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Das 1. Mal

Das erste Mal: „Clueless“

Auch diesen Sommer stellen sich Filmredakteurinnen endlich jenen berühmten oder vieldiskutierten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben. Manchmal auch ganz bewusst. Heute auf dem Programm: „Clueless“, den FM4 100%-Fashion-Fuzzi Gerlinde Lang noch nicht gesehen hat, trotz digital rotierenden Kleiderschranks.

Von Gerlinde Lang

Auf Fashionsblogs und in Modemagazinen wird „Clueless“ von 1995 gern zitiert, und der Stil von Wonneproppen und MTV-Videostar Alicia Silverstone im Film referenziert. Der Film wird somit nachgeholt, hoffentlich gibt’s kein posttraumatisches Highschool Flashback.

„Clueless“ hat anscheinend so eine große Strahlkraft, dass wir uns schon 2018 dem Film gestellt haben.

Doch schon der erste Eindruck verwirrt: Das soll ein Modefilm sein? irgendwie kann ich mir „Clueless“ nur als Produkt der Ironiesucht der 90er vorstellen. Hauptfigur Cher, populäres reiches Mädchen aus der Beverly Hills High-School, ist preppy gekleidet, redet affektiert, bewegt sich wie eine Mischung aus Ente und Dragqueen, und geht in jedem Falle taktisch vor, ob es nun darum geht Lehrer zu besseren Noten zu manipulieren oder ihre Freundinnen zu verkuppeln. Dabei verpennt Cher ein bisschen ihr eigenes Liebesglück. Ein recht seichter Wandel schenkt ihr am Ende auch das. Oh ihr oberflächlichen Nineties! (Vorbei sind die 80er mit ihrer Endzeitstimmung.)

Hier haben wir einen Teeniefilm für eine nicht-mehr-Teenie Zielgruppe, bei dem weder die superschnellen Dialoge noch die Musikauswahl aus Britpop und 70s-Rockhits wirklich aus der Welt der reichen Teenies von 1995 kommen.

Clueless Filmstill

Paramount Pictures

Mode kommt hier nicht gut weg

Kommen wir zum Fashion-Anteil: Mode kommt in diesem Film eigentlich als oberflächlich und dumm weg. Cher organisiert ihren riesigen Kleiderschrank mit Hilfe eines Computerprogramms. Aber warum ist das Resultat dann eine kackgelbe Karoblazer-Minirock-Kombi mit Strümpfchen? So stellt sich der kleine Maxi wohl die Haute Couture vor. Die arme reiche Cher wird in einer Szene, die erstaunlich folgenlos bleibt, bewaffnet überfallen. „Leg dich auf den Boden", sagt der Täter. Cher sagt: „Ich kann nicht, das ist eine Alaia Jacke.“ Dieses grässliche Pseudo-Chanel Federmonster soll vom König der engen schwarzen Strickkleider kommen? Wohl kaum.

Screenshots aus Clueless

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Doch halt! In Clueless haben wir auch eine Figur, die FM4-Hörerin sein könnte. Die neue Schülerin Tai, gespielt von der großäugigen Schauspiel-Naturgewalt Brittany Murphy, Gott hab sie selig, als Kifferin in Armyhose und Karohemd. Cher zeigt der netten Neuen sofort ihre größte Zuwendung: Tai bekommt ein Makeover. Also, Tai wird zur Tussi umgestaltet, die gefahrlos im haigeschwängerten Popularitätswasser mitschwimmen kann. Wer braucht schon Persönlichkeit. Ab in den Catsuit, vor das Cindy-Crawford-Supermodel-Fitnessvideo. "Ich mache sie gutgekleidet, populär und glücklich“, sagt Cher. „Ich rette sie aus der Adoleszenzhölle, diese Wunden könnten sonst jahrelang nicht heilen.“ Kurz wünsche ich mir auch die in Cher verwirklichte unmögliche Kombination aus populär und freundlich in meine traurige Teeniezeit. Zu spät. Schließlich zieht Tai ihr wahres Wesen der Popularität und dem Style vor. Vielleicht gibt es doch ein ehrliches Happyend in Clueless, vielleicht ist es bloß nicht das von Cher.

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