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Stranger Things 3

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„Stranger Things 3“ wäre besser als Film

Mit der dritten Staffel der Erfolgsshow wiederholen sich einige Themen - und es stellt sich die Frage, warum „Stranger Things“ überhaupt noch als Serie ausgestrahlt wird.

von Christoph Sepin

Die erste Staffel von „Stranger Things“ aus dem Jahr 2016 fühlt sich mittlerweile fast so an, wie ein Relikt aus der Vergangenheit - die 80er Hommage, das starke, tragende Element der Show, ist mittlerweile in zahlreichen Filmen und Serien verarbeitet worden und Hollywood befindet sich mit Produktionen wie „Bumblebee“ oder „Captain Marvel“ bereits eher in der Retro-Aufarbeitung der 90er Jahre.

Immerhin, was „Stranger Things“ geschafft hat, war, einen unverwechselbaren Stil zu erschaffen: Kameraeinstellungen, Atmosphäre und vor allem die Musik lassen sofort erkennen, wenn sich eine Folge der Show am Bildschirm befindet. Mit Millie Bobby Brown ist ein zukünftiger Superstar entdeckt worden, mit Finn Wolfhard ein hervorragender Musiker.

Die Erfolgsstory soll natürlich so lange wie möglich weitergehen, und so ist es keine Überraschung, dass mit „Stranger Things 3“ jetzt die dritte Staffel der Serie anläuft. Was aber schon Season 2 gezeigt hat, wird in den neuen acht Folgen nur verstärkt: Es wiederholt sich einiges in der Show, und prinzipiell sollten die Produzenten und Produzentinnen darüber nachdenken, ob der serielle Zugang immer noch das ideale Konzept ist, um „Stranger Things“ zu veröffentlichen.

Denn während sich Staffel 1 noch in Geheimnisse gehüllt hat - und mit langsamem und bedächtigem Storytelling Spannung erzeugt hat, gehen die mysteriösen Ereignisse nach all den Folgen „Stranger Things“ langsam aus. Subtil ist hier nämlich tatsächlich gar nichts mehr: Schon in den ersten Minuten werden nicht nur die Antagonist*innen der Staffel vorgestellt, sondern auch der grundsätzliche Plot. Der Rest der Show wird dann damit verbracht noch mehr Hommagen und Verweise an das Kino der 80er auszupacken - was sich schnell wiederholt und eintönig wird.

Stranger Things 3

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Die Sache mit der Hommage

Das Problem an den Referenzen an die Vergangenheit ist nämlich, dass es sich dabei um stereotype Erzählmethoden handelt, die schon seit Jahrzehnten bekannt sind. Erfahrene Seher und Seherinnen werden kaum überrascht von Plotentwicklungen sein und vielleicht sogar von so mancher Substory genervt und gelangweilt werden.

Ein Hauptproblem in „Stranger Things 3“ ist das in die Länge ziehen der Story, durch das sich stetig wiederholende Aufeinandertreffen von Skeptikern und Glaubenden. Ein klassisches Erzählelement, das nicht zuletzt im Horrorkino zahlreich zum Einsatz kommt: Eine Person, versucht zu erklären, das sich schlimmes abspielt, das Gefahr entsteht, auf die reagiert werden muss, während die andere Person skeptisch auf die Geschichte reagiert. „Das wird schon alles nicht so schlimm sein“, „Du überreagierst“, „Du machst dir zu viele Sorgen“, Sätze, die man so in etwa des Öfteren in „Stranger Things 3“ hört.

Nur geht sich das alles nicht mehr aus: Es ist nicht nur ein ausgewaschenes Klischee der Hollywood-Historie, sondern in Bezug auf die Charaktere in der Show auch nicht mehr glaubhaft: Wer so viel erlebt hat, wie die Protagonisten und Protagonistinnen in „Stranger Things“, würde es sich mehrmals überlegen, eine Gefahr herunterzuspielen oder als übertrieben darzustellen. Glaubhaftes Worldbuilding schaut also anders aus.

Trotzdem: Es ist eine Freude, wieder in die Welt der Charaktere einzutauchen und die Straßen von Hawkins, Indiana zu sehen. Und ja, die Handlungen, die sich zwischen den Freunden und Freundinnen im Zentrum der Show abspielen, sind immer noch unterhaltsam und interessant. Und wie in der Vergangenheit schaut man sich auch „Stranger Things 3“ wie einen langen Film ohne Unterbrechung an.

Nur fällt mit Staffel 3 immer mehr auf, dass sich so viele Storyelemente unnötig in die Länge ziehen, dass man als Zuseher oder Zuseherin zum Schluss kommt: Irgendwie wäre das alles spannender und kurzweiliger, wenn das zusammengefasst als zweistündiger Film auf eine Kinoleinwand projiziert wäre. Weil ganz wegdenken möchte man sich die in ihrer Essenz doch sehr schön geschriebene Welt von „Stranger Things“ auch wieder nicht.

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