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Buchcover: Markus Huth mit einer Ziege

Penguin Verlag

Markus Huth reist als Tiersitter „Mit 80 Viechern um die Welt“

Der Journalist Markus Huth hat auf allen fünf Kontinenten auf Tiere aufgepasst. Warum ein Wellensittich nicht der chilligste Schützling ist und wie man Elefanten wäscht, erzählt er in seinem Buch „Mit 80 Viechern um die Welt - Als Tiersitter auf Reisen“ und im FM4 Interview.

Von Maria Motter

Als Aussteiger will sich Markus Huth nicht bezeichnen, obwohl er heute auf der paradiesischen Insel La Gomera lebt, nachdem er dort seine Partnerin kennengelernt hat. „Wir bleiben jetzt einfach hier. Heute im Zeitalter des Internets kann man gar nicht mehr richtig aussteigen“, sagt der gebürtige Deutsche. Vom Netz hat er sich auch bei seinen Tiersitter-Abenteuern leiten lassen: Auf Internetseiten wie mindmyhouse.com oder workaway.info hat er seine Aufenthaltsorte und Schützlinge gefunden. Monatelang ist Markus Huth durch die Welt gereist, um auf fünf Kontinenten auf fremde Tiere aufzupassen.

Buchcover: Markus Huth mit einer Ziege

Penguin Verlag

„Mit 80 Viechern um die Welt - Als Tiersitter auf Reisen“ von Markus Huth ist 2019 im Penguin Verlag erschienen.

Die erste Station ist eben die Atlantikinsel La Gomera, wo er auf den ängstlichsten Hund der Welt schaut. Bald wird ihn ein Manul in der Bergwelt Kirgisistans anfauchen, werden Kängurus für Streicheleinheiten auf ihn zu hoppeln und er wird eine Elefantenkuh in einem Flussbad mit einer halben Kokosnussschale massieren.

Die Idee, das Erlebte aufzuschreiben, kommt ihm erst unterwegs. Seine Auftraggeber*innen informiert er nicht über sein Buchprojekt, er will ein Volunteer sein wie alle anderen.

Salopp und sachkundig erzählt Markus Huth von seinen Abenteuern. Abgesehen von Ausdrücken wie Zigeunerlager und Indianer, die das Lektorat augenscheinlich leider nicht störten, ist das Buch eine vergnügliche Lektüre. Im Vorwort hält der Autor in vorauseilender Vorsicht fest, dass sein Buch Vegetarier*innen nicht unbedingt erfreuen wird. Doch der Versuch, einen abgemagerten Manul mit einem lebenden Murmeltier aufzupäppeln, wird anders verlaufen als gedacht. Markus Huth hat einen angenehm unverklärten Blick auf Tiere und deren Besitzer*innen.

Ans Herz wächst ihm ein 69 Kilo schwerer Leonberger-Mischling und zu seinen Lieblingstieren gehört Esel Freddy, der eigentlich als Futter für die Schneeleoparden vorgesehen ist. Der exotische Ort, eine Art Reha-Reservat und Gnadenhof, erweist sich insgesamt als eher traurig: „Die Schneeleoparden sind so die einzigen Tiere, bei denen ich das Gefühl hatte, ihnen helfen zu wollen“, sagt Markus Huth.

„Ohne Plan durch Kirgisistan“ hieß das erste Buch von Markus Huth.

Alcu, die dreibeinige Schneeleopardin

„Die Schneeleoparden lebten in Kirgisistan in diesem Reha-Zentrum und durften quasi nie wieder in die freie Wildbahn. Weil die so schwer verletzt waren oder zu sehr an Menschen gewöhnt, dass die nicht in freier Wildbahn überleben durften. Das heißt, das war wie ein Zoo ohne Besucher. Trotz der paradiesischen Berglandschaft war das halt ein bisschen melancholisch für mich.“ Die Wildhüter füttern die Großkatzen täglich, Huth hat sich oft neben das Gehege gesetzt und der dreibeinigen Schneeleopardin Alcu gut zugeredet. Selbstverständlich unter Einhaltung des gebotenen Sicherheitsabstandes.

Markus Huth mit einem Elefanten

Markus Huth

Tipps für weltweites Tiersitting

„In gefährliche oder in riskante Situationen bin ich beim Tiersitten gekommen, weil meine Gastgeber etwas verrückt drauf waren“, sagt Markus Huth. In der Nacherzählung liest sich das lustig - einmal wohnt er einem Drama auf einer bulgarischen Pferderanch bei, ein andermal harren die Volunteers in einem Rohbau auf Sri Lanka aus.

Als Sicherheitstipps empfiehlt der Journalist und reiselustige Buchautor: „Sagt euren Freunden und eurer Familie, wo ihr hinfahrt! Reist am besten nicht alleine, sondern zu zweit, zu dritt oder zu viert. Und wenn ihr das Gefühl habt, dass jemand komisch ist, haltet euch am besten fern von dem und lasst euch nicht ausbeuten als Tiersitter.“

Nur ein Wellensittich? Von wegen!

In Markus Huths kurzweiligem Buch „Mit 80 Viechern um die Welt“ erfährt man, dass ein Wellensittich nicht unbedingt das chilligste Tier ist, auf das man aufpassen kann. „Der hat die ganze Zeit seinen Namen gekrächzt - Wasabi! Wasabi! Wasabi! Oder er hat Küsse verlangt - Kissi, kissi, kissi! - von früh bis spät, ohne Pause.“

Um als Tiersitter zu jobben, muss man weder Tierpfleger noch Veterinärmedizin studieren. Das werde nicht erwartet, weiß Huth. Hilfreich ist, Geld gespart zu haben - vor allem, wenn man an fernen Orten Tiere hüten will. „Vor Ort, wenn man als Volunteer Tiere sittet, bekommt man die Verpflegung und Unterkunft von den Gastgebern gestellt. Da braucht man im Idealfall gar kein Geld mehr, wenn man einmal vor Ort ist.“ Und meistens bleibt noch viel Zeit zum Lesen. Markus Huth schätzt die „Couchsurfing“-Bücher von Stephan Orth, Science-Fiction und Fantasy.

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