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Tonsser

Blumenaus Fußball-Journal

Vorteil Dänemark: Fußball im digitalen Zeitalter

Letztlich ist/war es ein Mitgrund für die verdiente U21-EM-Niederlage der hochgelobten jungen Österreicher: dass die Dänen ihren Jugendfußball über eine Vergleichs-App popularisiert und professionalisiert haben.

Von Martin Blumenau

Mein Dänisch ist nicht so toll, aber Skov, Rasmussen, Nelsson oder Duelund hab ich gefunden, allesamt mittlerweile U21-Spieler, die Österreich auf Distanz gehalten haben. Und natürlich Jacob Bruun Larsen: Der wird als einer der großen Referenzen angeführt, in den Außendarstellungen von Tonsser.

Gestern in Blumenaus Fußball-Journal, das jetzt wieder regelmäßig erscheint: Frauen-Fußball wird wie Männer-Fußball und das ist nicht nur gut so. Davor: Zur Untrennbarkeit von Fußball und Politik mit zwei Beispielen aus dem Frauen-Fußball. Und das war die Vorrunden-Bilanz der Frauen-WM, nach einem ersten Blick und einem zweiten auf Deutschland vs Spanien.

Zuletzt auch: alles über die systematische Analyse-Verweigerung nach der U21-EM. Siehe dazu auch: Nachträgliche Relativierung, die Nachlese zur Niederlage der U21 gegen Dänemark; die Analyse des Sieges über Serbien. Davor Texte über den letzten Test vor Beginn der ersten U21-Euro an der der ÖFB teilnehmen darf.

Außerdem im Journal: die Analyse der Hahnenkämpfe um die globalen Fußball-Rechte anlässlich des Afrika-Cups, eine Analyse der zunehmend geschlossenen Gesellschaften im Fußball Closed Shop – am Beispiel der beginnenden UEFA-Bewerbe und des Trainingsbeginns der Liga-Meisterschaft. Dazu auch eine Analyse der Position der Chef-Coachs und die Bilanz der letzten Saison.

Außerdem: Nachbetrachtung zum Mazedonien-Ausflug des ÖFB-Teams sowie Preview und Nachlese zum Slowenien-Länderspiel. Und hier noch eine erste Bilanz( und eine Preview auf die Copa America.

Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website, oder im langjährigen Journal. Ein regelmäßiges Journal zu diesen Themenfeldern abseits des Fußballs, folgt im Herbst.

Tonsser ist eine Plattform/Handy-App, auf die Jugendspieler (von 13 bis 19) ihre Daten hochladen, hat ein bisserl was von einer High-Score-Liste beim Flippern. Nur dass, wie bei LinkedIn, die anderen Teilnehmer dann die Richtigkeit der Angaben bewerten. Es gibt Zugänge für Spieler, Trainer und Scouts, denn es soll auch was bringen, karriereschubtechnisch. Immer wieder ist von Zielen wie Recruitments, Trials oder Probetrainings die Rede. Und es wird nicht gedealt und geschachert, sondern informiert und weitergeleitet. Auch weil angegeben Daten vom Schwarm abgesichert sind: „Wir hatten mit allem gerechnet, aber Jugendspieler schummeln kaum. Sie geben eher ehrlich an, dass ein Freund ein Eigentor geschossen hat. Wir sehen, wie deckungsgleich die Beiträge sind, wenn mehrere Spieler beider Mannschaften Statistiken über das gleiche Spiel angeben“, sagt Managing Director Andreas Kasper hier bei 11Freunde.de.

Und sie wurde in Dänemark entwickelt. Mittlerweile hat Tonsser Büros in Kopenhagen, Paris und Berlin und Daten von Spielern aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Norwegen oder Schweden. Der Däne Skov ist aktueller Torschützenkönig der heimischen Liga, Duelund ist bei Dynamo Kiev, Bruun Larsen spielt beim BVB.

In Deutschland ist etwa der FC Ingolstadt aktiv eingestiegen, und will eine „Pionier“-Rolle spielen, sagt Sebastian Knosp, der Scouting Leiter des dortigen Nachwuchszentrums. Leverkusen hat schon Interesse angemeldet. Die User-Zahl erreicht bald die Millionen-Grenze. Aktuell ist Tonsser gerade in der Schweiz gelandet.

Dieser Tage trainieren bei den Grasshoppers in Zürich drei so entdeckte Jungprofis zur Probe. Ismail Elhariri, Däne hat einen Gesamtscore von 8,2. Jonas Nielsen, auch Däne, ist herausragend drin, Chancen herauszuspielen. Jovany Ikanga, Pariser, wird von 41 Nutzern bestätigt, dass er ein starker Dribbler ist. Das sind allesamt Tonsser-Währungen, die sich im Jugendfußball-Bereich vielleicht durchsetzen werden wie Instagram-Likes. Tonsser-Stars mit zigtausend Followern gibt es jedenfalls bereits.

Sie wollten den Fußball demokratisieren, sagten die Gründer Simon Hjære und Peter Holm 2014 – die vielen verlorenen Talente, die ihren glücklichen Moment nicht hatten, weil nur ein Bruchteil zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann. Ob Tonsser den Jugendfußball revolutionieren wird, wie diese CNN-Reportage behauptet, lassen wir einmal dahingestellt. Dass sich Scouting, vor allem im Nachwuchs-Bereich verstärkt ins Digitale verlagern wird, ist aber wohl unbestritten.

Ob die jungen Dänen wirklich schon so stark davon profitiert haben, dass sie besser waren, als die altersgleichen, vergleichsweise analogen Österreicher, ist auch nicht mehr als eine Arbeits-Hypothese. Für einen erweiterten Blickwinkel und auch fürs Selbstbewusstsein jedenfalls ist dieser spielerische und höchst internationale Vergleich nicht schlecht.

In der Schweiz nutzt bereits jeder dritte Nachwuchsspieler die App. Noch heuer will Tonsser aktiv nach England und in die USA gehen. Österreichs Experten wären gut beraten sich damit einmal zu beschäftigen – für den Anfang.

Den Text gibt’s auch zum Anhören als Podcast.

Blumenaus Fußball-Journal 270619

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