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"Borderlands 3"

Gearbox Software / 2K Games

Anarchie im All: „Borderlands 3“ ist ein überdrehter Shooter-Spaß

Gemeinsam gegen die Kultisten des Ödlands: Der Egoshooter „Borderlands“ bietet auch im aktuellen Teil lustige Multiplayer-Unterhaltung für bis zu vier Personen. Nur in technischer Hinsicht lässt das Game noch etwas zu wünschen übrig.

Von Robert Glashüttner

First-Person-Shooter haben sich die längste Zeit viel zu ernst genommen. Sie wollten uns mit ihren Grafikprotzereien beeindrucken, uns Kriege auf eine manchmal perverse Art „authentisch“ näher bringen und schicken uns viel zu oft in deprimierende, grau-braune Landschaften.

Bunt und amüsant waren Shooter selten, doch in den letzten Jahren hat sich etwas verändert. 2016 war der farbenfrohe Team-Shooter „Overwatch“ am Start und gut ein Jahr später hat „Fortnite Battle Royale“ die Videospielwelt ähnlich auf den Kopf gestellt wie „Minecraft“ ein Jahrzehnt zuvor. À propos vor zehn Jahren: Schon damals hat eine Shooter-Serie debütiert, die diese neue Leichtfüßigkeit vorweggenommen hat: „Borderlands“.

Willkommen beim Loot-Shooter

„Borderlands“ bietet ein ähnlich apokalyptisches Sci-Fi-Setting wie man es etwa aus „Mad Max“ kennt. Hier ist aber alles wesentlich weniger bizarr und stattdessen eher lustig-deppert und überdreht. Wir steuern eine Söldnerin oder einen Söldner, Kammerjäger*in genannt, die auf einem abgewrackten Planeten namens Pandora ihr Glück suchen muss. Vier verschiedene Figuren gibt es zur Auswahl, mit jeweils besonderen Spezialfähigkeiten.

„Borderlands 3“, entwickelt von Gearbox Software, ist im Vertrieb von 2K Games für PC (Epic Store), PS4 und Xbox erschienen.

Die Besonderheit der Serie ist einerseits das kooperative Spielen mit bis zu drei Mitspieler*innen und andererseits das ständige Einsammeln von Gegenständen, also Loot: Waffen, Schilde, Geld und so weiter. Weil alle Kategorien immer auch Unterkategorien brauchen, nannte man dieses Genre bald schon „Loot-Shooter“. Das muss man mögen, denn die „Borderlands“-Serie rühmt sich damit, eine quasi unendliche Anzahl an Waffen zu haben, da diese im Spiel mehr oder weniger zufällig generiert werden. Ständig kommen einem neue Schießeisen unter: Gegner lassen sie fallen, in Spinden hängen sie an der Tür und natürlich verstecken sie sich auch in allen möglichen Kisten. Der Nachteil an der Sache ist, dass man sich beim Spielen nicht nur ständig umgewöhnen, sondern auch immer wieder Statistiken vergleichen und Gegenstände in Menüs herumschieben muss.

"Borderlands 3"

Gearbox Software / 2K Games

Erfolgsformel reloaded

Erst im vergangenen April ist das originale „Borderlands“ aus 2009 neu aufgelegt worden - ein kluger Schachzug seitens des zuständigen Verlages 2K Games, da so die Aufmerksamkeit bis zur Veröffentlichung von „Borderlands 3“ (verwirrender Weise bereits der vierte Teil der Serie) wieder gut entfacht war. Der Ersteindruck vieler Fachmedien und Fans lautete, dass das Game mehr vom bereits Bekannten biete - nur eben mit neuen Umgebungen, Aufträgen, etc. Man würde das bekannte „Borderlands“-Erlebnis bekommen, also bunte Comic-Grafik, ulkig-überzeichnete Gewalt, absurd-blödsinnige Sprüche und eine inhaltlich hirnlose, aber unterhaltsame Kampagne mit viel Laufen, Holen, Bringen, Sprechen und vor allem Schießen auf alles, das nicht niet- und nagelfest ist.

Abgesehen davon, dass man den Vorwurf „Kennen wir schon!“ sehr oft bringen kann, wenn man es nur möchte, ist er im Fall von „Borderlands“ besonders müßig. Denn die Serie mit ihrem Fokus auf unstressige, kooperative Shooter-Action hat erstaunlich wenig Konkurrenz. Darüber hinaus ist der letzte Teil bereits fünf Jahre alt - man kann also wirklich nicht behaupten, dass der Markt mit „Borderlands“-Spielen übersättigt wäre. Womöglich ist genau diese Tatsache auch der Grund für den erstaunlichen Kultstatus, den „Borderlands“ bereits seit einigen Jahren besitzt: Hier ist zwar keine besonders raffinierte, aber eine funktionierende Formel am Werk, die man in dieser Form kaum wo anders bekommt und von der es innerhalb von zehn Jahren nicht viele Varianten gegeben hat.

Technisch durchwachsen

So zugänglich die Serie spielerisch ist, so mühsam gestaltete sich allerdings die Rückkehr nach Pandora in technischer Hinsicht. Der technisch sehr versierte FM4-Kollege Chris Stipkovits etwa hat sechs Stunden lang vergeblich versucht, „Borderlands 3“ auf einem neuen PC zum Laufen zu bringen. Der Support hat zwar anschließend auf Twitter beschwichtigt, dennoch gab es lange Zeit keine Hilfe. Es dürfte in der PC-Version und bis zu einem gewissen Grad auch in den Konsolenversionen einige Bugs geben - 2K Games dürfte deshalb anfangs mit den Beschwerden überfordert gewesen sein.

"Borderlands 3"

Gearbox Software / 2K Games

Wenn das Game mal läuft, muss man aber keine Sorge haben, dass man unbedingt Mitspieler*innen braucht, um mit „Borderlands 3“ gut loslegen zu können - die Kampagne lässt sich ohne Probleme auch im Singleplayer-Modus spielen. Anfangs ist das sogar ratsam, damit man später im Teamgewusel nicht überfordert ist. Meine Zeit in „Borderlands 3“ war geprägt von gemischten Gefühlen: So sehr ich die Gefechte mit den drollig-doofen Gegnern geschätzt habe (Kämpfe gegen Endbosse sind übrigens wesentlich aufreibender, aber auch spannender), so leer und statisch ist mir die Welt in anderen Momenten vorgekommen - vor allem, wenn man diverse Nebenmissionen abschließen möchte, die meistens dem klassischen Konzept „Bringe Gegenstand A von B nach C“ folgen. Hochleveln ist mit viel Zeitschinderei verbunden - schade.

Enthusiast*innen der Serie werden das Game wohl ohnehin schon gekauft haben. Allen anderen sei etwas Geduld geraten - nach ein paar Monaten dürften die gröbsten Bugs beseitigt und vielleicht auch der Preis gesunken sein. Alternativ kann man in einen der älteren Serienteile reinschauen oder sich das Remaster des ersten Teils besorgen.

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