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Die fünf Mitglieder der Band Metronomy

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Metronomy Forever

Joe Mount ist ein englischer Pop-Exzentriker. Darum und aus weiteren Gründen lieben wir ihn. Mit seiner Band Metronomy veröffentlichte er nun sein bereits sechstes Album. Er nennt es „Metronomy Forever“.

Von Eva Umbauer

Metronomy Forever? Ein etwas großspuriger Albumtitel? Nein, nein, Joseph Mount ist kein Großkotz-Typ, sondern jemand mit Sinn für Absurdes und Groteskes, ein sympathisch unsicherer Mensch, der sich etwa grämt, dass seine Songs nicht (mehr) im großen Pop-Radio in England laufen. Beim Titel „Metronomy Forever“ geht es vielmehr um Langlebigkeit, um Kontinuität, um Dinge, die für immer sind oder von denen Joe Mount jedenfalls möchte, dass sie für die Ewigkeit sind.

„Metronomy Forever“ ist vielleicht etwas prätentiös, oder sagen wir doch besser, ambitioniert. Das neue Metronomy-Album besteht aus ganzen siebzehn Stücken und alle wollen gehört werden. Ok, ein paar Filler gibt es letztlich doch, aber sonst wirklich interessante Arbeit mit vielen Details.

Joseph Mount: „I can just say Metronomy exists, and has existed forever.“

Sein Bandprojekt Metronomy begleitet den Enddreißiger Joseph Mount, seit er siebzehn Jahre alt war. Damals begann er Metronomy allein im Kinderzimmer im Haus seiner Eltern. Später ging er dann zum Studieren nach Brighton und noch etwas später nach London. Wer jung ist und Musik machen möchte, geht in eine große Stadt, das war (fast) immer so. Auch in Paris lebte Joe Mount; erst seit ein paar Jahren ist er wieder zurück in England, irgendwo am Land, aber nicht dort, wo er herkam im Südwesten von England.

Cover zu "Metronomy Forever": Gemalte Landschaft wie auf einem fernen Planeten oder zur Zeit der Dinosaurier

Because Music

„Metronomy Forever“ ist bei Because Music erschienen.

Der Heimatort von Joe Mount, Totnes, eine schmucke Marktgemeinde in der Grafschaft Devon, liegt nahe jenem Küstenabschnitt, den man gern als die „englische Riviera“ bezeichnet. Seebäder wie Torqay und Brixham laden ein, mit leicht exotischem Touch - das Klima dort war immer schon so mild, dass dort Palmen und andere tropische Pflanzen wachsen.

Mit dem Metronomy-Album „The English Riviera“ und Songs wie „The Bay“ setzte Joe Mount dieser Gegend ein zart melancholisches, aber auch augenzwinkerndes musikalisches Denkmal:

„If you want to go, I’ll take you back one day. Because this isn’t Paris, and this isn’t London, and it’s not Berlin, and it’s not Hong Kong, not Tokyo. If you want to go, I’ll take you back one day. It feels so good in the bay. You may have the body, but do you have the song? Let’s make this happen, and those endless beaches that go on and on. It’s magical, but I’d sooner get out“, singt Joe Mount in „The Bay“.

„The English Riviera“ war das bereits dritte Album der Indie-Electronic-Band rund um den wuschelköpfigen Joe Mount. Das nächste Album nannte er „Love Letters“. Der Longplayer - samt der gleichnamigen Single, für das der französische Regisseur Michel Gondry das Video machte - erreichte Platz Sieben der britischen Charts - die höchste Position für ein Metronomy-Album bisher.

Aber darum geht es Joe Mount längst nicht mehr. Er geht auch nicht mehr wirklich in Clubs, und wenn man in keine Clubs mehr geht, so findet er jedenfalls, muss man auch nimmer in einer großen Stadt leben. Joe Mount ist jetzt ein Natur-Fan. Später dann als Erwachsener wieder am Land zu leben, ist ja anders, als man es erlebt, wenn man am Land aufwächst. Einrichtungen wie Dorf-Pubs schätzt er auch jetzt und die Gemeinschaft, die man am Land finden kann, noch mehr.

Joe Mount lebte mit seiner Frau und den zwei kleinen Söhnen mitten in Paris, bevor er aufs Land in England zog. Mehr Platz, mehr Freiheit für die Kinder, und auch Platz für ein kleines, aber feines Homestudio. In eben diesem arbeitete Joe Mount jeden Tag dann abends noch, wenn die Kinder im Bett waren. Über das Vater-Sein singt Joe Mount aber dennoch nicht, auch nicht am neuen Album.

Joe Mount schenkte uns heuer den Sommerhit „Saltet Caramel Ice Cream“, inklusive der Textzeile „she’s bubbling like the water in my kettle (...) she’s Drummer in my metal band“. Einmal die englische Riviera im Blut, immer diesen Ort im Herzen. Eigentlich wollte er einen Blues-Song schreiben, das Stück ging aber dann eher in eine Richtung, die ihm lächerlich erschien. Joe Mount wollte aber keinen Song, der bloß ein Scherz war, nein, es konnte ein richtiger kleiner großer leicht exzentrischer Sommersong werden - eine Pop-Hymne gar!

Es sind aber die weniger hymnischen Popsongs am neuen Metronomy-Album, die jenen Joseph Mount zeigen, der Metronomy vielleicht tatsächlich forever betreiben könnte. Jene Tracks mit Titeln wie „Forever Is A Long Time“ oder „Miracle Rooftop“, die sich galaktisch anfühlen - oder auch gelegentlich leicht paranoid, einmal entspannt ambient, aber dann wieder zum gut Ins-Schwitzen-Kommen. Geisterhaften Groove neben viel recht Poliertem. Joe Mount ist erwachsen geworden und dennoch ist da noch der Junge im Mann.

„Lately“ ist etwa einer dieser interessanten Songs von einem Album, das eigentlich als Ganzes gehört werden möchte, und Joe Mount sagt Folgendes über das Stück, das mit dem Zirpen von Grillen im Sommer beginnt.

„It started with this guitar idea. You don’t really hear guitar much anymore, or in the same way that you did years ago. I was thinking of Billy Bragg and these electric-folk songs, which I remember I didn’t like when I was younger, listening in my parents’ car. I was so obsessed with drums, and it used to really wind me up when people didn’t use drums. And of course, Spotify being the thing it is, it kept throwing these Billy Bragg songs at me, and I was listening to it, and I was like, ‚Oh my God, it sounds totally unusual.‘ It’s this very lonely guitar, which is really cool! So, I just started doing a song like that. Obviously, it ended up having different instrumentation, but at its heart, I wanted to make it a chuggy guitar-and-vocal song.“

Joe Mount, der englische Pop-Exzentriker, der mal Gitarre spielt, als wäre er Kurt Cobain und seine Band hieße Nirvana. Aber da ist auch noch Joseph Mount, der richtig gute Producer, der auch Songs schreiben kann. Darum kam es wohl auch zur Zusammenarbeit mit Schwedens wohl interessantester Künstlerin, der Electro-Pop-Musikerin Robyn.

Die fünf Mitglieder der Band Metronomy

Gregoire Alexandre

Metronomy sind Oscar Cash, Michael Lovett, Joseph Mount, Schlagzeugerin Anna Prior und Olugbenga Adelekan (v.l.n.r.).

Eine erste musikalische Begegnung mit Robyn gab es bereits am letzten Metronomy-Album: „Summer 08“ erschien vor drei Jahren und bei „Hang Me Out To Dry“ machte Robyn mit. Letztes Jahr gab es dann die Zusammenarbeit für „Honey“, das schon achte Robyn-Album. Joseph Mount co-komponierte und produzierte. Das war etwas, was das neue Metronomy-Album auch stark beeinflusste.

Obwohl Metronomy also für Joe Mount „forever“ ist, möchte er in der Zukunft mehr andere Künstlerinnen und Künstler produzieren und mit ihnen Songs schreiben. Neben seiner Arbeit mit Robyn stimmte da etwa auch die Chemie mit der britischen Electronic-Songschreiberin Jessie Ware.

Joe Mount: „To write outside of Metronomy is a different sort of gratification. The best thing is when you realize that what you’re doing is encouraging someone to do stuff, and that from your help, they do something good. That’s really nice.“

Rave on, Joseph Mount! Metronomy forever and ever.

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