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Ein Foto des Autors Linus Volkmann

Frederike Wetzels

Eine Anleitung für die Pop-Karriere

„Männer die im Sommer kurze Hosen tragen, haben keine Ehre.“ schreibt der deutsche Journalist und Autor Linus Volkmann. Weitere knallharte Wahrheiten in seinem aktuellen Büchlein „Sprengt die Charts! - Wie werde ich Popstar (und Warum?)“

Von David Pfister

Linus Volkmann ist eine berühmt-berüchtigte Figur im deutschsprachigen Pop- und Kulturjournalismus-Betrieb. Jahrelang war er stellvertretender Chefredakteur beim inzwischen leider eingestellten Musikmagazin Intro. Inzwischen ist Linus Volkmann zum Musikexpress und zum TV-Sender ARTE und zu Jan Böhmermann gewechselt. Auch bei uns auf FM4 war Linus Volkmann schon mal Gastmoderator.

Krude Niedleichkeit

Neben seiner hauptberuflichen Beschäftigung als Journalist, veröffentlicht Volkmann alle Jahre ein Buch. Große Begeisterung erntete er mit seinem Debüt „Super-Lupo“. Die Abenteuer seiner jugendlichen und jung gebliebenen Protagonist*innen amüsieren und zeichnen sich durch eine krude Niedlichkeit aus. Nun hat Linus Volkmann ein neues Buch veröffentlicht: „Sprengt die Charts! - Wie werde ich Popstar (und Warum?).

„Wenn man mich heute sieht, würde es niemand ahnen, aber auch ich war nicht immer dieser schillernde Halbirre im Rampenlicht, der heute allein schon mit seiner blanken Existenz fasziniert.
Ich kaute auf alten Pizzakartons herum, schlief mehr als nötig, stalkte die Nachbarskatzen. Selbstwertgefühl? Das war etwas für Top-Manager und Schornsteinfeger, aber sicher nicht für mich.“

Linus Volkmann prägte mit seiner lustigen Ironie und Selbstironie die deutschsprachige Indie-Kultur erheblich. Seine Plattenkritiken im Intro-Magazin haben stets den Punkt getroffen, genauso wie seine Artikel. Seine liebreizenden Micro-Romane wie „Super-Lupo" oder „Endlich Natürlich“ waren gern verwendete Bierdeckel auf den Nachttischen von Belle & Sebastian-Fans. Nun hat sich die alternative Jugend- und Popkultur in den letzten Jahren aber radikal verändert.

Cover des Buchs "Sprengt die Charts" von Linus Volkmann

Ventil Verlag

Sprengt die Charts! - Wie werde ich Popstar (und Warum?) von Linus Volkmann ist im Ventil Verlag erschienen.

„Was auch immer ihr allerdings über eure Band schreibt… Seid nicht enttäuscht, es wird sich nichts daran ändern, dass die Rezensionen, die ihr bekommt, so geschrieben sein werden, wie ein Hund frisst. Das liegt einfach am siechen Format Plattenkritik. Einst stellte sie die Königin im Pop-Game dar. Vor dem Web 2.0 kündete sie von bald erscheinenden Alben und sprach Kaufempfehlungen dazu aus (oder auch nicht). Mittlerweile ist sie allerdings völlig verlottert und hängt in der Gosse ab. An die Stelle von Armut und Präzision traten digitale Inflation und Gefälligkeitsjournalismus.“

Barmherziger Zynismus

Der Plattenkritiker und Musikjournalist Linus Volkmann hat also seine Heimat verloren und das hat seine stets vorhandene Ironie in einen nahezu darwinistischen Sarkasmus verwandelt. Allerdings ist der Mann aus Frankfurt am Main tief in seinem Herzen der allerliebste Mensch der Welt und so haben wir es in seiner neuen Veröffentlichung mit dem Paradoxum eines liebevollen, barmherzigen Todes-Zynismus zu tun. Sein neues Büchlein „Sprengt die Charts“ behauptet Gebrauchsanweisung für eine Popstar-Karriere zu sein. Das ist eine Alibi-Behauptung die es Linus Volkmann erlaubt viele kleine und enorm lustige und oft sehr absurde Texte in ein Buch zu pressen. Loser Faden sind die kläglichen Aspekte der walwunden Popkultur.

„Ich drücke die Klinke einer weiteren schweren Brandschutztür runter. Sie öffnet sich, ah, einer der Dressing-Rooms. Auf der Bank sitzt Thom Yorke, Sänger von Radiohead. Er hält sich den Bauch, am Boden eine Lache aus Blut. Ach, du Scheiße. Allerdings immerhin zwei Balken Empfang hier.
Yorke stöhnt. Was ist schon ein bisschen Smartphone-Empfang gegen ein Menschenleben? Das ist mir natürlich klar - denn ich bin ja enorm emphatisch und Sternzeichen Wassermann. „Somebody shot me“, murmelt der britische Sänger. Ich stehe etwas verlegen da, was antwortet man in so einer Situation? Ich nicke einfach. Er nickt zurück. Cool. „Ja, sorry you are dying, Mister Yorke“. „I’m Collin Greenwood“.

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