FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Ein Foto des Buchcovers "Mittwoch also"

Kiepenheuer&Witsch

„Mittwoch also“ ist ein Roman mit feministischer Agenda

Der dritte Roman der norwegischen Autorin und Journalistin Lotta Elstad ist im Original bereits 2017 erschienen, jetzt wurde er ins Deutsche übersetzt. “Mittwoch also” erzählt die skurrile Geschichte einer ungewollt schwangeren Frau.

Von Ambra Schuster

Buchcover "Mittwoch also"

KiWi Verlag

„Mittwoch also“ ist am 22. August mit 291 Seiten im KiWi Verlag erschienen und wurde von Karoline Hippe aus dem Norwegischen übersetzt.

Die Protagonistin Hedda ist 33 Jahre alt, unverheiratet und lebt in einer illegalen Wohnung mit WC am Gang in Oslo. Was ohnehin schon mies ist, wird noch schlimmer: Die freie Journalistin bekommt keine Aufträge mehr und dann macht auch noch ihre Langzeitaffäre - der ach so intellektuelle Lukas, in den sie insgeheim unsterblich verliebt ist - mit ihr Schluss. Heartbroken und broke begibt sich Hedda auf eine Odysee quer durch Europa.

"Mein Name ist Hedda Möller. Ich bin dreiunddreißig biblische Jahre alt. Mein Freund hat mich verlassen (eine „erotische Beziehung"), mein Job ist weg (ein mündlicher Vertrag) und soeben habe ich einen Flugzeugabsturz in Sarajevo überlebt.“

Gezwungen zum Denken

In Berlin lernt sie via Tinder den Aussteiger Milo kennen. Das Date endet mit einem One-Night-Stand in Milos Wohnwagen. Zurück in Oslo stellt Hedda fest, dass sie von dem in CAPS LOCK schreibenden Milo ungewollt schwanger ist und möchte schnellstmöglich eine Abtreibung. Die gibt es aber nicht einfach so, das norwegische Gesundheitssystem sieht eine mehrtägige Bedenkzeit vor – und die setzt Hedda zu.

„Also, soll ich jetzt nach Hause gehen und nachdenken?“
Er empfiehlt mir nachzudenken, ja. Und dann könnten wir uns nächste Woche Mittwoch wiedersehen.
Und ich denke: Aber ich tue doch seit Tagen nichts anderes, als sehr gründlich nachzudenken.

Autorin Lotta Elstad

Oda Berby

Lotta Elstad (36), ist Autorin, Journalistin, studierte Historikerin und Lektorin. Sie hat diverse Romane und Sachbücher auf Norwegisch veröffentlicht. „Mittwoch also“ ist ihr erstes Buch, das auf Deutsch erscheint und der dritte Roman der Autorin. Elstad gehört zur jungen, norwegischen Autorinnen-Generation und gilt als engagierte Feministin.

Hedda kann sich zu keiner Entscheidung durchringen. Aus sechs Tagen werden sechs Wochen, Heddas Gedanken werden immer wirrer, ihr Kontostand immer niedriger, ihr Verhalten immer irrationaler, ihre Lebenssituation immer prekärer. “Jeg nekter å tenke” lautet der Originaltitel und heißt "Ich weigere mich nachzudenken”. Im Deutschen zu klobig, beschreibt er den inneren Kampf der Protagonistin. Sie will nicht nachdenken, will das Kind nicht, will aber auch keine Entscheidung treffen.

Literarische Antwort auf Abtreibungsdebatte

„Mittwoch also“ gibt Einblick in das Leben und Denken einer ungewollt schwangeren, alleinstehenden Frau. Was als Erzählung einer selbstbestimmten Frau beginnt, wird mit zunehmender Seitenzahl immer absurder und tragikomischer.

Die Message der Autorin dringt aber bis zum Schluss durch: Es geht um das Recht auf Abtreibung und Selbstbestimmung über den eigenen, weiblichen Körper. „Mittwoch also“ ist keine klassische Opfer-Erzählung, wie man sie sonst oft aus der Abtreibungsliteratur kennt. Die Protagonistin hat ihre Schwangerschaft selbst zu verantworten und will sie aus freien Stücken beenden.

„Mittwoch also“ ist damit trotz trockenem, schwarzen Humor ob der Thematik ein politischer Roman. Lotta Elstad hat damit den Zeitgeist getroffen. Erst im Juni 2019 verabschiedete die norwegische Mitte-rechts-Regierung ein strengeres Abtreibungsgesetz. In den Monaten zuvor sind tausende Frauen auf die Straßen Oslos gegangen, um dagegen zu demonstrieren.

mehr Buch:

Aktuell: