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Blumenaus Fußball-Journal

Warum die Vertreter anderer Sportarten den Fußball so hassen - am aktuellen Beispiel Linz

Die Fußball-Karte sticht alles. Für den LASK räumen Gemeinde und Land das Linzer Stadion und fegen eine funktionierende Infrastruktur anderer Sportarten weg als wär’s Spielzeug. Kein Wunder, dass die Einser-Sportart in Österreich so viele Feinde hat.

Von Martin Blumenau

Prelude: Ich bin alle paar Monate bei den sogenannten Publikums-Gesprächen des ORF dabei. In immer einem anderen Landesstudio erzählt ein Sendesaal voll mit nach demoskopischen Kriterien ausgesuchten Menschen aus bestimmten Interessensfelder, was sie so bewegt. Auch im Bereich Sport.

Zuletzt zur Frauen-WM in Blumenaus Fußball-Journal, das jetzt wieder regelmäßig erscheint: alles zum Halbfinale, Zwei deutsche Niederlagen im Vergleich, Vorweggenommene Finalspiele - Assoziationen zum Viertelfinale Frankreich - USA sowie Frauen-Fußball wird wie Männer-Fußball und das ist nicht nur gut so. Davor: Zur Untrennbarkeit von Fußball und Politik mit zwei Beispielen aus dem Frauen-Fußball. Und das war die Vorrunden-Bilanz der Frauen-WM, nach einem ersten Blick und einem zweiten auf Deutschland vs Spanien.

Zuletzt zur Copa America: alles zum Halbfinale Brasilien - Argentinien, eine erste Bilanz und eine Preview.

Zuletzt im Journal: Germanys Next Bundesliga-Coach - die heimische Liga als Versuchs-Labor. Dazu auch eine Analyse der Position der Chef-Coaches und die Bilanz der letzten Saison, alles über die systematische Analyse-Verweigerung nach der U21-EM. Plus: Nachträgliche Relativierung, die Nachlese zur Niederlage der U21 gegen Dänemark; die Analyse des Sieges über Serbien. Davor Texte über den letzten Test vor Beginn der ersten U21-Euro an der der ÖFB teilnehmen darf. Und eine Nachlese zum Finale.

Außerdem im Journal: Vorteil Dänemark: Fußball im digitalen Zeitalter; eine Analyse der Hahnenkämpfe um die globalen Fußball-Rechte anlässlich des Afrika-Cups, eine Analyse der geschlossenen Gesellschaften im Fußball Closed Shop – am Beispiel der beginnenden UEFA-Bewerbe und des Trainingsbeginns der Liga-Meisterschaft.

Außerdem: Nachbetrachtung zum Mazedonien-Ausflug des ÖFB-Teams sowie Preview und Nachlese zum Slowenien-Länderspiel.

Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website, oder im langjährigen Journal. Regelmäßiges zu diesen Themenfeldern abseits des Fußballs folgt im Herbst.

Und neben vielen Fragen zu Sportrechten, gesetzlichen Bestimmungen oder die Tonalität einzelner Starmoderatoren gibt es da ein anderes, ständig wiederkehrendes Thema. Von Vorarlberg bis zum Burgenland. Warum denn dem Fußball-Sport alles hinten reingeschoben werde.

Das nervt die Menschen echt. Vor allem jene, die sich in anderen Sportarten, Vereinen etc. engagieren, die ständig mit Geldknappheit, mühseligen Bitten an Land und Gemeinden und steter Sponsorensuche konfrontiert sind.

Das ist im Bereich Fußball nicht anders. Nur dass dort hin und wieder, vor allem im Bereich der großen Vereine, ganz große Würfe passieren, Entscheidungen um teure Stadien-Bauten getroffen werden oder große Sponsoren, die im Naheverhältnis zu Bund oder Ländern stehen, einsteigen. Was dann auch entsprechend publiziert wird.

Andere Sportarten, auch solche, die Weltklasse-Athleten an den Start bringen, sind mit infrastrukturellen Bedingungen konfrontiert, die an Verhöhnung grenzen. Die daraus entstehende Dynamik, der Neid, ja Hass dem Fußball gegenüber, der sich von der öffentlichen Hand den Goldstaub in den Arsch blasen lässt, während der restliche Sport sich von Krümeln ernähren muss, ist ein Selbstläufer. Und natürlich übertrieben. Aber im Kern wahr.

Die Gugl-Affäre

Das, was dieser Tage dazu in Linz abläuft, befeuert diese Vorurteile, diese Dynamik, diesen Neid und diesen Hass auf das Allerfeinste. Der Fall um die Linzer Gugl bestätigt alle üblen Narrative, die andere Sportler und ihre Funktionäre und Unterstützer zu erzählen wissen. Und das ohne eigentliche Not, als unforced error.

Was ist geschehen?

Der LASK, einer der Top 5-Zuschauermagneten des heimischen Fußballs, ein volksnaher Publikums-Verein par excellence, ein wichtiger Player, mit dessen Erfolgen sich Stadt, Land und viele Menschen im Umfeld schmücken, braucht eine neue Heimat.

Das alte Linzer Stadion, die Gugl, entspricht heutigen Ansprüchen nicht mehr. Das war schon angesichts der Euro 2008 klar - damals konnten sich Stadt/Land aber nicht zu einem Neu/Umbau durchringen; ebenso wie Graz. Ein Fehler wie man heute weiß. Graz hat längst reagiert, Linz ist mittlerweile die letzte der sieben relevanten Landeshauptstädte, die nachzieht.

Der LASK ist in die Vorstadt nach Pasching ausgewichen, im alten Linzer Stadion spielen - vor oft jammervoller Kulisse - die Rivalen von Blau-Weiß. In den letzten Monaten war von einem Stadion-Neubau am Stadtrand (in Pichling) die Rede, das Projekt war durch Anrainer-Proteste (Naturschutz) aber von vorneherein doomed.

Foto von LASK

APA/EXPA/REINHARD EISENBAUER

Mitwoch nun der völlig überraschende Befreiungsschlag: Der Landeshauptmann (VP), der Sportlandesrat, der FP-Klubobmann, der Bürgermeister (SP), die drei Vizebürgermeisterinnen (SP, VP und FP) und der LASK-Präsident präsentierten den Plan eines Ausbaus des Gugl-Stadions. Das heißt: ein reines Fußball-Stadion, samt Überdachung, Laufbahn weg, Vertrag über 80 Jahre, Spielbetrieb ab 2022, alleiniges Verfügungsrecht des LASK, Länderspieltauglichkeit. Blau-Weiß bekommt ein eigenes kleines Stadion.
Alles geklärt also?

Nein, denn mit den anderen Nutzern hatte man nicht gesprochen. Die Leichtathleten des Linzer Olympiazentrums, die das Stadion als Trainingsort nutzen (zb Diskus-Werfer Lukas Weißhaidinger oder die Siebenkämpferinnen Verena Preiner und Ivana Dadic), wurden nicht in die Entscheidung eingebunden, ja sie wurden nicht einmal vorab informiert.

Es sei eine „Zerstörung der Wirkungsstätte vieler Sportlerinnen und Sportler“, sagt Weißhaidinger. „Es bricht mir das Herz“, sagt Dadic. „Wir können nicht glauben, was hier passiert“, sagt der ÖLV-Generalsekretär. „Das ist eine Amputation“, sagt der Sportdirektor.

Am Tag nach den erschrockenen Reaktionen der Leichtathleten (andere betroffene Sportarten aus dem Olympiazentrum kamen gar nicht mehr vor) ruderte der Sportlandesrat zurück, sagt kurz- und mittelfristigen Ersatz, also Maßnahmen, Stadion- und Anlagen-Neubauten zu. Hauptargument um die Lage zu beruhigen: bis 2022 wäre ja noch genug Zeit.

Inhaltlich mag das alles stimmen. Und womöglich steht auch der Aufschrei der Leichtathleten in keiner Relation zu Nutzen und Auswirkung. Aber darum geht es nichts. Es geht ums Formale, um den Umgang mit den Betroffenen, um die Kommunikation.

Und nein, es handelt sich um keine Provinz-Posse: derlei könnte genauso auch in Wien ablaufen - Vergleichbares gab es ja bereits.

Es ist keine allzu neue Erkenntnis dass diejenigen Player, die politisch besser vernetzt sind, Vorrang genießen.
Diese Ungleichgewichtung aber in der Außenwirkung derart zu überbetonen, ist allerdings ausgesprochen ungeschickt. Eben weil es die Narrative befeuert, den Neid und Hass auf den Fußball nährt und damit dem Sport selbst schadet. Der Politik und ihrer Befähigung zum Ausgleich sowieso.

Den Text gibt’s auch zum Anhören als Podcast.

Blumenaus Fußball-Journal 050719

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