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Durch Todor Ovtcharovs Kolumne wissen wir mehr über ihn als Google & Co.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Viele Menschen haben Angst, dass die Sprachassistenten ihrer Handys ihre persönlichen Daten stehlen. Somit wissen unsichtbare Weltherrscher mehr über uns als wir selber. Ich persönlich verstehe nicht, warum sich jemand im Silicon Valley, in Moskau oder in Seattle dafür interessieren sollte, um wie viel Uhr ich täglich die Straßenbahn nehme.

Mein Freund Pawel ist so besessen von der Angst, dass ihn Google und Co. verfolgen, dass er es nicht mal wagt, Essen online zu bestellen. Sein Handy würde ihm wohl raten, Salat zu essen, wenn er sich ein Schnitzel bestellen will. Denn wenn in seinen Daten stünde, dass er sich im letzten Jahr mehr als zehn Schnitzel bestellt hat, dann würde Google auch gleich auf seine Blutbefunde aus dem Spital zugreifen und wissen, dass sein Cholesterin zu hoch ist. Dagegen würde er sagen, dass er Blutdruckmedikamente nimmt und Fett essen kann, so viel er will. Die unsichtbaren Beobachter wissen aber, wann er das letzte Mal in der Apotheke war und folglich auch, dass seine Pillen aus sind. Und so könnte Google, ausgehend von nur einer Online-Essensbestellung, sein Todesdatum voraussagen, denn Google spricht mit Gott höchstpersönlich.

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Am anderen Pol steht mein Freund Peter, der meint, dass Sprachassistenten das Nützlichste auf der Welt sind. Er wollte mir zeigen, wie schnell er wissen würde, wo in seinem Bezirk die besten Steaks zu bekommen sind. Sofort fragte er: „Wo gibt es die besten Steaks?“ Peter hat leider einige Sprachfehler. Der Assistent antwortete ausführlich, dass es in diesem Bezirk ganz sicherlich kein Asian coral snake gibt. Das ärgerte Peter und er fing ein nervöses Gespräch mit seinem Sprachassistenten an, dass ihn „snakes“ nicht interessieren, sondern er nur ein „Steak“ essen will. Die App beruhigte ihn, dass es nicht nur keine asiatischen Schlangen, sondern überhaupt keine Schlangen in diesem Bezirk gäbe. Wenn er doch eine „snake“ im Bezirk sähe, solle er seine „emergency breaks“ verwenden. Peter wurde rot wie eine Tomate. Er öffnete seinen Mund, um ein letztes Mal nach Steaks zu fragen, doch im letzten Moment sagte er „Döner“. Die App antwortete freundlich, dass die besten Döner gleich um die Ecke zu kriegen wären. Das beruhigte Peter ein bisschen, aber seitdem spricht er nicht mehr mit seinem Sprachassistenten.

Als wir unsere Döner aßen, fragte ich mich, wen es wohl interessieren würde, dass Peter nach Schlangen im Zentrum von Wien gesucht hat. Sorgen sollen sich Menschen machen, die ein Konto auf Panama haben, aber behaupten, dass sie von ihrem bloßen Gehalt leben. Wie im bulgarischen Finanzministerium zum Beispiel. Deren Datenbanken wurden neulich gehackt und Daten über die Finanzlage von Millionen von Menschen inklusive der Minister wurden per Mail an Medien verschickt. Die müssen sich vielleicht Sorgen machen. Mir ist es wurscht: Ich habe keine Konten in Panama und verwende keine Sprachassistenten. Und ihr, liebe Leserinnen und Leser, wisst durch diese Kolumnen mehr über mein Leben als Google.

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