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Skepta mit Publikum

Woody Woodsn

Stimmiger Plan B zur Halbzeit am Splash Festival

Gestern hat das deutsche Hip Hop Festival Halbzeit gefeiert. Am zweiten von drei regulären Festivaltagen ging es aber nicht nur um die Acts auf den Bühnen, sondern auch um einen, der es nicht auf die Bühne geschafft hat.

Von Dalia Ahmed

Am selben Festivalgelände wie das Elektronische Musikfestival Melt, einem ehemaligen Braunkohleabbaugebiet mit gigantischen stillgelegten Kränen, laufen über 25.000 Hip Hop Fans in der sogenannten „Ferropolis“ umher. Auf den Zeltplätzen, in den Chill Out Areas und vor den fünf Neben- und zwei Hauptbühnen. Und immer wieder brechen spontane „Free A$AP Rocky“-Sprechchöre in der Menge aus. Der New Yorker Rapper war am vergangenen Sonntag in eine Straßenschlägerei involviert. Rocky sitzt seit Tagen in Untersuchungshaft in Stockholm und beteuert, aus Notwehr gehandelt zu haben.

Auch die Artists auf den Bühnen rufen immer wieder „Free A$AP“. Hat der US-Rapper doch auch ein großes Loch im Splash Lineup hinterlassen. Rocky hätte der Headliner am Freitag sein sollen. 48 Stunden vorher wird Action Bronson spontan eingeschoben und Trettmann sowie Skepta rücken im Running Order nach hinten hin auf.

Action Bronson auf der Splash Bühne

Woody Woodsn

Action Bronson

Ein stimmiger Plan B. So flowt die Hip-Hop-Dramaturgie auf der Hauptbühne am Freitag genau richtig für so ein massives Rap Festival. Einziger Wermutstropfen sind dabei die fehlenden Frauen am Lineup. Und das obwohl die zwei größten gebuchten Rapperinnen am Freitag ihre jeweiligen Sets absolut gekonnt performen.

Nura, die am frühen Abend die Mainstage bespielt, bringt eine gesamte Vogue-Tänzer*innen-Crew mit auf die Bühne. Gemeinsam mit dem „Haus of Saint Laurent“ rappt sie Partyhymnen und stimmt zwischendrin auch ernstere Töne an, wenn sie zu mehr Solidarität aufruft und sich gegen unterschiedlichste Formen der Diskriminierung ausspricht.

Festival-Besucher mit "Free Rocky" am Rücken

LeaGK

Der Deutschrap-Superstar Bausa, der nach Nura das Mainstage Mic übernimmt, wirkt im Gegensatz dazu schon fast langweilig. Und das, obwohl er die Menge mit seinen rnb-, dancehall- und trapinspirierten Hits fest im Griff hat. Auf einem Bühnenbild, dass nach US-Großstadt-Skyline und graffitibeschmiertem, „urbanem“ Viertel ausschaut, macht Bausa alles, was man von einem Deutschrap-Star erwartet. Er lobt den amerikanischen Kollabo-Partner Diplo, holt Frauen aus dem Publikum zum Tanzen auf die Bühne und lädt den Rapperkollegen Apache als Gast auf die Mainstage für ein paar Lieder. Insgesamt eine Show, die einfach nur „fett“ sein möchte, das schafft, aber inmitten der anderen Künstler*innen kaum in Erinnerung bleibt.

Einprägsamer sind da teilweise auch Auftritte von Acts auf den kleineren Stages. Wie beispielsweise der Hamburger Rapper Ahzumjot, der auf dem „Playground“ nur mit DJ auf der Bühne und keiner Kulisse die Hip Hop Heads zum Ausrasten bringt. Sogar Nura steht seitlich bei der Bühne und feiert zum Auftritt des Kollegen, als wäre sie einfach nur Fan. Die Menge ist so begeistert von Ahzumjot, dass fast nach jedem seiner Songs „Ahzumjot“-Sprechchöre ausbrechen.

Saweetie auf der Splash-Bühne

Philipp Gladsome

Saweetie

Und auch Saweetie, die aufstrebende Rapperin aus der Bay-Area kann das Splash-Publikum für sich gewinnen. Mit ihren „Icy-Girls“-Tänzerinnen und einer DJ inszeniert sie eine durchchoreographierte Hip Hop Show, die durchgehend die Handykameras - bei einem vergleichsweise recht mitfilmscheuen Publikum - in die Höhe schnellen lässt.

Zurück auf der ganz großen Bühne spielt Trettmann als Deutsch-Headliner eine Show, die nur von ihm alleine auf der Bühne getragen wird (und verrät nebenbei, dass sein nächstes Album am 13. September erscheint). Eine Performance, die bis nach ganz hinten im Gelände hallt und die Besucher*innen zum Tanzen zwingt. Das ist auch wohl die Magie des Dancehalls, dessen Riddims und Trettmans Erfahrung als Shouter bei einem Dancehall Soundsystem in seiner Jugend.

Skepta auf der Splash-Bühne

Woody Woodsn

Skepta

Skepta, der schließlich als Insgesamt-Headliner die Bühne betritt, bezieht sich ebenfalls auf jamaikanische Einflüsse beziehungsweise die jamaikanischen Einflüsse im UK Grime. Skepta, als einer der Könige des Londoner Genres, will immer und immer wieder vom Publikum die „Energy“ sehen, fragt, fast schon händeringend, nach der Energie. Das aber nur aus einer vermeintlichen Verzweiflung, denn eigentlich hat Skeppy die Crowd schon längst in seinem Bann und intensiviert diesen allein durch die wiederholten Aufrufe „Where’s the energy“ und einmal sogar „Who the fuck is Skepta, I want energy“. Als Skepta seinen Hit „It Ain’t Safe“ anstimmt, werden die Grimefans so freudig, dass Skeptas DJ zum Reload ansetzen muss und die Platte mittendrin abbricht, um einfach nochmal von vorne zu starten.

Ein runder Festivalabend, an dem einer gefehlt hat und dann doch über die Shoutouts der Künstler*innen und die spontanen Chants des Publikums omnipräsent war. Free A$AP!

Die Arena: Festivalgelände

Philipp Gladsome

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