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Auge, das zwei sich küssende Menschen sieht

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Schmerz sells - Lieder über Eifersucht

Sind wir uns ehrlich. Es gibt keine Liebeslieder. Es gibt nur Eifersuchtslieder.

Von Stefan Elsbacher

Mit fröhlichen Liebesliedern, in denen alle Beteiligten glücklich sind, lockt man keine Konsument*innen, denen es ja sowieso an nichts fehlt, in die Plattenläden oder auf die vertrauten Streaming-Plattformen. Dazu braucht‘s gebrochene Herzen und geschwächte Seelen, deren Geldbörse oder Kreditkarte grundsätzlich schon locker sitzt, denn Kaufen macht glücklich.

Tu mir weh, Luzia, oder irgendwer anders tuts statt dir (Wanda)

Radio FM4 Tipp: „Beziehungsweise FM4“ zum Thema Eifersucht: Freitag, 6. September 2019, von 19 bis 21 Uhr und anschließend im FM4 Player.
Live zu Gast: Mavi Phoenix

Der Rest, der sich nicht selbst mit der Tristesse der Sängerin oder des Sängers identifizieren kann und sich in der dunkelromantischen Liebeslyrik wiederfindet, erfreut sich am Schmerz der anderen, ist schadenfroh oder fühlt sein Leid geteilt. Nicht Sex sells, sondern Schmerz sells.

Es kocht die Eifersucht, Eifersucht, Eifersucht, E-e-eifersucht (Rammstein)

Im Eifersuchtslied gibt es zwei Strömungen. Erstens die Mitleids-Strömung („poor me, buhuhu, baby don’t hurt me, please come back, es wird nicht wieder vorkommen“), meistens von männlichen Protagonisten gesungen, die Opfer sind beziehungsweise Opfer-Täter-Umkehr betreiben.

What is love? Baby don’t hurt me, don’t hurt me no more. (Haddaway)

Zweitens die Rache-Strömung („i kill her, fuck you, die, i don’t need you, verpiss dich”), gendermäßig ausgewogen, oft im queeren Song-Spektrum zu finden, selbstbewusst, manchmal ironisch, Heilung zeitnah.

Doch eines Tages werd ich mich rächen, ich werd die Herzen aller Mädchen brechen. (Die Ärzte)

Und eine heilende Wirkung wird Musik ja nachgesagt. Ob Eifersuchtslieder dazu beitragen, gehört wohl in den Bereich der Homöopathie. Gleiches mit Gleichem therapieren. Oder Substis für die Entzugserscheinungen. Ist ja eine Sucht. Hier ganz rezeptfrei. Bitte sehr:

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