I dare you to explain Pulp Fiction to me, I double dare you
Von Lena Raffetseder
In der FM4 Sommerserie „Das erste Mal“ stellen sich Redakteurinnen und Redakteure endlich jenen berühmten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben.
Ich hab „Kill Bill“ gesehen, „Inglourious Basterds“ auch. Beide fand ich gut. Deshalb stell ich mich bei „Pulp Fiction“ auf zweieinhalb Stunden gute Unterhaltung ein.
Zum Inhalt: Vincent Vega (John Travolta) und Jules Winnfield (Samuel L. Jackson) sind Auftragskiller. Sie sollen für den einflussreichen Marcellus Wallace (Ving Rhames) einen Koffer auftreiben, stoßen dabei aber auf Schwierigkeiten. Daneben soll Vince noch Wallace’ Frau Mia (Uma Thurman) bei Laune halten und einen Boxer (Bruce Willis), der sich nicht an eine Abmachung mit Wallace gehalten hat, umbringen. Weil das als ein Erzählstrang zu verwirrend wäre (!), hat Regisseur, Drehbuchautor und mittelmäßiger Nebendarsteller Quentin Tarantino drei Geschichten und insgesamt sieben Kapitel daraus gemacht.
Eine Story wird nicht spannender, wenn man sie durcheinanderwürfelt
Die Kapitel werden aber nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt - ein dramaturgisch spannender Kniff. Das führt aber bei mir dazu, dass ich mich nach etwa einer Stunde „Pulp Fiction“ das erste Mal frage, was denn der Plot des Films ist und auf welches Grande Finale ich zusteuere. Der Film beginnt ab der Mitte wieder beim Anfang und holt Szenen nach, die vorher übersprungen worden sind. Diese Szenen beantworten Fragen, die ich mir gar nicht gestellt hatte.
Quentin Tarantino ist bekannt dafür, Dialoge als Kontrast einzusetzen: Eine Szene voller Gewalt und Blut wird durch eine Konversation ergänzt, die wenig mit der Handlung zu tun hat, fast absurd wirkt („Have you ever given a foot massage?“). Damals galt das als bahnbrechend: Tarantino bekam für das Drehbuch einen Oscar. Ist man eher Dialoge gewöhnt, die die Handlung direkter vorantreiben, sind diese Dialoge fast eine Ablenkung.
„I double dare you“
Was mich eher bei Laune hält: „Pulp Fiction“ ist ein Film voller bekannter Memes! Und durch den Kult-Status sind mir dann doch mehr Szenen bekannt, als ich gedacht hätte: Samuel L. Jackson und seine Geldbörse („It’s the one that says ‚Bad Motherfucker‘“) oder die Tanzszene von Uma Thurman und John Travolta.
Quickmeme
Ein „Meisterwerk“ ohne Message?
Nachdem ich den Film gesehen habe, kann ich nur schwer sagen, worum es eigentlich geht. In den 90ern war der Film revolutionär. Ein Gangsterfilm, der nicht wie jeder andere endet. „Pulp Fiction“ hat das Genre neu definiert, damals.
Heute könnte man den Film so wohl nicht mehr rausbringen: Homophobie, das N-Wort, schwache weibliche Charaktere, die nur da sind, um die Protagonisten zu unterstützen, Harvey Weinstein als co-executive producer. Den Status als „Meisterwerk“ kann ich heute nicht nachvollziehen. Vor allem, weil es mir ein Rätsel ist, mit welcher Message mich Pulp Fiction zurücklassen soll, außer, dass Hamburger die Eckpfeiler eines jeden nährstoffreichen Frühstücks sind.
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Publiziert am 12.07.2019