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Buch "Beyond Beautiful"

Anuschka Rees

Anuschka Rees stellt in „Beyond Beautiful“ die richtigen Fragen

Seid ihr zufrieden mit eurem Körper jetzt im Sommer? Falls nicht, seid ihr auf keinen Fall allein. Versteckt ihr euch lieber unter eurem Gewand oder seid ihr eher der andere Typ, der in Fitnesscenter und Küche den Vorbildern nachjagt?

Von Gerlinde Lang

Eine junge deutsche Autorin stellt jetzt eine wichtige Frage: Wie können wir trotz allgemeinem Schönheitswahn zufrieden und selbstbewusst leben? Anuschka Rees lässt in ihrem Buch „Beyond Beautiful“ mehr als 600 Frauen zu Wort kommen, in Interviews und in Zitaten. Das Buch soll helfen, das Problem zu verstehen, eine neue Haltung zu finden, und die Kontrolle zurückzugewinnen.

Das Buch deckt Beautymythen auf (es ist nicht „alles immer schon so gewesen“), und stellt viele richtige Fragen - die Antworten kann jede für sich selbst herausfinden, im Arbeitsteil des Buches.

Body Image

Unser sogenanntes Body Image, schreibt Rees, beinhaltet alle Gedanken und Gefühle zu unserem Aussehen, „zusätzlich beinhaltet unser Body Image aber auch unsere Entscheidungen, und alles, was wir wegen unseres Aussehens tun. Ob wir zum Beispiel die Einladung zum Strand ausschlagen, weil wir uns nicht im Bikini zeigen wollen. Oder ob wir ins Fitnessstudio gehen, um abzunehmen. All diese Dinge. Studien haben gezeigt, dass ungefähr 30% unseres Selbstwertgefühls vom Body Image kommen. Aber, und das ist das Problem, bei vielen Leuten ist der Wert deutlich höher. Man kann sagen, dass unsere Gesellschaft generell im Schönheitswahn ist, aber es ist verstärkt für Frauen so. Frauen wird verstärkt beigebracht, dass ihr Aussehen extrem ausschlaggebend ist“, sagt die Autorin im Interview. Im Buch liest man etwa:

Buchcover "Beyond Beautiful"

Dumont Verlag

„Beyond Beautiful“, aus dem Englischen von Mia Pfahl, ist erschienen im Verlag Dumont

Body Image ist ein wesentlicher Bestandteil der feministischen Diskussion. So sagt zB Lexie Kite von der NGO „Beauty Redefined“:
„Wenn wir uns wegen unseres Körpers befangen und minderwertig fühlen, schneiden wir in vielen Bereichen schlechter ab, bei Mathe- und Logiktests und auch beim Sport. Auch unsere sexuelle Selbstbehauptung leidet darunter, beispielsweise dann, wenn es darum geht „Nein“ zu sagen oder über Verhütung zu sprechen.“

Es gilt, am Body Image zu arbeiten, erklärt Rees, nicht am Körper. Und nein, ich bin keine schlechte Feministin, wenn ich rasiere und creme, beruhigt mich Rees: „Das heißt einfach nur, dass man die Augen und Ohren offen hatte in unserer Kultur, die uns sagt, dass Aussehen extrem wichtig ist.“ Schlimme Fotos, verzerrte Körperwahrnehmung, Rasierterror, Bodyshaming, das und mehr findet alles Erwähnung in „Beyond Beautiful“.

Body Neutrality

Als Rettung aus dem Schlamassel ist mir früher die Body Positivity erschienen, sie ist inzwischen aber nur mehr ein großes Business à la „Hey, wir mögen deine Cellulite - kauf unsere Bodylotion!“ Anuschka Rees plädiert in ihrem Buch deshalb für eine grundlegende Änderung der schönheitsverrückten Gesellschaft und als ersten Schritt für uns: für Body Neutrality. "Weil das sehr viel näher an der Methode oder Perspektive ist, die auch PsychologInnen benutzen, wenn jemand mit Body Image Problemen zu ihnen in die Praxis kommt. Die sagen ihnen dann nicht, „Guck dich doch mal an, du bist doch in Wahrheit total schön", sondern versuchen eher, ihnen zu vermitteln, dass ihr Aussehen, gar nicht so ausschlaggebend sein sollte, dass sie sich weniger auf ihr Aussehen konzentrieren sollten, und sich dafür aus anderen Aspekten ihr Selbstwertgefühl holen (sollten)“, so die Autorin.

Rees bietet in ihrem Buch verschiedene Strategien, um wieder zu sich selbst zu kommen. Sei es eine große Liste, nach der man seine Vor-Bilder auf Social Media ausmistet. Sei es ein sieben Tage dauernder „Beauty-Reset“, bei dem man sich auf eine Mini-Routine herunterschraubt und genau beobachtet, was man wieder dazunehmen möchte.

Buchcover "Das Kleiderschrank-Projekt"

Dumont Verlag

Anuschka Rees kennt ihr vielleicht schon von ihrem Buch „Das Kleiderschrank-Projekt“, in dem es um eine Capsule Wardrobe geht, die zur Besitzerin passt.

Veränderung als Befreiuung

Auch das Leben von Anuschka Rees hat sich während des Schreibens verändert, erzählt sie: „Absolut! Ich sehe mich selbst als erste Testperson von allem, was im Buch steht. Auch ich habe mich in meinen Zwanzigern von Diät zu Diät gehangelt. Habe geglaubt, dass mein Aussehen bestimmt, ob ich einen Freund finde, ob ich Erfolg im Beruf habe - all solche Dinge. Seit ich das Buch geschrieben und mich mit dem Thema auseinandergesetzt habe, haben sich viele Dinge in meinem Leben geändert. Zum Beispiel mache ich Sport heute nicht mehr, um abzunehmen oder meinen Körper zu ändern, sondern weil es mir Spaß macht. Ich trage Dinge und Farben und Schnitte, von denen mir früher gesagt wurde, die darf ich nie im Leben tragen, wegen meiner Haarfarbe oder meiner Figur. Und einfach allgemein richte ich meine Entscheidungen viel weniger darauf aus, wie sie das, was andere von meinem Aussehen denken, beeinflussen. Und das ist schone eine extreme Befreiung.“

Ihr könnt mit Anuschka Rees übrigens direkt Kontakt aufnehmen, sie hat einen sehr lebendigen Instagram Account.

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