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Rosalía

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„Fucking Money Man“: Rosalía singt gegen das Geld

Der Song zum Sonntag: Rosalía - „Dio$ No$ Libre Del Dinero“

Von Christoph Sepin

Wer Rosalía Vila Tobella noch immer als eine „artist to watch“ beschreibt, ist definitiv zu spät dran: Die katalanische Musikerin ist ein waschechter Superstar und eine der relevantesten Künstlerinnen der Welt. Das lässt sich durch klassische Zahlen, Daten und Fakten wie Award-Nominierungen oder Streams online belegen, aber auch durch die Begeisterung, die Rosalía bei ihren Liveshows auslöst. „Die Krönung der Queen Rosalía“, wurde nach ihrem Heimspiel am diesjährigen Primavera Sound Festival in sozialen Netzwerken beispielsweise geschrieben.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Gründe für den verdienten Erfolg gibt es einige: Einerseits begegnet Rosalía, wie viele der guten, neuen Popstars, ihren Fans auf Augenhöhe, ist charismatisch, klug und distanziert von klassischem Musikindustrie-Bullshit. Andererseits behält sie sich den mysteriösen Ruf der Kunstfigur vor, die farblich bunt und übersättigt außerhalb unserer Welt existiert. Und das ermöglicht sowohl eine Projektionsfläche für Fans als auch ein Vehikel, um die eigene Kreativität frei auszuleben.

Diese Freiheit schließt natürlich das Distributionsmodell hinter Rosalías Musik mit ein. Alben sind zwar schon veröffentlicht worden (zuletzt „El mal querer“ aus dem Jahr 2018) und eine Traumkollaboration mit Billie Eilish ist auch in Arbeit, für ihren neuesten Release hat sich Rosalía aber für den roten Faden entschieden und für die Mini-Paketveröffentlichung von zwei thematisch verwandten Songs.

„Fucking Money Man“, so heißt der Release von zwei neuen Tracks der Musikerin, die sich, wie es der Titel schon unmissverständlich verrät, mit dem Thema Geld beschäftigen. „Milionària“ nennt sich das erste Lied auf der Veröffentlichung, das klassische Stärken von Rosalía demonstriert: sommerlich minimalistische Strukturen, fröhliche, tanzbare Rhythmen und eine Sängerin, die mit schwungvoller Stimme gegen den Kapitalismus flucht.

Ungewöhnlicher und damit auch spannender wird es schon im zweiten Lied auf „Fucking Money Man“: „Dio$ No$ Libre Del Dinero“ nennt sich der Song, „Gott befreie uns vom Geld“. Hier ist die Grundstimmung anders: langsam, sentimental und melancholisch. Wenige Klavierakkorde geben Emotionen vor, vorsichtig schleichen sich simple Bässe und Beats in den Mix.

Würde man die Thematik des Liedes nicht kennen, könnte vermutet werden, dass es sich hier um ein klassisches Liebeslied über das gebrochene Herz handelt: traurig und gefühlsbetont die Stimme von Rosalía, als würde etwas nachgetrauert und vermisst werden. Dabei richtet sich die Trauer und Verzweiflung hier vielmehr in Richtung des Kapitalismus und all seiner Probleme. Rosalía spricht davon, das Geld zu verbrennen, singt von Scheinen als Gift, hofft auf Freiheit vom Kapital. Und wenn die Wolken der verbrannten Banknoten nach oben steigen, so zeichnet sie das Bild, wird ihnen der Eintritt in den Himmel verweigert: „Millone’ ardiendo, cheque’ en blanco, subiendo pa’l cielo y no entrando“.

Das ist Musik, die demonstriert, warum Rosalía jede Sekunde ihres Erfolgs absolut verdient: Massentauglich, in jedem Autoradio oder Brunchcafé spielbar, aber trotzdem voll mit Ebenen und Botschaften, kreativen Ideen, die sich nicht anbiedern, sondern teils im Hintergrund vor sich hinwandern. Musik ganz nebenbei, wenn man möchte, Musik zum intensiven Reinhören mit Kopfhörern andererseits. Die Freiheit, die Rosalía fordert, gibt sie mit „Dio$ No$ Libre Del Dinero“ an ihr Publikum weiter.

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