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APA/HERBERT PFARRHOFER

Blumenaus Fußball-Journal

Soft Start - die Bundesliga-Saison geht wurschtig los

Heute gehen die beiden heimischen Profi-Ligen in ihre neue Saison. Seltsamerweise wirkt es, als wär’ das den meisten Beteiligten ziemlich egal.

Von Martin Blumenau

Natürlich ist die lange Transferzeit (die erst Anfang September endet) mit schuld, dass die endgültigen Spieler-Kader für die Saison (und an denen hängen auch die Erwartungen) noch nicht feststehen. Und sicher ist der immer noch viel zu frühe Liga-Start im Juli eine Ausrede. Aber eben nicht mehr.

Zuletzt in Blumenaus Fußball-Journal

Viktoria oder: Die andere Seite des Fußballs, zu Wr. Viktoria gegen Hartberg in der 1. Cup-Runde.

Außerdem: Warum viele den politisch vernetzten Fußball hassen, am Beispiel Linz. Und: Germanys Next Bundesliga-Coach - die heimische Liga als Versuchs-Labor sowie eine Analyse der geschlossenen Gesellschaften im Fußball Closed Shop – am Beispiel Liga & Europacup. Und eine Analyse der Position der Chef-Coaches & die Bilanz der letzten Saison.

Nachbetrachtung zum Mazedonien-Ausflug des ÖFB-Teams sowie Preview und Nachlese zum Slowenien-Länderspiel.

Alles zur systematischen Analyse-Verweigerung nach der U21-EM. Nachträgliche Relativierung, die Nachlese zur Dänemark-Niederlage der U21: und die Analyse des Sieges über Serbien. Davor Texte über den letzten Test vor Beginn der ersten U21-Euro an der der ÖFB teilnehmen darf. Und eine Nachlese zum Finale.

Zur Copa America: alles zum Halbfinale Brasilien - Argentinien, eine erste Bilanz und eine Preview.

Zum Afrika-Cup: Afrika, Next Gen und eine Analyse der Hahnenkämpfe um die globalen Fußball-Rechte anlässlich des Afrika-Cups.

Zur Frauen-WM: Bilanz und Ausblick, alles zum Halbfinale, zwei deutsche Niederlagen im Vergleich, Vorweggenommene Finalspiele zum Viertelfinale Frankreich - USA sowie Frauen-Fußball wird wie Männer-Fußball und das ist nicht nur gut so. Davor: Zur Untrennbarkeit von Fußball und Politik. Und das war die Vorrunden-Bilanz der Frauen-WM, nach einem ersten Blick und einem zweiten auf Deutschland vs Spanien.


Das sind die Vorgängertexte, egal ob als #dailyblumenau auf der neuen oder der alten Website, oder im langjährigen Journal. Regelmäßiges zu diesen Themenfeldern abseits des Fußballs folgt im Herbst.

Denn all die mit offensiver Wurschtigkeit nach vorne gestellten Unzulänglichkeiten, mit denen die Bundesliga heute in ihre Saison 2019/20 startet, fordern jene, die die Stimmung tragen sollen - Fans, Öffentlichkeit, Medien etc. - geradezu zum Frustschieben auf.

An manches hat man sich ja gewöhnt: dass sich ein österreichischer Verein in der Vorqualifikation im Europacup ordentlich blamiert - heuer ist es wieder Sturm Graz.

An manches gewöhnt man sich schwer: dass es manchmal erst Stunden vorher möglich ist zu erfahren, wer dieses Match überhaupt überträgt.

Und manches sollte man erst gar nicht einreißen lassen: das leistungsschwache Streaming von Sturm-TV mit norwegischem Kommentar spottete jeder Beschreibung und matcht sich diesbezüglich mit den Ton-Problemen bei der Saisonstart-Pressekonferenz der Bundesliga.

Ein paar Tage später schlägt auch der alte und womöglich auch künftige Kanzler Vergleichbares vor.

Aber auch dort, wo man Hoffnung hatte, und es Gesprächsansätze gab, fällt mit Saisonbeginn alles wieder in alte Muster. Dass sich etwa die diversen Rechte-Inhaber und Broadcaster wieder nicht auf ein hier beschriebenes Szenario nach deutschem Vorbild einigen können und die Start-Partie zwischen Rapid und Salzburg auf A1 und Sky wieder auf weniger Live-Zuschauer kommen wird als im Stadion Platz nehmen werden, ist auch so ein Hinweis auf dieses „eher wurscht“-Grundgefühl.

Es ist also weiterhin völlig egal, dass das Liga-Produkt „Live-Spiel“ in Bereiche abdriftet (im unteren Play-off gab es dreistellige Zahlen), die sie zunehmend entwerten.

Es ist Liga und ÖFB egal, dass große Teile der organisierten Fans, die Preispolitik oder Spielplan-Zerstückelung kritisieren, den Kontakt abbrechen, weil sie keine Dialogfähigkeit spüren.

Es ist zum Beispiel der Austria Wien völlig wurscht, dass der neu präsentierte Geschäftsführer Sport seinen Job nicht mit Saison-Beginn (noch besser: schon zur Vorbereitung - und natürlich wäre das möglich gewesen), sondern erst im August einsteigt. Immer Pomali halt.

Es ist Rapid Wien egal, dass die wegweisende Präsidentenwahl im November sämtliche gerade erst mühsam gezimmerten neuen Strukturen (mit Geschäftsführungs-Doppelspitze) wieder zerschlagen kann. Weder eine Vorverlegung der Wahlen noch ein Abwarten bei Personalentscheidungen waren je eine Option.

Es ist der Liga nicht so wichtig, dass sein offizielles Bundesliga-Journal erst am letzten Drücker erscheint - wenn es Sport-Wochenzeitungen gibt, die das regelmäßig vorzeitig schaffen. Heute erscheint auch bereits das große Kicker-Sonderheft für die deutsche Bundesliga, die erst Mitte August beginnt.

Und es ist Red Bull Salzburg zwangsläufig egal, dass sie noch nicht wissen, welcher Leistungsträger (diesmal ist es Samassekou) ihnen noch abhanden kommen wird.

Es ist eigenartigerweise auch völlig egal, dass einer der beiden Vorstände der Bundesliga, Reinhard Herovits, zurücktritt - weil: nachbesetzt wird sein Job nicht.

Hier ist Herovits im Gespräch zu hören.

Wie gesagt: einiges davon ist fremdbestimmt, einiges womöglich wirklich nicht anders machbar. Die meisten dieser „eh wurscht“-Stimmungs-Details entstehen aber aus dem Grundgefühl, dass die Definitionsmächtigen (um den geschundenen Begriff Stakeholder zu vermeiden) selber nicht an das glauben, was sie nach außen transportieren und kommunizieren.

Natürlich ist es mit einer Mittelklasse-Liga wie der heimischen nicht so einfach Euphorie zu entfachen, wie es mit der ebenfalls heute startenden 2. deutschen Bundesliga offenbar gar kein Problem ist.

Es ist das Wissen um die Diskrepanz zwischen den großen Tönen, die da gespuckt werden und der dahinterstehenden Realität: Körpersprache und Subtext sind meistens verräterisch. Das Absondern von Politiker-Sprech-Worthülsen, in denen zu Tode gerittene Begriffe wie Einsatz, Leistung oder Akribie dominieren, erreicht zunehmend den gegenteiligen Effekt. Weil zu deutlich vermittelt wird, dass es die Laschheit, Vorsicht und fehlende Konfliktfähigkeit sind, die den Alltag des österreichischen Fußballs dominieren. Es würde schon helfen, dass all die Worte & Werte, die Verantwortliche vorgeben und von Spielern, zunehmend aber auch von Fans erwarten, halt auch selber vorgelebt werden. Und das ist noch bei zu wenigen und vor allem eher den kleineren Playern der Fall.

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