FM4 Sonic Essay: Björk - „Debut“
Von Natalie Brunner
Zu hören am Sonntag, 11. August 2019, im FM4 Zimmerservice ab 19 Uhr und anschließend im FM4 Player
1993 hatte Björk bereits einiges erledigt: einmal um die Welt getourt, ein Kind bekommen und die eigene Kindheit als regional berühmter Kinderstar gut überstanden. Gut für uns, dass sie mehr wollte und, wie sie oft erzählt mit einem lachenden und einem weinenden Auge, Island verlassen hat.
As a music nerd, I just had to follow my heart, and my heart was those beats that were happening in England.

Jean Baptise Mondino
Björks Album „Debut“ ist 1993 erschienen.
Pop Music hatte sich zu dieser Zeit, so empfand Björk, in einer melancholischen Retrobewegung verfangen. Björks Interesse galt der elektronischen Musik, die nach dem Sommer of Love 88/89 von den Warehouses in die Charts gekommen war. In Nellee Hooper fand sie einen Partner, der nicht nur in der Lage war, ihre musikalische Vision zu verstehen, sondern sie auch im Studio umzusetzen. Hooper stammt aus Bristol und war Mitglied des Wild Bunch Sound Systems gewesen, aus dem Massive Attack entstanden ist. Er half Björk, die verschiedenen Fäden und musikalischen Fährten, die sie aufgenommen hatte, zu etwas zu diesem Zeitpunkt sehr neu und sehr zeitgemäß Klingendem zu verknüpfen. Die Songs selbst und ein Großteil der Texte war bereits fertig, als Björk in London ankam. Björk hatte sie während der letzten US-Tour ihrer ersten Band Sugarcubes geschrieben.
Nachdem sie das Video zu "Les Cailloux für die französische Band Oui Oui gesehen hatte, kontaktierte sie den Schlagzeuger des Duos, der auch der Regisseur war, Michel Gondry. Das Video zu „Human Behaviour“ wurde Gondrys Einstieg ins Filmgeschäft.
Die märchenhafte Energie, Euphorie und Fragilität verstärkten das Video zu der ersten Single „Human Behaviour“. Björk singt aus der Perspektive einer nicht menschlichen Kreatur, die davor warnt, diesen nicht rational handelnden Monstern über den Weg zu trauen.
Tracklist zu FM4 Sonic Essay: Björk - "Debut"
Skit #1 | Bono in Björk The South Bank Show 1997 |
Skit #2 | Conan O'Brien Show 1993 |
Björk | "Human Behaviour" |
Skit #3 | Björk The South Bank Show 1997 |
Skit #4 | Bono in Björk The South Bank Show 1997 |
Skit #5 | Björk talks to Much Music's Glenn Baxter |
Björk | "Crying" |
Skit #6 | Björk talks to Much Music's Glenn Baxter |
Vitamin String Quartet Performs Björk | "Venus As A Boy" |
Björk | "Venus As A Boy" |
Massive Attack | "Karmacoma" (Instrumental) |
Skit #7 | Björk Interview 1993 Patrick Savey |
Björk | "There's More To Life Than This" |
Skit #8 | Björk Interview By Caitlin Moran On Naked City |
Björk | "Like Someone" |
Skit #9 | Björk Interview On Toazted 1993 |
Hang | "One Day" (Instrumental Cover) |
Skit #10 | Björk Interview On Toazted 1993 |
Björk | "Aeroplane" |
Sabres Of Paradise | "Wilmot" |
Skit #11 | Björk Interview On Toazted 1993 Part 2 |
Björk | "Come To Me" |
Björk | "Violently Happy" |
Skit #12 | Vigdis Finnbogadóttir, President of Iceland, 1980-1996, in Björk The South Bank Show 1997 |
Skit #13 | Björk The South Bank Show 1997 |
Skit #15 | Bono in Björk The South Bank Show 1997 |
Björk | "Play Dead" |
Skit #16 | Björk The South Bank Show 1997 |
Sonic Essays auf FM4
„Sonic Essay“ ist eine von Daniel Haaksman erdachte Serie, die Hörspiel, Feature, Radioessay und DJ-Leistungsschau verbindet. Die Entstehungsgeschichte eines bestimmten Albums durch einen Mix zu erzählen, nachzustellen oder sogar neu zu erzählen, ist die Idee dahinter.
Daniel hat tief in digitalen und analogen Archiven gegraben und B-Seiten, Remixe, Edits, Interviews und natürlich die prägnantesten Tracks des Albums in einen Mix verflochten. So werden die Entstehungsgeschichte, soziokulturellen Umstände, der musikalische Kontext wie die Ideengeschichte der einzelnen Stücke, aber auch des Sounds des Albums nachgezeichnet.
Die Sonic-Essay-Mixes sind auch eine Liebeserklärung an das Format Album und arbeiten die Charakteristika des jeweiligen Longplayers heraus. Es wird empfohlen, beim Hören ein Auge auf die Tracklist zu haben. Denn die Sonic Essays sind nicht nur „Just Another DJ Mix“, sondern sie pendeln auch im Koordinatensystem zwischen Radiodoku, Hörspiel und Audiocollage. Sie sind eine Form des musikalischen Neu-Erzählens der Geschichte eines Albums und nur in einem Zeitalter möglich, wo uns das babylonische Archiv mit einem Mausklick zu Füßen liegt. Sonic Essays sind Liebeserklärungen an die identitätsstiftende Bedeutung musikalischer Meilensteine.
Publiziert am 11.08.2019