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Takeover Ausstellung im Wien Museum

Rafael Bittermann

Street Art Dschungel und Indoor-Skatepark im Wien Museum

Wenn im Sommer Subkultur auf Zwischennutzung trifft, ist das Wien Museum nicht weit: Das Projekt „Takeover“ verwandelt das Museum am Karlsplatz in einen Urban Art Dschungel inklusive Indoor-Skatepark. Mit-Kuratorin Christine Koblitz hat uns vorab schon mal herumgeführt.

Von Michaela Pichler

Im Wien Museum wird fleißig gesprüht und lackiert, gemalt und gebaut. Und das, obwohl die Bauarbeiten für den neu geplanten Museumskomplex erst im Herbst beginnen sollen. Bis dahin steht das Museum eigentlich leer, doch ein Kuratorinnen*-Team vom Wien Museum hatte bessere Pläne, wie man die 2000m2 für den Sommer noch nutzen kann: Beim „Takeover“ nutzen rund 40 Künstlerinnen und Künstler jede noch so ungewöhnliche freie Fläche für ihre Kunst, bis zur Eröffnung soll alles voll werden: Der Lift im Atrium ist schon mit Graffitis zugetagged, genauso wie die Toiletten im ersten Stock.

Das denkmalgeschützte Oswald-Haerdtl-Geländer im Stiegenhaus wurde extra penibel abgeklebt, jeder Millimeter in den Ausstellungsräumen dient als potentielle Arbeitsfläche für die Urban Artists. Baustellen-Löcher in den Wänden werden zu pittoresken 3D-Vulven umgestaltet, die Pissoirs sind bis zum Rand gefüllt mit leeren Spraydosen.

Takeover Ausstellung im Wien Museum

Rafael Bittermann

Takeover Ausstellung im Wien Museum

Rafael Bittermann

Beim „Takeover“ werden Streetart-Werke u.a. von Golif, Lym Moreno aka Mosta, Kollektiv Kimäre, Ripoff Crew, Speaker-23, Video Oner oder PEKS zu sehen sein.

Mit dem Skateboard über alte Museumsarchitektur grinden

Während an den Wänden noch gesprayt wird, ist im Erdgeschoss der Asphalt vom Indoor-Skatepark schon getrocknet. Verantwortlich für den zukünftigen Skatespaß ist Spoff Parks – eine fünfköpfige Crew aus Wien, die sich aufs Skatepark-Bauen spezialisiert hat. Wie es sich für einen ordentlichen Skatepark gehört, wurde auch der im Wien Museum reinbetoniert – was unter normalen Umständen nie möglich gewesen wäre. Die Basis für die Obstacles bildete ausrangierte Museumsarchitektur. Das Upcycling-Prinzip wurde beim „Takeover“ durchgezogen, wie Kuratorin Koblitz erzählt: „Auch beim Skatepark war die Idee: Wir nehmen das Gebäude so wie es ist. Und wir nehmen das was vorhanden ist und die Künstler*innen arbeiten damit und machen was anderes daraus.“

Unter den rund 40 teilnehmenden Artists sind auch ein Drittel Frauen* beim „Takeover“ dabei. Dem Kuratorinnen*-Team war die Sichtbarmachung von Künstlerinnen* aus der Szene ein großes Anliegen, wie Christine Koblitz erklärt: „Das Verhältnis zu Frauen* und Männern* ist in der Streetart leider böse und ist weit entfernt davon, ausgeglichen zu sein. Wir bemühen uns, den Frauen*anteil ein bisschen stärker zu zeigen, wir haben ein gutes Drittel Frauen* dabei – das entspricht aber nicht der Realität draußen auf der Straße.“

Takeover Ausstellung im Wien Museum

Rafael Bittermann

Beim Popfest 2019 wird das Wien Museum diesmal übrigens zur Spielwiese namens Festival Zentrale

Mit der Spraydose an der Museumswand kratzen

Takeover Ausstellung im Wien Museum

Nychos

Auch Frau Isa hat sich in der männerdominierten Wiener Szene längst einen Namen erarbeitet. Ihre bunten Murals in Pastell-Tönen sind nicht nur in der ganzen Stadt zu sehen. Gesprüht und gemalt hat sie auch außerhalb der österreichischen Grenzen, zum Beispiel in Mauritius oder in der Dominikanischen Republik. Für den „Takeover“ hat Frau Isa als Teil der Weird Crew gemeinsam mit Artist-Kollegen Nychos die Fassade des Wien Museums gestaltet. Der institutionelle Rahmen ist für sie besonders: „Gerade in Wien ist die Urban Art Szene doch sehr getrennt vom Kontext der Wiener Kunstszene, was eigentlich sehr schade ist. Aber jetzt verschmilzt das schön langsam und wir dürfen auch an die Museumswand kratzen!“

Das Projekt „Takeover“ im Wien Museum eröffnet am 5. Juli. Bis September kann man sich unterschiedlichste Urban Art ansehen, bei Workshops teilnehmen oder sich bei einem Breakdance-Battle duellieren. Und für alle Skaterinnen* und Skater*: Der Indoor-Skatepark im Wien Museum ist übrigens klimatisiert.

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