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Dr Dres Albumcover von "The Chronic"

Death Row Records

Sonic essay

FM4 Sonic Essay: Dr. Dre - „The Chronic“

Sonic Essay ist eine Mischform aus Mixtape und Radiodoku, in der der Berliner DJ und Produzent Daniel Haaksman die Entstehungsgeschichte legendärer Alben erzählt. Für FM4 hat er sich diesen Sommer sieben weitere Alben vorgenommen, die Musikgeschichte geschrieben haben. Heute: Dr. Dre - „The Chronic“

Von Natalie Brunner

Der Doktor hat den Dreh raus.

FM4 Sonic Essay
Zu hören am Sonntag, 28. Juli 2019, im FM4 Zimmerservice ab 19 Uhr und anschließend im FM4 Player

Dr. Dre ist eine der Figuren, bei der bei mir die Frage, ob man die Musik von jemandem, den man unsympathisch findet, mögen kann oder nicht, sehr dringlich wird.

Ich mochte „The Chronic“ und die Beats von Dre sehr, habe es aber tunlichst vermieden, Interviews mit ihm zu lesen. Als das von Dr. Dre coproduzierte N.W.A. Biopic „Straight Outta Compton“ 2015 in den Kinos war, bin ich dann nicht mehr an der Person André Romell Young vorbeigekommen.

Seitdem macht mir das Hören von „The Chronic“ immer noch Spaß, aber mein Dr.-Dre-T-Shirt habe ich in die Mottenkiste verbannt. Vielleicht ist es Nachfahrinnen mit mehr zeitlicher Distanz leichter möglich, „Ja“ zu G-Funk, „Ja“ zu Dr. Dre und „Ja“ zur Person dahinter zu sagen.

Wenn ich Dre höre, sehe ich einen Billionär mit Botoxgesicht, dem ich keinerlei Emotionen entnehmen kann, der von Business, Business, Business redet und einen Typen, der Frauen, die „frech“ werden, über Stiegen schubst.

Mehr zur Sonic-Essay-Serie

„Sonic Essay“ ist eine von Daniel Haaksman erdachte Serie, die Hörspiel, Feature, Radioessay und DJ-Leistungsschau verbindet. Die Entstehungsgeschichte eines bestimmten Albums durch einen Mix zu erzählen, nachzustellen oder sogar neu zu erzählen, ist die Idee dahinter.

Daniel hat tief in digitalen und analogen Archiven gegraben und B-Seiten, Remixe, Edits, Interviews und natürlich die prägnantesten Tracks des Albums in einen Mix verflochten. So werden die Entstehungsgeschichte, soziokulturellen Umstände, der musikalische Kontext wie die Ideengeschichte der einzelnen Stücke, aber auch des Sounds des Albums nachgezeichnet.

Die Sonic-Essay-Mixes sind auch eine Liebeserklärung an das Format Album und arbeiten die Charakteristika des jeweiligen Longplayers heraus. Es wird empfohlen, beim Hören ein Auge auf die Tracklist zu haben. Denn die Sonic Essays sind nicht nur „Just Another DJ Mix“, sondern sie pendeln auch im Koordinatensystem zwischen Radiodoku, Hörspiel und Audiocollage. Sie sind eine Form des musikalischen Neu-Erzählens der Geschichte eines Albums und nur in einem Zeitalter möglich, wo uns das babylonische Archiv mit einem Mausklick zu Füßen liegt. Sonic Essays sind Liebeserklärungen an die identitätsstiftende Bedeutung musikalischer Meilensteine.

Um meine Vorbehalte soll es hier aber nicht gehen, sondern um Dr. Dres - nach DER Westcoast-Weedsorte benannte - Meisterwerk „The Chronic“. Nach einer Million Mal hören ist es groovend, entspannt und auf cineastische Weise einlullend. Der Bubenhumor der Skits ist bekömmlich und Dre lässt seinen Protegé Snoop Dogg zum ersten Mal richtig strahlen.

Albumcover Dr Dre - "The Chronic"

Death Row Records

The Chronic ist 1992 auf dem von Dr. Dre und Suge Knight gegründeten Label Death Row Records veröffentlicht worden und etablierte Dre als Rapper und Produzent in Personalunion. Inhaltlich öffnet er auf einigen Nummern Pandoras Büchse der Beefs und nimmt Rache an seinem ehemaligen N.W.A.-Bandkollegen Eazy-E, den er gleich zu Beginn des Albums als “penguin-lookin’ motherfucker” bezeichnet.

Mit welch tödlicher Inbrunst sein Labelpartner Suge Knight die „Beef Sells“-Verkaufsstrategie weiterführte und zu welch tragischen Verlusten und Einschnitten in der Hip-Hop-Geschichte das geführt hat, wissen wir aus den vielen 2Pac- und Biggie-Dokus.

Weniger bekannt - und ein weiteres Indiz für Dres Geschäftsinn - ist, dass er vorauseilend wegen der Aufregung um den Body-Count-Song „Cop Killer“ eine „Mr. Officer“ betitelte Nummer mit dem Chorus „Mr. Officer, I wanna see you layin’ in a coffin, sir“ vom Album nahm. Der Song ist erst 20 Jahre später erschienen.

Sonic Essay Tracklist zu Dr. Drer - " The Chronic"

Skit #1 Dr. Dre, Eminem and others reflect on Nuthin But A - Funk & The Chronic
Dr. Dre “The Chronic”
Skit #2 Revolutions: “The Chronic”
Skit #3 Dre Dre
Schooly D “PSK”
Ice T “6 In The Morning”
Skit #4 Revolutions: “The Chronic”
Dr. Dre “Fuck Wit Dre Day”
Skit #5 Dr.Dre on Big Boy TV
Dr. Dre “Let Me Ride”
Skit #6 Snoop Dogg “What Is G-Funk?” On Rap City
Skit #7 Dr. Dre from “How Does Dre Work?”
Parliament “Mothership Konnektion – Kon Edit”
Skit #8 George Clinton
Skit #9 Snoop Dogg from “What is G-Funk?” On Rap City
Dr. Dre “Nuthin But A G-Thang”
Skit #10 Dr. Dre, Eminem and others reflect on Nuthin But A - Funk & The Chronic
Dr. Dre “Deez Nuts”
Skit #11 Dr. Dre in Rhyme + Reason documentary
Skit #12 Dr. Dre, Eminem and others reflect on Nuthin But A - Funk & The Chronic
Dr. Dre “Lil ́Ghetto Boy”
Skit #13 Revolutions: “The Chronic”
Dr. Dre “A Nigga Wit A Gun”
Skit #14 former president Bill Clinton Gangsta Rap - An MTV News Special Report
Skit #15 Gangsta Rap - An MTV News Special Report
Dr. Dre “Rat-Tat-Tat-Tat”
Skit #16 Dr. Dre on Arsenio Hall Show 1993
Dr. Dre “The $20 Sack Pyramid”
Dr. Dre “Lyrical Gangbang”
Dr. Dre “High Powered”
Dr. Dre “The Doctor ́s Office”
Skit #17 Dr. Dre + Snoop Dogg, from “The Defiant Ones”
Dr. Dre “Stranded On Death Row”
Dr. Dre “The Roach (The Chronic Outro)

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