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Clap Your Hands Say Yeah

Patrick Muennich

Unsere Geheimtipps für das Waves Vienna

Zum 9. Mal geht diese Woche das Waves Vienna Festival über die Bühnen, wieder in und rund um das Wiener Wuk. Unter den 100 größtenteils noch eher unbekannten Acts haben wir hier 9 FM4-Favoriten herausgesucht - von Alyona Alyona über Iris Gold bis Vögel die Erde essen.

Michaela Pichler empfiehlt

Petrol Girls in der WUK-Halle am Donnerstag

Wer heuer am Popfest war, ist um diese österreichisch-britische Band based in Graz wohl glücklicherweise nicht herumgekommen: Die Petrol Girls begeisterten im August bereits das Publikum vor der Karlskirche mit ihrem queer-feministischen Post-Hardcore. Viel Rage und Bühnenpräsenz darf man vom Petrol-Girls-Auftritt erwarten, die Songtexte sind bestückt mit politischen Kontexten: Petrol Girls thematisieren Nationalismus, Konsens oder sexualisierte Gewalt. „No Love For A Nation“ – let them preach.

Vögel die Erde essen auf der Open Air Stage am Freitag

Der Preis für den nettesten Bandnamen heuer am Waves geht ohne Umschweife an das Trio Vögel die Erde essen. Soundtechnisch gestartet haben die drei Berliner mit einer harten Mixtur aus Noise, Punk und Metal-Versatzstücken. Das konnte man beispielsweise auf ihrem Debüt „Besuch von Innen“ aus dem Jahr 2015 anhören. Mit den vergangenen vier Jahren hat sich die Härte ein wenig verflüchtigt: Die Erde fressenden Vögel erinnern auf ihrem heuer releasten Album „Die Goldene Peitsche“ mit Indie-eskerem Sound eher an die großartigen Stabil Elite, nur ohne Saxophon. Dafür aber mit Autotune, zerrender E-Gitarre und gezerrtem Dreier-Gesang.

Chastity Belt am Samstag in der WUK-Halle

Waves Vienna 2019

26.9.-28.9. rund um’s WUK.
Alle Infos hier.

Chastity Belt ist eine Band zum Verlieben: Zumindest ist das sofort beim Anhören ihres Albums „I Used To Spend So Much Time Alone“ vor zwei Jahren passiert und das gleich bei der ersten Nummer „Different Now“ – ein Hit, der in keiner Indie-Playlist fehlen darf. Die vier Musikerinnen Julia Shapiro, Lydia Lund, Annie Truscott und Gretchen Grimm (deren Namen tatsächlich keine märchenhafte Fiktion ist) aus Walla Walla, Washington, wissen, wie man sich mit durchdringenden Basslines und sich aufbauenden Songstrukturen wohlwollendes Gehör verschafft. Beim Waves Vienna darf man sich aber nicht nur auf beständige Garage-Ohrwürmer freuen: Chastity Belt bringen auch ihr neues Album mit! Das selbstbetitelte Werk ist das vierte Album der Band und gerade erst vergangenen Freitag erschienen, extra fresh fürs Konzert im WUK. Chastity Belt sind für jede*n eine warme Empfehlung, die gerne dem Slackertum frönen und dabei sehr gute Musik hören wollen.

Lisa Schneider empfiehlt

On Bells am Freitag im WUK Foyer

Jakob Kolb, der sein Soloprojekt On Bells nennt, ist Musiker und bildender Künstler. Ursprünglich aus der Steiermark, hat er in Barcelona Bildende Kunst studiert und ist seit zwei Jahren zurück in Wien - wo er aktuell an der Akademie der Bildenen Künste im Fach Malerei eingeschrieben ist. Die Musik spielt im Hintergrund immer mit: unter anderem war Jakob Kolb Gitarrist von Polkov. Das Hin und Her zwischen verschiedenen Kunstwelten und -stilen hat seiner ersten, 2018 veröffentlichten EP „Come On Over“ sehr gut getan: Hier pendelt und pocht alles zwischen tropischen Beats, Field Recordings, liebem Pop und knallhartem Techno. Das Lieblingsinstrument bleibt trotzdem die Gitarre - und mit ihr ein Hang zu ironisch verklärter 80er-Jahre-Nostalgie.

Nach seiner EP hat Jakob Kolb eine Doppelsingle namens „X“ veröffentlicht, aktuell schreibt er an seinem ersten Album. Daraus wird’s am Waves Vienna Festival einen Vorgeschmack zu hören geben.

Melby am Freitag auf der HAKUMA Stage

Ein Tipp für Freund*innen von Pond, oder überhaupt der fantastischen, australischen Psychedelic-Pop-Gitarrenszene: Melby aus Schweden. Mit seiner ersten Single „Human“ hat das Quartett vor gut zwei Jahren schon die Fühler Richtung UK und allem, was da an Blogs und Playlists lauert und wichtig ist, ausgestreckt - und dann ziemlich bald mit weiteren Singles und jetzt auch einem ersten Album nachgelegt. Es trägt den herrlichen Titel „None Of This Makes Me Worry“. Verschnörkelte, außersphärische Träumereien passieren hier genauso gut wie klare, schlichte Popmelodien. Außerdem geht es in den Songs um die besten Dinge der Welt: Liebe, das Nieerwachsenwerden und eine Welt hinter der Welt. Was will man mehr.

Iris Gold am Donnerstag auf der HAKUMA Stage

Im Wiener WUK kennt sich die in London geborene und in Kopenhagen aufgewachsene Musikerin Iris Gold schon ein bisschen aus - Anfang des Jahres ist sie hier im Rahmen des Ja Ja Ja Festivals aufgetreten. In der Zwischenzeit jedenfalls gibt es noch ein bisschen mehr Grund, ihre Großartigkeit zu feiern: Das erste Album von Iris Gold ist da, es trägt den Namen „Planet Cool“ und ja, da bleibt nur wenig hinzuzufügen. Die Coolness quillt in Form von Soul, Funk und Pop aus allen Ecken - und das alles in einer unbeschwerten, tatsächlich aber höchst artifiziell geschichteten Hippie-Hiphop-Mischung. Das Beste der 70er und 80er Jahre eben, und außerdem, es sind schon Vergleiche mit Santigold gefallen.

Katharina Seidler empfiehlt

International Music am Donnerstag in der WUK Halle

Wer hat zuletzt ein sozusagen perfektes Album gehört, also eines, auf dem einfach jedes Lied gut ist? Ich im Frühling 2018, denn da hat das Essener Trio International Music sein Debütalbum „Die besten Jahre“ herausgebracht. Krautrock und Postpunk, Diskurs- und Dadapop, alle Stile haben bei International Music Platz. Zwischen Sehnsucht und Saufen, gutem Quatsch und Denker-Romantik sprudelt die Wunderkiste International Music auch im Jahr danach noch ungebremst.

Die Lyrics nehmen dabei ebenso überraschende Wendungen wie die Musik. Hier ein paar wichtige Fragen aus dem International Music-Lyric-Katalog: Warum schreibst du den Hasen nicht mit H? Warum krieg ich’s immer so, wie ich es bestellt hab? Lass ich dich rein? Kennst du den Trick? Was hat der Rektor mir denn schon zu sagen? War die Trommel teuer und wenn ja, wie viel? War sie schon in Reparatur?

Alyona Alyona am Freitag auf der Ottakringer Stage

Ein Kontinent begeistert sich für ukrainischen Cloud Rap, dargebracht von einer der tightesten Rapperinnen und einem feministischen Role Model. Klingt wie eine europäische Utopie, ist aber die Geschichte der ukrainischen Sensation Alyona Alyona, so geschehen in den letzten noch nicht einmal 12 Monaten seit der Veröffentlichung ihres Tracks “Рибки” („Ribki“, “Fisch”) im November 2018. „Fischlein“, das ist offenbar auch ein ukrainischer Ausdruck für junge Frauen, ein Begriff, den sich Alyona Alyona aneignet und somit selbst die Kontrolle über den eigenen Namen übernimmt. Themen wie Prekariat und Bodypositivity machen Alyona Alyonas Musik ebenso zum Politikum wie ihre bewusste Entscheidung für das Ukrainische als Sprache ihrer Raps in einer russisch dominierten Pop-Welt. Selbst wer kein Wort versteht, versteht: Hier beginnt etwas Großes.

Cassia am Freitag in der WUK Halle

Die britischen Newcomer Cassia, musikalische Seelenverwandte der frühen Vampire Weekend, zaubern mit ihren verspielten Gitarren und federleichten Grooves Songs, in der sich die Zeit bis zum nächsten Sommer anfühlt wie ein einziger Tag. Besonders zu den Musiktraditionen des südafrikanischen Sambia hat Cassia-Sänger, -Songschreiber und -Gitarrist Rob Ellis aufgrund familiärer Verbindungen eine besondere Beziehung, deren musikalisches Erbe er respektvoll (das Cassia-Debütalbum trägt nicht zufällig den Namen „Replica“) mit karibischem Calypso und luftigen britischen Indiepop-Ästhetiken verwebt. Niemals forciert, immer eher beiläufig aus der Hüfte geschüttelt.

Mehr zu Cassia schrieb Eva Umbauer hier.

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