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"Harry Potter: Wizards Unite"

Warner Bros. / Niantic

Expecto Patronum

Drei Jahre nach dem legendären „Pokémon Go“-Sommer gibt es dasselbe Spielprinzip nun in einer Harry Potter-Variante. Das Game ist amüsant und funktioniert technisch gut, doch nach einer Weile wiederholen sich die Inhalte.

Von Robert Glashüttner

Am Anfang war ich heillos überfordert: Hier gibt es so viele virtuelle Sammelalben, Rubriken, Listen und Einstellungen, dass es einem erst mal über den Kopf wächst. „Harry Potter: Wizards Unite“ begeht damit eigentlich eine Gamedesign-Sünde, die man anderen Computerspielen nicht so leicht nachsieht. Doch hier handelt es sich um einen Sonderfall, denn „Wizards Unite“ ist das neue Game vom „Pokémon Go“-Entwicklerstudio Niantic - jener Firma, die Augmented-Reality-Spiele gemeistert hat.

Augmented Reality, das heißt, dass die physische Welt mit der virtuellen verschmilzt. Vereinfacht gesagt ist es so, als ob man mit Google Maps am Handy durch die Gegend spaziert - nur, dass die Landkarte dabei aussieht wie aus einem Kinderbuch und dass fiktive Wesen, Gegenstände und Gebäude am Bildschirm auftauchen.

Zaubern, sammeln, looten

So durchstreift man in „Harry Potter: Wizards Unite“ mit seinem Smartphone seine Umgebung und findet auf dem Weg immer wieder verzauberte Wesen und Gegenstände. Wenn wir auf eines von ihnen tappen, beginnt ein Kampf, und dabei müssen wir mit dem Finger eine bestimmte Geste - den jeweiligen Zauberspruch - am Handy nachziehen. Je schneller und je präziser man das macht, desto stärker wirkt die Magie. Dennoch wehren sich manche der zu bekämpfenden Wächter, die die sogenannten „findbaren Gegenstände“ (die wir retten/sammeln müssen) eingesperrt haben. Dann helfen nur weitere Zauberversuche bzw. ein Trank, der unsere Fähigkeiten verbessert.

„Harry Potter: Wizards Unite“ ist für Android und iOS erschienen.

Das Game ist mit vielen Features gespickt, auf die man aber nicht gleich kompletten Zugriff hat. Es gibt neben den findbaren Gegenständen und Figuren auch virtuelle Wirtshäuser, Festungen und Gewächshäuser. Man kann Tränke brauen und später auch magische Portale freischalten. In Bewegung bleiben sollte man dabei immer, oder zumindest öfter mal den Ort wechseln. Denn am selben Fleck gehen einem bald die Aufgaben aus.

Harry Potter Wizards Unite Screenshots

Niantic / Radio Fm4

Links: Mein noch recht junger Magierausweis. Rechts: In der Bahnstation taucht ein Todesesser auf! Mitte: Mitten in Wien begegnet einem mituner eine Riesenspinne.

Stadt und Land

Ich habe „Wizards Unite“ am Anfang hauptsächlich am Land gespielt. Dort gibt es wesentlich weniger virtuelle Infrastruktur, was dazu führt, dass einem immer wieder mal die Ressourcen ausgehen, die man vor allem für die Kämpfe gegen die Wächter benötigt. Ein paar Mal bin ich an Grenzen gestoßen, wenn mir etwa die Zauberenergie ausgegangen ist oder mein virtueller Rucksack übervoll wurde. Dennoch finden sich selbst im abgelegensten Dörfchen zumindest ein, zwei Häuser, wo man seine Energie wieder ein bisschen aufladen kann. Zumindest in den ersten paar Spielstunden ist es also nicht notwendig, Geld auszugeben, um sich virtuelle Ressourcen zu kaufen. Man kommt mit steter Zauberei gut über die Runden.

Unterhaltsam ist „Wizards Unite“ vor allem für jene, die die Harry Potter-Welt gut kennen. Wer in die Materie eingearbeitet ist, freut sich, diverse Orte und Figuren aus Hogwarts wiederzusehen. Es gibt auch eine eigene Story, die zwischen unserem magischen Treiben nebenher erzählt wird. Da geht es um einen mächtigen Zauber, der für das Chaos verantwortlich gemacht wird. Aber wer hat ihn gesprochen, und warum?

Unterhaltsamer Start, repetitive Fortsetzung

Ein paar Tage lang bietet „Harry Potter: Wizards Unite“ gute Unterhaltung - dann also, wenn das Zaubern und Sammeln noch neu und ungewohnt ist. Die vielen, anfangs erwähnten Untermenüs, Ressourcen, Wesen und Gegenstände haben diesbezüglich auch ihre Vorteile, denn erst mal entdeckt man ständig etwas Neues. Lustig ist es zu Beginn auch, wenn man sich seinen eigenen Magier*innenausweis - inklusive Fotospielereien - erstellt.

Ab einem gewissen Zeitpunkt beginnen sich aber die meisten Inhalte im Spiel oft zu wiederholen. Nach der fünf- bis zehnstündigen Einspielphase ist es die nächste große Aufgabe, besondere Orte (das heißt: auch andere Städte oder Länder) aufzusuchen und sich mit anderen Spieler*innen zusammenzuschließen, um besonders rare und geheime Inhalte zu entdecken. Dieser Sprung vom Gelegenheitsspiel zur zeitintensiven Leidenschaft ist allerdings ziemlich groß. Reinspielen zahlt sich aber auf jeden Fall aus, weil das Game prinzipiell kostenfrei ist und ein aufwendig entwickeltes Augmented-Reality-Spiel weiterhin eine Ausnahme ist, die nur alle paar Jahre vorkommt.

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