nun, bei der WM zu spielen, weil ihr Sport nicht ausreichend respektiert wird. „Es geht nicht immer um Geld“, sagte sie der Zeitung Verdens Gang. „Es gibt keine Kommunikation auf Augenhöhe.“ Auch Dänemark spielt nicht bei den Weltmeisterschaften, sie streiken für ihren Versicherungsschutz.

Brasiliens Star Marta im Porträt

Italien holte sich trotz einer 0:1-(0:0)-Niederlage gegen Brasilien am Dienstag in Valenciennes den Sieg in der Gruppe C, dabei hatte das Tor von Marta historische Bedeutung. Mit ihrem Treffer in der 74. Minute per Elfmeter gelang ihr das insgesamt 17. Tor bei einer WM. Das ist ein neuer FIFA-Rekord.

Marta, die brasilianische Torschützin, protestiert direkt auf dem Fußballfeld. Sie war vor der WM in Verhandlungen mit Sportartikelherstellern und hat alle Angebote ausgeschlagen. Der Grund dafür? Sie würde vergleichsweise zu wenig Geld dafür bekommen, ihren sportlichen Erfolg für eine Marke herzugeben. Und jetzt steht Brasilien mit ungebrandeten Schuhen im Achtelfinale der WM.

Auch bei den sehr erfolgreichen USA gibt es einzelne Proteste direkt am Rasen, so hat die erfahrene Spielerin Rapinoe aus Protest das Mitsingen der Nationalhymne verweigert. Damit machte sie auf die rassistische Polizeigewalt in der USA aufmerksam.

FC Mariahilf

Gersin Livia Paya

Für Gleichberechtigung im Sport zu kämpfen gehört dazu, auch in Wien Simmering. Der in Wien ansässige Fußballverein FC Mariahilf steht für Gleichberechtigung und Toleranz sowie gegen Rassismus und gegen Diskriminierung. Beim für vergangenen Samstag geplanten Freundschaftsspiel gegen das vatikanische Team gab es viele Zeichen der Vereins-Haltung: Die Cornerflaggen und die Kapitänsschleife in Regenbogenfarben, Botschaften und Plakate am Spielrand, in Pridefarben steht auch der Schriftzug FC Mariahilf an der Mauer des Sportplatzes. Immerhin war in Wien gerade auch Pride-Monat.

Spielerin hebt Trikot, darunter, auf ihrem Bauch, sind aufgemalte Eierstöcke zu sehen

ORF | Martin Cargnelli

Eklat: Kein Spiel mit Frauen-Team FC Vatikan (religion.ORF.at)

Nachdem während der vatikanischen Hymne drei der Spielerinnen des FC Mariahilf ihr Trikot anhoben und Pro-Choice-Botschaften auf Bauch und Rücken enthüllt hatten, war das Match innerhalb weniger Minuten abgesagt und der Rasen leer.

Im FM4 Interview vor Ort sagt Susan Volpini, die Teammanagerin des päpstlichen Teams: „We have forgiven them but the atmosphere has been ruined, we wouldn’t play with the same spirit.“

Botschaften gegen Homophobie kennt man auch von der Bundesliga. Botschaften scheinen üblich zu sein, ein Spiel deswegen abzusagen, hingegen nicht. Laut Lackner, dem Obmann des FC Mariahilf, sei es der mit angereiste Vertreter des Papstes, Nuntius Pedro Lopez Quintana, gewesen, der das Spiel abgesagt habe, währen die Italienerinnen gerne gespielt hätten.

FM4 Auf Laut: Warum hat es der österreichische Frauenfußball so schwer?

Kommenden Dienstag, 25. Juni, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4

„Wir brauchen keine Eier, wir haben Pferdeschwänze.“ Mit diesem Fernsehspot haben deutsche Nationalspielerinnen im Vorfeld der Fußball-WM in Frankreich auf ihren Sport und sich selbst aufmerksam gemacht. Mittlerweile sind die Achtelfinalspiele der Fußball-WM in vollem Gange, viele Sportlerinnen nutzen die Gunst der Stunde und verlangen finanzielle Gleichstellung im Fußball. Die Amerikanerinnen verklagen sogar den eigenen Verband. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit für dieses sportliche Großereignis hält sich in Grenzen.

Auch in Österreich hat es der Frauenfußball schwer. Kaum noch spürbar scheint die Begeisterung für das österreichische Nationalteam bei der Fußball-EM 2017, als die Spielerinnen das EM-Halbfinale erreicht und damit ein „Sommermärchen“ wahr gemacht haben. Das Interesse der Medien ist abgeebbt. Bei den meisten großen Fußballclubs fehlt es an Frauenabteilungen.

Warum gilt Fußball immer noch als eine der letzten Männerbastionen? Was tun gegen leere Ränge und blöde Sprüche auf dem Fußballplatz? Was braucht es an Trainingsbedingungen für die Sportlerinnen?

Claudia Unterweger diskutiert mit Spielerinnen und Fußballjournalistinnen über Fußballbegeisterung, fehlende Strukturen und die Zukunft des Frauenfußballs in Österreichs.

Diskutiere mit!

mehr Sport:

Aktuell: