FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Oliver Glasner

APA/EXPA/JFK

Blumenaus Fußballjournal

Germanys Next Bundesliga-Coach

Willkommen im internationalen Casting-System! Die heimische Bundesliga ist nicht nur eine Ausbildungsliga für Spieler, sondern mittlerweile auch Versuchs-Labor für Trainer.

Von Martin Blumenau

Wir sind ein Ergebnissport, sagt Austria-Sportdirektor Ralf Muhr heute in einem Interview. Das mag für die einzelnen Vereine und den schmalen österreichischen Horizont gelten – innerhalb des globalen Fußball-Business sind Ergebnisse eher uninteressant, es zählen viel mehr Entwicklungen und Potentiale.

Zuletzt zur Frauen-WM in Blumenaus Fußball-Journal, das jetzt wieder regelmäßig erscheint: Zwei deutsche Niederlagen im Vergleich, Vorweggenommene Finalspiele - Assoziationen zum Viertelfinale Frankreich - USA sowie Frauen-Fußball wird wie Männer-Fußball und das ist nicht nur gut so. Davor: Zur Untrennbarkeit von Fußball und Politik mit zwei Beispielen aus dem Frauen-Fußball. Und das war die Vorrunden-Bilanz der Frauen-WM, nach einem ersten Blick und einem zweiten auf Deutschland vs Spanien.

Zuletzt auch: alles über die systematische Analyse-Verweigerung nach der U21-EM. Plus: Nachträgliche Relativierung, die Nachlese zur Niederlage der U21 gegen Dänemark; die Analyse des Sieges über Serbien. Davor Texte über den letzten Test vor Beginn der ersten U21-Euro an der der ÖFB teilnehmen darf. Und eine Nachlese zum Finale.

Außerdem im Journal: Vorteil Dänemark: Fußball im digitalen Zeitalter; eine Analyse der Hahnenkämpfe um die globalen Fußball-Rechte anlässlich des Afrika-Cups, eine Analyse der geschlossenen Gesellschaften im Fußball Closed Shop – am Beispiel der beginnenden UEFA-Bewerbe und des Trainingsbeginns der Liga-Meisterschaft. Dazu auch eine Analyse der Position der Chef-Coaches und die Bilanz der letzten Saison.

Außerdem: Nachbetrachtung zum Mazedonien-Ausflug des ÖFB-Teams sowie Preview und Nachlese zum Slowenien-Länderspiel. Und hier noch eine erste Bilanz und eine Preview zur Copa America.

Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website, oder im langjährigen Journal. Regelmäßiges zu diesen Themenfeldern abseits des Fußballs folgt im Herbst.

Denn mit Beginn der neuen Saison hat das den heimischen Profi-Fußball fest im Griff: der Meister/Dominator ist ein Farmteam, die Liga eine reine Ausbildungsliga für den internationalen Markt und mittlerweile auch ein Versuchs-Labor für neue Trainer-Talente.

Tino Lazaro geht um über 20 Millionen (und das ist fast Rekord) zu Internazionale. Allerdings von Deutschland aus. In der Bundesliga machen derzeit nur zwei Vereine, und zwar die Sieger der letzten Saison Gewinne: der LASK (mit vor allem Joao Victor) und Red Bull (die mit Dabbur, Xaver Schlager, Hannes Wolf, Lainer, Atanga und Igor auf weit über 50 Millionen kommen). Und genau diese beiden Vereine haben auch ihre Trainer exportiert, nach Deutschland: Glasner, der auch eine Red Bull-Ausbildung hat, zu Wolfsburg, Rose zu Gladbach.

Die deutsche Liga hat nach der Schweiz nun auch Österreich als Versuchs-Labor für Trainer-Nachwuchs entdeckt. Und macht es gleich gründlich. Ralf Rangnick hat mit Jesse Marsch, Gerald Struber und Alexander Schmidt gleich drei seiner Trainer in der Liga untergebracht. Andere Interessenten haben Valerian Ismael in Linz und Nestor Jevtic aka El Maestro in Graz platziert; Alex Pastoor in bereits in Vorarlberg, Rainer Geyer (auf deutsches Geheiß) in der Südstadt. Auf den österreichischen Nachwuchs, vor allem auf Christian Ilzer und Markus Schopp, hat man auch ein waches Auge.

Österreichs Profi-Fußball als riesiges Versuchslabor

Österreichs Liga funktioniert wie ein riesiges Farmteam, ein Forschungs-Projekt, ein Garten, dessen interessanteste Blüten dann in den „richtigen“ Fußball hinübergezogen werden können. Insofern sind Resultate zwar interessant, aber weniger bedeutend als abzusehende Entwicklungen und einsehbare Potentiale.

In diesem Zusammenhang werden auch Leistungen, die auf höheren Material- und Personaleinsatz zurückzuführen sind, weniger hoch bewertet. Wer mit Rapid, Austria oder Sturm (also okayen Mitteln) in der Liga aufzeigt, bekommt weniger Fokus als derjenige, der sich mit dem LASK oder Wolfsberg hervortut.

Es sei denn, es stellen sich internationale Erfolge ein – für Ilzer und El Maestro doppelt wichtig. Ein Didi Kühbauer und Rapid Wien würden, global gesehen, erst dann eine Rolle spielen, wenn sie Red Bull kitzeln können.

Für den österreichischen Trainer-Nachwuchs bleibt also bloß die 2. Liga als nationales Sprungbrett um sich einmal für den international beachteten Talente-Pool der Bundesliga interessant zu machen. Die Slots sind aber – schon im Vergleich zur Vorsaison – deutlich weniger geworden, regional-lokale Seilschaften funktionieren nicht mehr so gut, seit die Liga-Vereine mit diversen internationalen Partnern kooperieren. Apropos Liga 2: Wacker Innsbruck hat sich finanziell konsolidiert, auch weil man Rohdiamant Taferner um eine halbe Million verkaufen konnte. Womit Wacker die Nummer 3 der nationalen Verkaufscharts ist.

Von den Trainern, die letzte Saison in die 2. Liga gestartet sind, haben sich nur zwei verbessert: Gerhard Struber vom Red Bull-Farmteam und Thomas Sageder, der bei Blau Weiss Linz im März vorzeitig abging. Sageder, der mittlerweile zu Oliver Glasners Coaching Staff in Wolfsburg gehört, ist im Übrigen auch ein Red-Bull-Farmkind, er war sogar beim mittlerweile aufgelassenen Stützpunkt in Ghana.

Von den 16 Teilnehmern des letzten Pro-Diplom Kurses des ÖFB arbeiten drei (Ilzer, Struber und Ponwieser) in Liga 1, vier weitere in Liga 2 und einer im Red-Bull-Nachwuchs. Die andere Hälfte ist arbeitslos oder unterklassig tätig, nicht gerade ein optimales Ergebnis. Den aktuellen Ansprüchen, die der globale Fußball an den heimischen Profi-Betrieb stellt, wird das nicht gerecht.

Den Text gibt’s auch zum Anhören als Podcast.

Blumenaus Fußball-Journal 020719

Aktuell: