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Trettmann

Trettmann / Kitschkrieg

Artist of the week

Trettmann ist FM4 Artist Of The Week

Trettmann & Kitschkrieg haben ihr mit Hochspannung erwartetes, neues Album „Trettmann“ veröffentlicht. Eine gelungene Weiterentwicklung ihrer erfolgreichen Zusammenarbeit ohne den Anspruch, einen Teil 2 vom gefeierten Album „DIY“ zu machen.

Von Alex „DJ Phekt“ Hertel

„Never change a running system“, vor allem nicht dann, wenn dadurch so großartige Alben wie das 2017 erschienene „DIY“ (oder die drei EPs davor) entstehen konnten. Trettmann & Kitschkrieg lieferten einen Instant-Classic, auf den sich Musikfans unterschiedlichster Genres und Generationen einigen konnten. Eine der gelungensten deutschsprachigen Platten der letzten Jahre. Keine leichte Ausgangsbasis für ein neues Album.

Trettmann

Trettmann / Kitschkrieg

Das Cover zu „Trettmann“

Die vielfach erzählte Geschichte des ostdeutschen Reggae-Dancehall-Artists „Ronny Trettmann“, der sich nach mehr als zwei Dekaden im Musikbusiness - kurz vor dem Karriereende - dank der musikalischen und visuellen Unterstützung des Berliner Produzentenkollektivs Kitschkrieg künstlerisch neu erfunden hat und so zum späten Rap- bzw. Popstar wurde, war fast zu schön, um wahr zu sein. Gefühlt alle gönnten Trettmann den Erfolg. Scheinbar spielerisch bewegte er sich zwischen seinen vielen musikalischen Prägungen wie Reggae, Dancehall, Rap oder melodiösem R&B und destillierte daraus mit Hilfe von Kitschkrieg seine ganz eigene Sound-Rezeptur, mit der sich große Hallen füllen lassen. Umso gespannter wurde jetzt das neue Album erwartet.

Im Intro seines neuen Albums macht Trettmann unmissverständlich klar, dass er nach wie vor gerne feiern geht. Wenn er von „raven“ spricht, bezieht sich das weniger auf auf eine konkrete, elektronische Musikrichtung, sondern mehr auf die Tatsache, dass ihn Tanzflächen und laute Soundsysteme immer noch magisch anziehen.

Was mich zu Tretti macht,
ich tu das, was mich happy macht.

Und Tretti machen viele Dinge happy. Zum Beispiel jamaikanische Dances, moderne Trap-Songs, alte Soul-Balladen von Künstlerinnen wie Anita Baker oder britische Clubmusik. Letztgenannter Einfluss hat auf „Trettmann“ eindeutige Spuren hinterlassen. Zum Beispiel im Song „Bye Bye aka Delicious“, dessen Drum-Patterns an alte UK-2Step-Classics erinnern. Oder bei der aktuellen Single „Zeit steht“, auf der die Sängerin Alli Neumann gefeatured ist.

Herzschmerz & viel Emotionen

Über gebrochene Herzen und traumatische Trennungen wurden schon viele Songs geschrieben. Inspiriert von den für Kitschkrieg typischen Moll-Akkorden – die dem Kitschigen manchmal durchaus friedlich gesonnen sind - verarbeitet Trettmann auf seiner neuen Platte gleich mehrere gescheiterte Beziehungen.

Für den Song „Wenn du mich brauchst“ hat Trettmann die noch am Anfang ihrer viel versprechenden Karriere stehende Wiener Künstlerin KeKe zum Duett eingeladen. Sie ist gerade zufällig unser FM4 Soundpark Act des Monats und macht neben Trettmann, der großer Fan ihrer Musik ist, eine gute Figur.

Das Feature mit GZUZ auf „Du weißt“ hat Trettmann in den letzten Monaten viel Kopfweh & Kritik beschert. Denn sein bewährter Kollabo-Partner für Hits („Knöcheltief“, „Standard“) von der Hamburger „187 Straßenbande“ hat gerade Probleme mit dem Gesetz wegen häuslicher Gewalt und Sexismus-Vorwürfen. Dinge, für die Trettmann absolut nicht steht und die er verurteilt. In diversen Interviews hat er sich mittlerweile zu den Vorwürfen bezüglich des Features mit GZUZ geäußert und erklärt, wie und warum es zustande kam.

Ein Highlight des neuen Trettmann-Albums ist der Song „Stolpersteine“. Inspiriert von den im Asphalt eingearbeiteten Erinnerungstafeln für ermordete Opfer des Holocausts. Trettmann verknüpft in dem Song die Gegenwart mit der Vergangenheit und sorgt dabei für Gänsehaut.

Einer der persönlichsten Songs ist der letzte Track des Albums, „Margarete“, gewidmet seiner 2018 geborenen Tochter. Darin erzählt er berührend, wie dieses Ereignis sein Leben verändert hat.

Trettmann

Trettmann / Kitschkrieg

Liebe zum Detail

Kitschkrieg haben sich auf „Trettmann“ intensiv mit den Details der Album-Produktion beschäftigt. Wochenlang wurden im neuen Studio die Instrumentals und Stimmen gemischt und raffinierte, kleine Sound-Details hinzugefügt. Der Anspruch war, Songs zu veröffentlichen, die (ähnlich wie bei „DIY“) eine Langlebigkeit haben und die man auch in ein paar Jahren noch gerne hören möchte.

Nach mehreren Hördurchgängen ist mein Fazit, dass ihnen das gelungen ist. „Trettmann“ überzeugt, minus dem Überraschungseffekt von „DIY“, auf Albumlänge und wird bei mir in den kommenden Wochen auf heavy rotation laufen.

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