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Bossa Nova 2.0 – Das Debütalbum „Para Mi“ von Cuco

Der Bedroom-Popper Cuco veröffentlicht mit „Para Mi“ sein Debütalbum. Fluoreszierender Lavalampen-Pop, gepaart mit Bossa-Nova-Vibes und sommerlicher Melancholie.

von Michaela Pichler

Bedroom Pop made im World Wide Web hat in den letzten Jahren immer mehr Internet-Herzen erobert: Dabei handelt es sich um junge Musikerinnen und Musiker, die daheim im Schlafzimmer am Laptop selbst produzieren und ihre Hits in die virtuelle Welt hinausschicken. Einer davon ist der 21-jährige Cuco, der nun sein Debüt „Para Mi“ veröffentlicht hat. Vertonter Herzschmerz gemixt mit Spanglish, Trap Beats und glitzernden Lo-Fi-Effekten im Synthie-Format: Das steckt hinter den Tracks von Omar Banos alias Cuco. Der 21-Jährige ist im kalifornischen Hawthorne geboren, das schon die Beach Boys hervorgebracht hat. Oder etwa Tyler, the Creator, der auf der Hawthorne High School seine Teenagerjahre abgesessen hat. Popkulturell ist die 85.000-Einwohner-Stadt also kein unbeschriebenes Blatt mehr. Geht man nach Cucos soundtechnischen Vorlieben für Lo-Fi-HipHop, könnte vor allem Tyler, the Creator ein Wegweiser in Sachen musikalische Sozialisation gewesen sein. 


Albumcover

Cuco

Für sich selbst und für die Community

Die musikalischen Einflüsse in Cucos Pop-Avancen kommen aber nicht nur aus dem HipHop. Omar Banos identifiziert sich als „Chicano" – seine Eltern stammen beide aus Mexico und sind in die USA emigriert. In einem Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur Agencia EFE erklärt Cuco: “My music isn’t necessary activist, but I think my presence in the industry and the presence of Hispanic immigrants and Latinos whose parents were immigrants is important.“ Cuco spricht mit seiner Musik eine große, bilinguale Community in den Staaten an, was sich in ausverkauften Hallen, „Cuco“-Sprechchören und achtstelligen Youtube-Klickzahlen manifestiert. In seinen Songs mixt er lateinamerikanische Rhythmen mit Trap und Synthesizer-Loops, manchmal erklingen sogar Mariachi-Trompeten.

Das Debüt „Para Mi“ von Cuco ist am 26. Juli via Interscope erschienen. Im Herbst stattet Cuco mit einer Tour dem Nordwesten Europas einen Besuch ab.

Auch auf seinem Debüt „Para Mi“ (deutsch: „Für Mich“), das Cuco in seiner Garage in Hawthorne aufgenommen hat, erklingt diese eklektische Mixtur: Bossa Nova fürs 21. Jahrhundert und die Post-Internet-Generation. Hörbar wird das zum Beispiel in der zweiten Single „Bossa No Sé“, die Cuco seinen Fans der ersten Stunde als kleinen Happen bereits im Frühjahr ins Internet geworfen hat. Als gemeinsames Feature mit HipHop-Newcomer Jean Carter vereint Cuco in dem Song, was er in den letzten Jahren bereits musikalisch auf zwei EPs ausreichend erprobt hat. Inhaltlich nimmt sich Cuco der klassischen Gefühlsdichotomie einer Post-Schlussmach-Erfahrung an – er schwankt zwischen Obsession und Abneigung und balanciert auf dem schmalen Grat zwischen Liebe und Hass. Identifikationspotential ist gegeben.

In ähnlicher Bossa-Nova-Manier – aber einen Tick filigraner – zelebriert Cuco den melancholischen Sommer-Vibe auf den Tracks „Best Friend“ und „Do Better“. Mit gezupften Gitarrenriffs wie im letzteren und einer butterweichen Stimme - da könnte man Cuco fast schon Summertime Sadness vorwerfen. Das schwere Gefühl in der Brust wird allerdings auch in den poplastigen Songs nicht weniger.

Das Herz so schwer

Denn Cuco hat einiges an Herzschmerz zu verdauen: Er singt über erste, zweite und dritte Lieben, die leider enden oder bereits mit schweren Herzen begonnen haben. Und das mal auf Englisch, mal auf Spanisch. Dazwischen regnet es mit instrumentalen Interludes immer wieder Acid-Tropfen, die in psychedelischen Synthie-Ausschweifungen an bunte Tame-Impala-Tage erinnern. Aber selbst die können Cucos Heartbreak-Erfahrungen nicht tilgen: Liebe ist eben auch immer ein bisschen Bittersweet Symphony, ob man will oder nicht. Cuco hat sich mit seinem Debüt ganz dieser Gefühlsachterbahn verschrieben. Und das im schönsten fluoriszierenden Lavalampen-Pop, der Fans von Tame Impala, Yellow Days, Clairo oder Temporex glücklich machen wird.

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