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Caves of Qud

Freehold Games

„Caves of Qud“: Außen minimalistisch, innen gewaltig

Das Science-Fantasy-Rogue-like Game „Caves of Qud“ ist ein faszinierendes Rollenspiel für all jene, die die inneren Werte mehr schätzen als Äußerlichkeiten.

Von Rainer Sigl

Mein Held ist ein Mutant mit vier Armen, er sieht perfekt im Dunklen und zieht eine klebrige Schleimschicht hinter sich her. Wenn große Gefahr droht, kann er eine korrosive Gaswolke ausstoßen. Die vertreibt nicht nur Feinde, sondern ätzt sich sogar durch so manche Stahltür. Die Staubmänner der westlichen Salzwüste sind seine Todfeinde, die Feuchtigkeitsfarmer von Joppa hingegen lieben ihn.

Im Science-Fiction-Rollenspiel „Caves of Qud“ wird die Erde der sehr, sehr fernen Zukunft von Menschen, Mutanten, Monstern und Robotern bevölkert, und wie mein Abenteurer aussieht und was er kann, darf ich mir selbst aussuchen. Dementsprechend unterschiedlich spielt sich das Science-Fantasy-Epos, das sich dezidiert das Werk des großen, erst kürzlich verstorbenen SF-Großmeisters Gene Wolfe zum Vorbild erkoren hat, dann auch jedes Mal.

Abwechslung ist sowieso Trumpf, denn die riesige Welt, die von endlosen Tunneln und Höhlen durchlöchert ist, wird samt Monstern und Schätzen bei jedem Start zufallsgeneriert - nur die Story bleibt mehr oder weniger dieselbe. Auch die Vorgeschichte dieser Welt, wie wir sie in unzähligen Fundstücken, Monumenten und Ruinen nach und nach entdecken können, wird dabei übrigens aufwendig und komplex bei jedem neuen Spielstart ebenso zufallsgeneriert.

Quicklebendiges Games-Fossil

Wer seine Videospielgeschichte kennt, ahnt nach dieser Beschreibung schon, wovon die Rede ist: „Caves of Qud“ ist ein Rollenspiel aus der Nische der Rogue-likes. Diese lebenden Software-Fossilien gibt es seit fast vier Jahrzehnten und sie haben noch immer viele Fans. Zu Recht, denn obwohl sie grafisch wirklich sehr minimalistisch sind, bieten sie etwas, das neueren Spielen oft fehlt: Riesige Komplexität, Abwechslungsreichtum und fast endlose Wiederspielbarkeit.

„Caves of Qud“ hat als modernes Rogue-like ein paar unklassische Annehmlichkeiten auf Lager, etwa ein bequemes Speichersystem, Maussteuerung und sogar Sound. Klassisch ist hingegen das Innenleben, und das heißt: „Caves of Qud“ ist ziemlich schwer, aber hochgradig faszinierend. Großen Anteil daran haben die wirklich fantastischen Texte in Item- und Missionsbeschreibungen, die eine exotisch-bizarre Atmosphäre vermitteln können.

Caves of Qud

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Sieht nach wenig aus, bietet aber endlose Spieltiefe: „Caves of Qud“

Abenteuer nur für mich

Beim Kampf mit diesem riesigen Schleimmonster in den Katakomben einer Ruinenstadt habe ich mich mit einer unangenehmen Krankheit infiziert, die mich langsam, aber sicher versteinern lässt. Ein Buch, das ich nach langem Suchen schließlich auf dem Markt der Hauptstadt kaufen konnte, sagt mir, welche Zutaten ich für die rettende Medizin finden muss. Blöd nur, dass sich die letzte davon anscheinend nur in einem Bunker irgendwo ausgerechnet in der westlichen Salzwüste finden lässt. Oder lauere ich doch lieber einer schwer bewachten Karawane auf, um das Zeug zu besorgen?

„Caves of Qud“ generiert quasi aus sich selbst und seinen komplexen Systemen heraus immer wieder neue große und kleine Geschichten, die so nur ich erlebt habe - es ist, wie viele Rogue-likes, ein Paradebeispiel für gelungenes Emergent Storytelling. Die spannendsten und vor allem einzigartigen Abenteuer, die sich hier erleben lassen, schreibt kein Autor, sondern eben das Spiel selbst.

„Caves of Qud“ gibt es im Early Access für Windows, Mac und Linux.

Und „Caves of Qud“ ist voll von Abenteuern - großen, kleinen, komischen, tragischen, faszinierenden und auch banalen Begegnungen und Entdeckungen. Rogue-like-Freunde bekommen einen bemerkenswerten neuen Genrevertreter geboten; wer dieses faszinierende Rollenspielgenre erstmals kennenlernen will, findet mit „Caves of Qud“ einen außergewöhnlichen Einstieg in eine uralte, aber quicklebendige Rollenspielnische.

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