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Todsimpel und tiefgründig: „Auto Chess“ schafft eine gute Balance

In nur einem halben Jahr ist aus einer Modifikation innerhalb des populären Taktik-Games „DOTA 2“ eine eigene Spielegattung geworden. Mittlerweile gibt es drei eigenständige „Auto Chess“-Varianten. Was ist die Faszination hinter diesem neuen Spielprinzip?

Von Robert Glashüttner

Er ist erstaunlich, wie unvorhergesehen sich Trends in der Gameskultur entwickeln. Obwohl die großen Verlage mit ihren Produkten samt Marketing alles dafür tun, die Industrie in gut überschaubare Bahnen zu lenken, so entstehen die bemerkenswertesten Spiele und Spielgenres dann doch im Indie- und Modding-Bereich. „Minecraft“, „Counter-Strike“ oder „DOTA“ sind wegweisende, hochpopuläre Games, die alle aus der Community entstanden und erst später von Konzernen aufgegriffen worden sind.

Der neueste Mainstream-Gaming-Trend schließt nahtlos an diese Tradition an. „Auto Chess“ ist Anfang des Jahres als Mod für „DOTA 2“ gestartet und hat schnell eine große Fangemeinde um sich geschart. Das grundlegende Spielprinzip ist auf den ersten Blick recht sonderbar: Man selbst als auch der Gegner platziert Figuren auf einem Schachbrett-artigen Spielfeld (8x8 Felder). Danach kämpfen die Figuren ganz von selbst. Auto Chess eben. Warum ist das interessant? - Weil es in der Praxis zwar nicht ganz so simpel, aber dennoch leichtfüßig genug ist, um zu einem Massenphänomen werden zu können.

Kaufen, aufstellen, zusehen

Jede*r der beiden Spieler*innen beginnt mit wenigen Goldstücken und kann sich erst mal nur eine Figur kaufen. In den ersten paar Runden wird noch nicht gegeneinander gekämpft - stattdessen tritt man gegen computergesteuerte Mobs an, also kleine Gegner, die dazu dienen, dass unsere Spielökonomie ins Rollen kommt. Wenn man drei bis vier Figuren beisammen hat, beginnt „Auto Chess“ strategisch zu werden: Besonders wichtig ist die Zusammenstellung der Figuren und da sind in erster Linie die Synergien relevant. Je mehr Figuren derselben Klasse (Krieger, Magier, etc.) oder vom selben Volk (Ork, Dämon, etc.) am Spielbrett sind, desto mehr erhöhen sich Kampf- und Widerstandswerte. Drei gleiche Figuren fusionieren zu einer aufgewerteten Figur, die dann eine wesentlich höhere Durchschlagskraft besitzt.

Nebenher leveln wir uns die Fähigkeit hoch, mehr Figuren auf’s Spielfeld platzieren zu dürfen. Im Laufe einer Partie können bis zu zehn Figuren einer Fraktion gleichzeitig kämpfen. Neben der Zusammensetzung der Spielfiguren ist auch die jeweilige Platzierung der eigenen Truppe wichtig. Soll man die Kämpfer*innen vorne platzieren und die Zauber*innen besser geschützt dahinter stellen? Ist es klug, die Figuren mittig in einer Linie aufzureihen? Oder soll man sie doch eher auf eine der beiden Spielseiten zusammendrängen? So einfach das grundlegende Spielprinzip von „Auto Chess“ ist, so opak bleiben die Strategien bei der Aufstellung der Figuren. Weil immer automatisch gekämpft wird, lässt es sich für Einsteiger*innen schwer ausmachen, welche Platzierung welcher Figur den Kampfverlauf wie beeinflusst.

"DOTA Underlords"

Valve Corporation

„DOTA Underlords“ ist das derzeit hübscheste „Auto Chess“-Spiel.

Wahlweise vier oder acht Spieler*innen treten pro Runde in mehreren, gleichzeitig stattfindenden Einzelkämpfen gegeneinander an. Wer gewinnt, erhält etwas mehr Gold (zum Investieren in neue Figuren oder fürs Hochleveln), wer verliert, der oder dem werden Lebenspunkte abgezogen. Wer nach gut drei Dutzend Runden als letzter noch Lebenspunkte übrig hat, gewinnt die Partie. Obwohl man die Hälfte der Spielzeit den Figuren beim eigenständigen Kämpfen zusieht, ist das Gameplay von „Auto Chess“ sehr dynamisch. Der Wechsel zwischen Figurenkauf/Hochleveln, Aufstellung und Kampf findet in rascher Taktung statt. Und weil beim Kaufen und Aufstellen immer ein Countdown läuft, will in diesen Phasen auch jede Sekunde gut genutzt sein.

Drei „Auto Chess“-Varianten

Obwohl seit dem unverhofften Startschuss dieses neuen Game-Genres nur ein halbes Jahr vergangen ist, sind bereits jetzt drei verschiedene Varianten von „Auto Chess“ am Markt und frei spielbar: Das mittlerweile eigenständige Original vom chinesischen Entwickler Drodo Studio (das sich übrigens vom klassischen Legespiel Mah-Jongg zu „Auto Chess“ inspirieren hat lassen), das vom Entwickler Valve vor kurzem in einer Early Access-Version veröffentlichte „DOTA Underlords“ und „Teamfight Tactics“, ein neuer „Auto Chess“-Spielmodus in „League of Legends“.

Sowohl „DOTA Underlords“ als auch „Teamfight Tactics“ basieren auf ihren jeweiligen Hauptspielen. Kennt man von dort die Spielfiguren, hat man einen großen Vorteil gegenüber jenen, die diese Games nicht kennen bzw. spielen. Das ursprüngliche „Auto Chess“ von Drodo Studio, das mittlerweile aus „DOTA 2“ ausgekoppelt wurde (derzeit allerdings nur für mobile Geräte erhältlich), ist für Einsteiger*innen am empfehlenswertesten, weil hier die Figuren keine Geschichte mitbringen und somit niemand einen markanten Startvorteil hat.

„Auto Chess“ in der FM4 Spielekammerl-Show

Gemeinsam mit dem Kollegen Andreas Thaller von Radio Orange (er betreut dort die Sendung „Highscore“) haben wir uns in der FM4 Spielekammerl-Show dem Phänomen „Auto Chess“ angenähert.

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