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Person mit Maske und blutigem Messer

Scream

Das erste Mal: „Scream“

„Scream“ ist eine Ikone des Slasher- und Horrorfilms und gilt mit seinen Zitaten, Querverweisen und seiner Selbstironie als einer der besten Horrorfilme der 1990er Jahre. Die Handlung ist – wie es sich gehört – simpel: Mit über den Kopf gezogener Munch-Schrei-Maske schlachtet jemand in einer Kleinstadt Teenager ab. Es gibt drei „Scream“-Sequels aus Wes Cravens Werkstatt, MTV hat ab 2015 eine Horror-Serie aus dem Stoff gedreht. Ich habe mir jetzt aber den legendären ersten „Scream“ zum ersten Mal angeschaut.

Von Anna Katharina Laggner

Ein verregneter Julinachmittag allein zu Haus, eine Packung Vanilleeis und heiße Himbeeren: So muss Patschenkino. Doch nach nur fünf Filmminuten sagt die säuselnd freundliche Stimme am Telefon: „Poor Steve is out.“ Im Film ist noch überhaupt nichts passiert, außer dass ein Unbekannter ein junges, blondes Mädchen anruft und sie nach ihren Lieblings-Horrorfilmen fragt (okay, er ruft sie gegen ihren Willen immer wieder und immer impertinenter bedrängend an, aber wirklich passiert ist noch nichts). Und dennoch: Bei „poor Steve is out“ gefriert mir schon die heiße Liebe im Mund.

Schreiende Frau am Telefon

Scream

In der FM4 Sommerserie „Das erste Mal“ stellen sich Redakteur*innen jenen berühmten Streifen, die sie bislang immer verpasst haben.

Zum Glück aber hat das Schreigesicht aka Ghostface poor Steve und den blonden Engel – eine sehr junge Drew Barrymore – schnell gekillt, ausgeweidet und aufgehängt. Man kann sich entspannen. Dem an der Bildoberfläche nach immer selben Muster ablaufenden Blut- und Beuschel-Prozedere geht ein Mord voraus, der in der Vergangenheit geschehen ist: Die Mutter eines Mädchens mit rehbraunen Augen und unberührter Jungfräulichkeit wurde ein Jahr vor den Teenie-Morden gelyncht. Sie habe, heißt es, ein promiskuitives Leben geführt.

Drei entsetzte Personen, zum Teil mit Blut beschmiert

Scream

Hier offenbart sich nun die Kunst des Wes Craven. Nicht nur lässt er Teenie-Darstellerinnen und -Darsteller ständig Horrorfilme und Thriller zitieren und analysieren, von „Basic Instinct“ bis zum „Exorzist“, sich selbst vergleichen mit Jodie Foster oder gar Meg Ryan, nicht nur wird einem Mordopfer das Hirn von einem Fernseher gegrillt (ein Highlight der Medienkritik), sondern vor allem nimmt er das Frauenbild im Horrorfilm auf die Schaufel: einerseits das Klischee der unberührbaren Jungfrau und andrerseits die sexuell freizügige Frau, die für ihre unmoralischen Handlungen mit dem Leben bezahlen muss.

Frau und Polizist

Scream

Es sind also, wie immer, die Metaebenen entscheidend dafür, dass das Spiel an der Oberfläche einen tieferen Sinn bekommt und Spaß macht. Und nebenbei habe ich an diesem verregneten Julinachmittag bei Vanilleeis und heißen Himbeeren auch noch gelernt, wie man selbst in einem Horrorfilm überlebt.

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