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Popfest 2017

Radio FM4 / Patrick Wally

Diese Acts sollte man am Popfest nicht verpassen

Wer spielt wann und wo? Tipps aus der FM4 Musikredaktion zu ein paar der besten Artists am Popfest 2019.

Das Popfest 2019 live auf FM4 Alle Infos zu Bands und Bühnen und FM4 vor Ort am Popfest und live im Radio gibt es hier.

Es ist viel los auf den Bühnen am Jubliäums-Popfest, das heuer zum zehnten Mal stattfindet. Von 25. bis 28. Juli werden wieder zahlreiche Open-Air- und Indoor-Stages bespielt werden, einige Empfehlungen aus der FM4 Musikredaktion gibt es hier.

Alexandra Augustin empfiehlt EsRAP

Sie sind gekommen, um sich zu nehmen, was ihnen zusteht: EsRAP haben letztes Jahr schon die Hauptbühne am Wiener Popfest zur Prime Time bespielt und gezeigt: Wir sind hier, wir sind laut, ihr kriegt uns hier nicht weg! Genauso imposant war ihr Auftritt bei der Wiener Festwocheneröffnung 2018, als die heurige Popfestkuratorin Mira Lu Kovacs „Die Arbeiter von Wien“ performt hat und EsRAP, mit erhobenen Fäusten rappend, die Performance überraschenderweise gesprengt haben.

FM4 Im Viertel - Mit EsRAP durch das Brunnenviertel

Florian Wörgötter

EsRAP

EsRAP live am Popfest Samstag, 27. Juli, 23.30 Uhr, TU Kuppelsaal

Das beinahe 100 Jahre alte Lied wurde lautstark in die Gegenwart katapultiert. Die Arbeiter von Wien, das sind natürlich Menschen, die aus anderen Ländern und Kulturkreisen nach Österreich gekommen sind. Es sind die Arbeiterkinder, die hier Schulen und Universitäten besuchen. Die hier arbeiten und die Privilegien und Selbstverständlichkeiten einfordern und welche die gesellschaftliche, politische und kulturelle Hegemonie hinterfragen - einfach, indem sie ‚sind‘ und die starre Rangordnung der Gesellschaft anzweifeln. Menschen, die tagtäglich mit Rassismus konfrontiert sind und oft nicht an der Hochkultur, der Popwelt und intellektuellen Kreisen partizipieren dürfen oder können.

Die Musiker*innen, Künstler*innen und Geschwister Esra und Enes Özmen aus Wien Ottakring berappen auf Deutsch und Türkisch politische Missstände, nehmen sich ohne darüber leidig zu Verhandeln ihren Platz und schreiben sich mit einer angebrachten Selbstverständlichkeit in den hiesigen Pop- und Kunstkanon ein.

FM4 Im Viertel: Mit EsRAP durch das Brunnenviertel aka Tschuschistan

Das austro-türkische Geschwisterpaar haben Florian Wörgötter gesagt, in welchem Beisl am Yppenplatz sie ihre Texte schreiben, wann man am Brunnenmarkt am günstigsten einkauft und ob Esra als Frau ins türkische Herrencafé darf.

Esra Özmen hat an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert. In ihrer Videoarbeit im Fach Post-konzeptuelle Kunst sagt sie:

„Ich erzähl hier nicht nur meine eigenen Erfahrungen. Ich bin nicht nur die Esra, ich bin ein Teil der Gesellschaft. Ich trage ihre Diskriminierungen, das System des Rassismus weiter. Deswegen sehe ich in meiner Arbeit auch die Verantwortung, das mit meiner Gesellschaft zu teilen. Es gibt unbequeme Wahrheiten, die wir nicht hören wollen, und Rap schafft hier ein Gehör, wo er sagt: ‚Jetzt. Ich ruf aus dem Keller, und die ganze Welt hört zu.‘ Unbequeme Wahrheiten, Baby.“

Der Tschusch ist da, er ist Ausländer mit Vergnügen und ihr kriegt ihn hier nicht weg. Die aktuelle Platte heißt „Tschuschistan“. Und Tschuschistan ist überall, wo die Diaspora zu Hause ist. Wir sind hier der Boss!

Michaela Pichler empfiehlt Ebow

Ebow live am Popfest Donnerstag, 25. Juli, 18.30 Uhr, Seebühne

Die Rapperin Ebow heizt mit ordentlich viel „Punani-Power“ als erster Act bei der Eröffnung der zehnten Popfest-Edition auf der Seebühne ein. Der Sound der Solokünstlerin Ebru Düzgün, die hinter Ebow steckt, speist sich aus dröhnenden Beats irgendwo zwischen Trap Hop und Old School Vibes, und sozio-politischen Lyrics zum Dahinknien - zumindest, wenn man auf antirassistische Raffinesse und feministische Gereimtheiten steht.

Portraitfoto Ebow

Ebow/Porblembär Records

Ebow

„Ihr hasst mich, ihr hasst mich so richtig / Denn diese Kanakin hier macht sich zu wichtig / Ist zu gebildet, sieht zu gut aus / Zersprengt eure Kästen muslimischer Frauen / Autsch“. Neben Zeilen wie diesen wird Ebow beim Popfest außerdem ihr neuestes und drittes Album zum Besten geben: „K4L“ - „Kanak 4 Life“- what else!?

Lisa Schneider empfiehlt Lou Asril

Nach wenigen Sekunden ist klar: Schon lange hat niemand so schön ins Mikro geatmet, geschweige denn so gesungen wie Lou Asril. „Divine Goldmine“ heißt die erste Single, mit der sich der 19-jährige, oberösterreichische Musiker vor gut drei Monaten der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist ein guter Start, es ist ein gutes Video. Die sanfte Stimme, der raue British-Working-Class-Style. Lou Asril macht’s möglich: endlich wieder mit Superlativen um sich schmeißen.

Lou Asril beim Ahoi Pop Festival

Christoph Thorwartl | subtext.at

Lou Asril, im Juli auch FM4 Soundparkact des Monats

Urbane Musik, die am Land entsteht. Oder zumindest in der nicht so großen Stadt. Junge Künstler*innen, die mit einem untäuschbaren Gespür für den popkulturellen Zeitgeist aufwachsen. Dass sie es da in Österreich nicht immer leicht haben, sei dahingestellt. Lou Asril klingt international, und gerade deshalb soll ihn das nicht weiter kümmern.

Lou Asril live am Popfest Freitag, 26. Juli, 20 Uhr, Seebühne

Einen kleinen Vorgeschmack, wie das alles live aussehen wird, kann man sich bei der kürzlich aufgezeichneten FM4 Acoustic Session holen. Am Popfest wird das aber alles noch ein bisschen größer, glamouröser, beeindruckender: Da holt sich Lou Asril nämlich die volle Bandbesetzung auf die Bühne, inklusive drei Backgroundsängerinnen, Keys, Drums, Bass und Percussions. Um bei den Superlativen zu bleiben: Über diesen Auftritt wird man noch lange sprechen.

Ambra Schuster empfiehlt Ankathie Koi

Ankathie Koi live am Popfest Samstag, 27. Juli, 22 Uhr, TU Kuppelsaal

Fünf von zehn Popfesten, das ist kein schlechter Schnitt: Ankathie Koi ist die großartige Heimkehrerin am diesjährigen Popfest. Schon 2013 und 2015 spielte sie mit ihrer Ex-Band Fijuka am Popfest, 2016 kuratierte sie das Festival gemeinsam mit Musikjournalist Gerhard Stöger selbst. 2017 tritt sie als Ankathie Koi auf der Seebühne auf. In den vergangenen Jahren stets dabei waren ihre Band, viel Synth, Glam und Latex. Das fällt heuer weg, also zumindest die Band und der Synth. Ankathie Koi wird am Samstag allein auf der Bühne des TU-Kuppelsaals stehen und sich „in Private“ von ihrer ruhigen, akustischen Seite zeigen. Die fulminante, vier Oktaven umfassende Stimme der ausgebildeten Jazz-Sängerin aus Oberbayern ganz im Mittelpunkt.

Ankathie Koi

Antonin Pevny, David Kleinl

Ankathie Koi

Das wird reduziert, pur und ziemlich persönlich. Mit dabei hat Ankathie Koi nämlich auch zwei extra fürs Popfest aufgenommene Songs. Die Trennungs-Ballade „One Too Many Times“, die schon länger in der Schublade gelegen hat und den Folk-Song „It Changed The Way I Think About You“. Außerdem darf man gespannt sein auf erste, noch unveröffentlichte Songs vom neuen Album „Prominent Libido“. Das zweite Solo-Album erscheint am 13. September, im Herbst folgt die Tour. Nichts davon sollte man sich entgehen lassen. Wer Ankathie Koi schon mal live erlebt hat, sollte sie eigentlich nur mehr Queen nennen. Queen of Glam-Pop, Queen of 80’s Sound, Queen of Latex und last but not least Queen of Vokuhila.

Katharina Seidler empfiehlt Electric Indigo

Susanne Kirchmayr alias Electric Indigo gilt nicht umsonst als die Grande Dame der österreichischen Techno-Szene. 30 Jahre lang steht sie schon hinter den Plattentellern, produziert Techno, komponiert fürs Theater, für die Oper oder für moderne Musik-Festivals, vernetzt Künstlerinnen, ist selbst Teil diversester Kollaborations-Projekte oder macht seit Kurzem auch Visuals. Natürlich ist sie auch die Gründerin von female:pressure, der „Mutter aller Plattformen“ zur Sichtbarmachung und Förderung von Frauen oder nicht-männlichen Artists im Club-Kontext. Und das Popfest hat sie 2015, gemeinsam mit Stefan Trischler, auch noch kuratiert.

Electric Indigo live am Popfest Freitag, 26. Juli, 23.30 Uhr, TU Kuppelsaal

Beinahe erstaunlich ist es, betrachtet man die lange Karriere von Susanne Kirchmayr, dass sie „erst 2018“ ihr erstes Solo-Album veröffentlicht hat. Es trägt den Titel „511523“ und ist auf dem Berliner Klangdesign-Label Imbalanced Computer Music erschienen. „511523“ ist ein ausgefeilter Grenzgänger zwischen „E“ und „U“, wenn man so will, zwischen Elektroakustik und Technoclub. Komplexe Rhythmen schälen sich aus Soundteppichen, ohne jemals eine Bass Drum zu Hilfe zu nehmen, Klangflächen sind nie nur Flächen, sondern immer lebendige Organismen, aus mikroskopisch kleinen Bausteinen zusammengesetzt, die sich aneinander reiben. Die Feinheit und klangliche Finesse der einzelnen Tonspuren ist atemberaubend.

Auch in ihren DJ-Sets hat sich Electric Indigo immer als kompromisslose Musik-Architektin gezeigt, und ihren sicheren Tritt an der Grenze von, sagen wir, Wien Modern und Berghain, behält sie auf ihrem Album natürlich bei. Der Release von „511523“ fiel außerdem zusammen mit dem 20. Geburtstag von female:pressure, das 1998 als HTML-Liste mit Open Source Charakter begonnen wurde und heute als umfassende Plattform über 2.000 Mitglieder hat – Tendenz steigend. Beim Popfest 2019 kann man Tanzen und andächtig lauschen besonders gut verbinden.

Christoph Sepin empfiehlt My Ugly Clementine

Es ging alles sehr schnell bei My Ugly Clementine: Vermutlich als Anlehnung an die Namensgeschwister My Bloody Valentine zeigte sich die Gruppe erst am diesjährigen Valentinstag der Öffentlichkeit. „Never Be Yours“ als erstes veröffentlichtes Lied reichte dann schon aus, um das Debütkonzert der Band innerhalb kürzester Zeit auszuverkaufen.

My Ugly Clementine

My Ugly Clementine

My Ugly Clementine

Das könnte auf den ersten Blick etwas mit den Namen hinter dem Projekt zu tun haben: My Ugly Clementine sind Barbara Jungreithmeier (Daffodils), Kathrin Kolleritsch (Kerosin95), Mira Lu Kovacs (Schmieds Puls, 5KHD) und Sophie Lindinger (Leyya). Diese Band aber nur auf ihre Mitglieder und den öden Begriff „Supergroup“ zu reduzieren, würde ihrer Musik bei weitem nicht gerecht werden.

My Ugly Clementine live am Popfest Freitag, 26. Juli, 23 Uhr, TU Prechtlsaal

My Ugly Clementine ist cleverer, durchdachter Rock’n’Roll, wie man ihn in den letzten Jahren nur mehr selten gesehen hat. Hommagen an Akkordkonstrukte der 90er Jahre gibt es darin zu finden, aber auch Verweise an den Proto-Rock von so Gruppen wie den Ronettes. Ein Best-Of der Musikjahrzehnte quasi, auf den das Quartett seinen eigenen, zeitgemäßen Stempel drückt. Und vor allem ist das live eine wundervolle Portion Optimismus, Energie und Freude am Musikmachen, von der Bühne gekonnt auf das Publikum projiziert.

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