Das beste Lied über rote Drähte und Pferdewetten

Der Song zum Sonntag: Squid - „Match Bet“

Von Christoph Sepin

Hier ein Thema, über das es wenige Lieder gibt: Die berühmte Filmszene in Actionfilmen, wenn mit zitternder Hand etwa beim Entschärfen von Bomben die Entscheidung gefällt werden muss, ob nun der rote oder der blaue Draht zerschnitten werden soll.

Hier auch ein Schauplatz, der selten in Liedern vorkommt: Ein verrauchtes Wettbüro, auf den Bildschirmen stehen Pferdenamen, auf die man sein Geld setzen kann, in der Hand hält man verkrampft und hoffnungsvoll die schon erstandenen Wettzettel.

Und hier außerdem ein Bandname, der überraschenderweise erst seit 2015 existiert: Seit damals gibt es das Quintett Squid aus Brighton, das zwar von sich selbst im NME-Interview sagt, es klinge wie das "Coronation Street theme tune played on flutes by angry children”, dann aber doch eher aus den Spielarten des 90er-Jahre-Noise-Rock herausgewachsen ist. Squid wirken klug und humorvoll, genau so klingt auch das neue Lied der Band namens „Match Bet“.

Ein wundervolles Potpourri der Emotionen wird hier ab den ersten Takten präsentiert: Da ist die eingängige Gitarrenmelodie zu Beginn, die freudig, selbstbewusst und grungig die Stimmung vorgibt, dann der Vokalist Ollie Judge, dessen Stimme aus den Lautsprechern grüßt, als wäre hier James Murphy als Producer involviert gewesen.

Tatsächlich ist es nicht Murphy, sondern der Name Dan Carey, der als Produzent rund um die Lieder von Squid auftaucht. Und der hat schließlich schon mit Menschen wie Kate Tempest, Bat for Lashes, TOY oder Black Midi gearbeitet. Gute, einzigartige Künstler*innen also, und Squid reiht sich nur allzu gut in diese illustre Runde ein.

Man möchte sich das alles auch gerne in einem Livesetting vorstellen, wenn sich die Band abrackert um das Upbeat-Tempo von „Match Bet“ zu halten, während Sänger Ollie Judge hinter dem Schlagzeug sitzt und vor sich hin brüllt: „A red wire and a blue wire, well they all look the same to me“.

Als ob dieses Lied nicht schon genug Ideen in sich versammelt hätte, um herausragend zu sein, gesellen sich schlussendlich noch Blasinstrumente in den Mix. Und Squid entpuppen sich nicht nur als spielfreudige Musiker, sondern auch als raffinierte Geschichtenerzähler. Mit jedem Takt und jedem Rhythmuswechsel ein neues Kapitel in „Match Bet“: Ein Lied übers Chancen ergreifen, über Unentschlossenheit und den Moment, wenn sich in Verwirrung die ganze Welt im Kreis dreht: „Racing horses ’round my mind“.