Das Game „SolSeraph“ ist leider nur Allerweltsnostalgie

Die Spiele des chilenischen Indie-Teams ACE Team waren immer originell, schräg und interessant - mit „SolSeraph“ hauen sie aber daneben.

Von Rainer Sigl

So etwas sieht man als Videospieler*in nicht alle Tage: Seltsame Menschen mit nackten Oberkörpern und Tierköpfen tragen Faustkämpfe aus. Ein Hack and Slash-Kampfspiel mit Jugendstil-Grafik und ein riesiger Felsbrocken, der durch die ganze Kunstgeschichte rumpelt. So kann man kurz die bisherigen Spiele des chilenischen Indiestudios ACE Team beschreiben. Mit den Spielen „Zeno Clash“, „Abyss Odyssey“ und „Rock of Ages“ haben die drei Brüder aus Santiago de Chile seltsame, einzigartige und ziemlich coole Indiespiele gemacht.

Ihr aktuelles Spiel heißt „SolSeraph“. Eins vorweg: So unverwechselbar und schräg wie die anderen Spiele ist es leider nicht ausgefallen.

Ausgegrabener 90er-Jahre-Klassiker

Originalität war aber gar nicht das Ziel von „SolSeraph“, denn das ist so etwas wie die inoffizielle Auferstehung eines Spieleklassikers: „Actraiser“ ist der Titel des kultisch verehrten Vorbilds für SuperNintendo, und das stammt aus dem fernen Jahr 1990.

Auch in „SolSeraph“ steuert man einen göttlichen Helden, der sein Volk verteidigt, und das in zwei verschiedenen Spielmodi: Zum einen in Form eines Action-Plattformers, in dem man von links nach rechts läuft und ganz klassisch Gegner direkt bekämpft, zum anderen in einer Art simplem Aufbaustrategiespiel mit Tower-Defense-Elementen. In dem schwebt man über der Weltkarte und hilft seinem Stamm beim Aufbau einer Siedlung und bei deren Verteidigung gegen immer wieder anrollende Monsterhorden.

Wir hoffen auf das nächste Spiel

Ein Spiel muss keine brandneuen Ideen haben, um gut zu sein, aber wenn man schon alte Konzepte kopiert, dann wenigstens mit so viel Qualität und eigenem Charakter, dass es sich auszahlt. Leider scheitert „SolSeraph“ auf mehreren Ebenen daran: Die beiden Spielmodi sind für sich betrachtet unspektakulär und sogar etwas langweilig und an originellen Ideen fehlt es auch.

Was man vor allem schmerzlich vermisst, ist der eigenwillige Charakter der früheren Spiele der Südamerikaner. „SolSeraph“ ist ein Spiel, das seine generische Präsentation leider nicht durch spannendes Gameplay wettmacht und das man eigentlich nur nostalgischen Hardcore-Fans des 90er-Jahre „Actraiser“ empfehlen kann.

Alle anderen Freunde der chilenischen Brüder müssen darauf hoffen, dass sich ACE Team beim nächsten Titel wieder zu alter Größe aufrafft - und wieder zu seiner bekannten Exotik, Originalität und Qualität zurückfindet. Ein Hoffnungsschimmer: Das nächste angekündigte Projekt sieht sehr, sehr vielversprechend aus.