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Dead Horse Beats

bastard jazz

artist of the week

Dead Horse Beats: Soundtrack zum verregneten Sommerurlaub

Der kanadische Produzent und Multiinstrumentalist Dead Horse Beats entwirft auf „Inglaterra“ eine ungewöhnliche Ferien-Phantasie und liefert gleich die melancholisch-tanzbare Untermalung dazu - unser Artist Of The Week!

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Patrick Wade hatte einen wahren Traumjob: Im Auftrag der kanadischen Nationalparks lebte er Monate lang in der Wildnis und gestaltete dort Dokumentationen über die Schönheit der Natur. Nebenbei hatte er mangels großstädtischer Ablenkungen auch noch jede Menge Zeit für seine andere Leidenschaft: Die HipHop-Beats! Einige Jahre davor hatte er begonnen, im mitgelieferten Video-Schnittprogramm auf seinem Laptop Soul-Loops zu schneiden. Mit etwas elaborierterem Setup saß er schließlich auch im kanadischen Teil der Rocky Mountains - und die resultierende Campfire Sessions EP war ein erster kleiner Durchbruch für den Produzenten, der sich selbst in einem Anflug von Wortverspieltheit Dead Horse Beats genannt hatte (und das bis heute so halb bereut).

Do it yourself

Ein paar Jahre später lebt der Produzent in Montreal und ist dazu übergegangen, einige der Samples selbst nachzuspielen. Sein in Brooklyn beheimatetes Label Bastard Jazz fordert ihn heraus, das Konzept auf Albumlänge durchzuziehen. Und so spielt Wade auf Inglaterra nun tatsächlich die meisten Instrumente und singt auch selbst, nur einige befreundete Musiker und die kalifornische Sängerin und Multiinstrumentalistin Low Leaf haben noch mitgewirkt.

Der Titel ergibt sich aus dem unüblichen Konzept: Inglaterra soll die Stimmung einfangen, die spanische Urlauber bei einem regnerischen Aufenthalt in England verspüren. Musikalisch äußert sich das in einer Melancholie, die unter den funky Grooves durchschimmert. Patrick Wade wirkt immer leicht wehmütig, egal ob in der Disco oder auf der Yacht. Dass sich die einzige Coverversion auf der Platte an Tim Maia, dem König des brasilianischen Soul abarbeitet, fügt sich in das stimmige Gesamtbild.

Im Nachhinein, erklärt Patrick Wade, sei es schon ein ziemlicher Kraftakt gewesen, die Platte einzuspielen. Weil es das erste Mal war, dass er über weite Teile selbst spielte und sang, brauchte es nach seinen Angaben tausende Stunden und gut zwei Jahre, um den richtigen Sound zu finden. „Ich habe viel gelernt, und eigentlich sollte die nächste Platte viel schneller gehen“, so Dead Horse Beats. „Aber vielleicht ist das auch nur Wunschdenken!“

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