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David Lama, Hansjörg Auer und Peter Ortner

Manuel Ferrigato / Red Bull Content Pool

Gedenkfeier für David Lama: „Manchmal wird man überrascht und es ist halt vorbei“

Vor gut drei Monaten sind die drei Spitzenalpinisten David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley bei einem Lawinenunglück in den Rocky Mountains umgekommen. Heute findet in Tirol eine Gedenkfeier für David Lama statt. Lamas Kletterpartner Peter Ortner spricht im Interview über seine Erlebnisse mit Lama und Auer.

Mit einem Lichtermeer soll heute Abend, Freitag, am Hoadl in der Axamer Lizum in Tirol dem verunglückten David Lama gedacht werden. Am 16. April ist er nach einer Klettertour am Howse Peak in den Rocky Mountains, gemeinsam mit dem Tiroler Hansjörg Auer und dem US-Amerikaner Jess Roskelley, beim Abstieg von einer Lawine erfasst worden.

Einen Bericht von der Gedenkfeier gibt es auf tirol.ORF.at

Hansjörg Auer wurde am 1. Mai in seiner Heimatgemeinde Umhausen im Ötztal im Beisein von hunderten Freund*innen und Wegbegleiter*innen beerdigt, David Lamas Asche wurde nach buddhistischer Tradition in Kathmandu beigesetzt. Mit der öffentlichen Gedenkfeier heute will David Lamas Familie auch seinen Wegbegleiter*innen und Fans einen Abschied ermöglichen.

Die Standseilbahn der Axamer Lizum wird dafür ab 17:00 einen kostenlosen Transport auf den Berg anbieten, eine Stunde später will man zur gemeinsamen Wanderung zum Hoadl aufbrechen und gegen 21:00 dort ein Lichtermeer entzünden.

Peter Ortner über seine Zeit mit Lama und Auer

Auch viele Kletterkolleg*innen werden bei der Feier dabei sein. Der Osttiroler Peter Ortner war mit David Lama am Cerro Torre in Patagonien und gemeinsam mit Lama und Auer am Masherbrum im Karakorum. Im Interview mit Christina Geisler erinnert sich Peter Ortner an heikle Situationen mit David Lama und Hansjörg Auer zurück und spricht auch über das Risiko, das den Klettersport ausmacht.

Christina Geisler: Du hattest eine sehr gute freundschaftliche Basis mit David Lama und Hansjörg Auer. Wie war das für dich, als dich im April die Meldung ihres Unfalls erreicht hat

Peter Ortner: Im ersten Moment habe ich mir gedacht, dass das nicht wahr sein kann. Ich glaube ich halluziniere. Schlussendlich habe ich mir dann die Fakten angehört und verschiedene Leute angerufen. Dann war für mich relativ klar, dass die ganze Geschichte nicht gut ausgegangen ist.

Ihr seid früher schon gemeinsam unterwegs gewesen, als ihr wegen der Lawinengefahr umdrehen musstet. Als Extrembergsteiger plant man ja ewig lang für eine Expedition. Wie trifft man dann die Entscheidung, ob man umdreht, oder weitergeht?

Wenn man sich entscheidet, einen großen Berg zu gehen, wie damals den Masherbrum, dann muss man sich schon 100% bewusst sein, welches Risiko man eingeht und auch eingehen muss, um den Berg zu schaffen. Man bereitet sich möglichst gut vor, körperlich wie mental, und hat natürlich gewisse Erfahrungswerte, die man in der Wand dann umsetzen kann und muss. Wir waren damals sicher ein Spitzenteam. Hansjörg, David und ich haben super harmoniert und auch super funktioniert, haben damals aber gleich einmal nach dem Einstiegsbereich auf so einem Seracturm entschieden, nicht mehr weiterzugehen, weil die Gefahr zu groß war, dass uns eine Lawine wirklich trifft. 150 Höhenmeter zuvor sind wir schon vor einer Lawine weggelaufen, wo wir gottseidank genug Zeit gehabt haben, um davonzukommen. Man kann nicht auf Glück hoffen beim Bergsteigen. Man muss schon die Fakten klar darlegen und das war damals schon ein einschneidender Punkt, als wir den halben Tag auf diesem Seracblock gesessen sind und nur gewartet haben, bis die Lawinen rings um uns ein wenig nachlassen und dann halt so schnell wie möglich wieder über die Wand abseilen. Da wird einem schon bewusst, wie klein man ist und wie sehr man auf gute Verhältnisse und gutes Wetter angewiesen ist, trotz dem, wie gut man körperlich ist. Diesen Spagat zu schaffen ist beim Bergsteigen schwierig: Ist es wert, diese Tour zu gehen? Will man was riskieren? Ist es das wert? Da muss man wirklich alles hinterfragen. Das war damals für uns eine eindeutige Entscheidung, dass wir so schnell wie möglich aus der Wand gehen und später einen nächsten Versuch machen, denn erzwingen kann man nichts.

Wie sehr berührt dich dieses Unglück für deine eigene Karriere, deinen eigenen Sport?

Zwei Wochen vor dem Unglück bin ich selbst am Großglockner mit dem Gleitschirm abgestürzt und das war schon ganz knapp. Da habe ich mir schon gefragt, was denn jetzt los ist. Man bereitet sich perfekt vor und trotzdem passieren solche Dinge, die man nicht voraussehen kenn. Als zwei Wochen später dann Hansjörg, David und Jess durch die Lawine abgestürzt sind, hat sich mir eine gewisse Grundsatzfrage gestellt: Welchen Sinn hat das? Muss das wirklich sein? Machen wir was falsch, weil so viel passiert? Wir schauen einen Berg an und haben dann gewisse Vorstellungen, wie wir ihn angehen und wollen ihn mit möglichst sauberen Mitteln besteigen. Und wenn so eine Idee einmal geboren ist, dann versucht man das umzusetzen. Man bereitet sich vor und muss halt dementsprechend agieren, dass man seinen Traum leben kann. Und manchmal wird man überrascht und es ist halt vorbei. Und so war’s bei David, Hansjörg und Jess.

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