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The Sinking City

Frogwares

„The Sinking City“: Detektiv spielen nach H.P. Lovecraft

Spiele zum Werk und Erbe des großen US-Autors H.P. Lovecraft gibt es zuhauf, „The Sinking City“ ist als Open-World-Ermittlungsabenteuer ein besonders ambitioniertes.

Von Rainer Sigl

Überschwemmte Straßen, verfallene Häuser, an denen sich Schimmel und tote Korallen festkrallen, apathische Menschen, die mit leerem Blick herumwandern: Das Kleinstädtchen Oakmont an der Ostküste der USA hat schon bessere Zeiten erlebt. Zwischen den Weltkriegen hat die Stadt nicht nur mit einer verheerenden Überschwemmung zu kämpfen, sondern auch mit einer Epidemie an Wahnsinn.

Um deren Ursprung zu finden, kommen wir als abgehalfterter Privatdetektiv in diese unheimliche Stadt und wir bemerken schnell: Hier ist etwas faul - und zwar mehr als nur die Tonnen verrottender Fisch in den verdreckten Straßen und Ruinen dieser Stadt. „The Sinking City“ heißt das Videospiel, das uns in diese Stadt entführt, und das zitiert unverkennbar wieder und wieder den großen H.P. Lovecraft. Im Lauf unserer Ermittlungen kommen unheimliche Vorgänge ans Licht, wie sie auch im Werk des Kultautors immer wieder zu finden sind.

Tüfteln statt kämpfen

Wir erforschen Oakmont zu Fuß und per tuckerndem Motorboot und suchen nach Hinweisen in Archiven und bei Gesprächen mit den seltsamen Stadtbewohnern. Manche Stadtteile sind von unheimlichen Monstern überrannt, dann heißt es kämpfen - mit Nahkampf- und Schusswaffen. Der Fokus des Spiels liegt allerdings viel mehr auf den Ermittlungen als auf Action, denn in „The Sinking City“ darf man sich, wie schon in den vorangegangenen „Sherlock Holmes“-Spielen des ukrainischen Entwicklers Frogwares, richtig als Detektiv fühlen.

Das beginnt damit, dass man aus gefundenen Beweisen eigene Theorien und Schlussfolgerungen zusammenstellt und geht bis zur händischen Suche in Polizei- und Zeitungsarchiven. Auch die Orientierung in dieser Stadt ist nicht so einfach wie sonst gewohnt, denn ein praktisches Navi oder eine Minimap gibt es hier nicht - stattdessen muss man sich selbst auf der Karte orientieren und aus Hinweisen seine Ziele selbst heraustüfteln. Das ist zwar besonders anfangs recht mühsam, zwingt uns aber dazu, die unheimliche Stadt genau kennenzulernen.

The Sinking City

Frogwares

Open-World-Detektivarbeit

„The Sinking City“ ist ein ungewöhnliches Open-World-Spiel: Statt Action steht hier die Geschichte im Vordergrund. Schauplatz und Bewohner geben dabei atmosphärisch ebenso viel her wie die spannende Story. Besonders erfreulich ist, dass hier sogar der im Werk von Lovecraft überall vorhandene latente Rassismus thematisiert wird.

Erschienen ist „The Sinking City“ für Windows, PS4 und Xbox One.

Aber Vorsicht: Mit den um ein Vielfaches teureren Open-World-Bestsellern kann das Indie-Spiel nicht mithalten. Die Kämpfe sind eher holprig, die Stadt wirkt nicht so belebt wie in anderen Genrevertretern und auch die Bedienung ist manchmal etwas zu umständlich geraten. Kurzum: Die Detektivarbeit, die man hier leistet, fühlt sich hin und wieder wie echte Arbeit an. Lovecraft-Fans mit Zeit und dem Willen, sich ganz in dieses Abenteuer zu versenken, wird’s weniger stören: Atmosphäre und Story entschädigen für die Schwächen.

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