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Good Wilson

Gabriel Hyden

Der gute Herbstsoundtrack: Good Wilson sind unser FM4 Soundpark Act im Oktober

Good Wilson schreiben Songs für einsame Menschen. Vielleicht ist ihr Gitarrenpop deshalb so schön. Unser FM4 Soundpark Act im Oktober.

Von Lisa Schneider

Es gab einmal einen Film, der hieß „Cast Away“, und wie’s der Titel verrät, geht es darin um einen auf hoher See verschollenen Menschen. Eine Robinsonade. Tom Hanks gibt den schiffbrüchigen Protagonisten, er hat nur einen einzigen Freund und Ansprechpartner, und der heißt Wilson. Es ist ein Volleyball.

„Cast Away“ ist wenn, dann nur der heimliche Lieblingsfilm der Band Good Wilson aus Wien und Graz. Jedenfalls aber schreiben Good Wilson Musik für alle, die allein sind - oder sich so fühlen. Der gute, alte Song als der stets beste Wegbegleiter.

Ein kleiner, erster Favoritenauftritt

„Einsamkeit“ ist ein großes Wort, aber es passt so gut in den Herbst, wenn sich die Natur schlaffertig macht und man sich selbst vielleicht überlegt, mit wem man am liebsten überwintern möchte. Diese Gedanken haben sich gerade eben, beim Gig von Good Wilson am Waves Vienna Festival im schön rot belaubten Innenhof eingestellt. Das sind Songs, die ohne alle Hektik auskommen, die sich aneinanderreihen, als wären sie nie getrennt voneinander geschrieben geworden. Auch das ist schön an einem Liveset von Good Wilson: die Zufriedenheit, die man danach mit nach Hause nimmt, genauso wie das Gefühl, da ein großes, sattes Ganzes gesehen und gehört zu haben. Der Moment, in dem man weiß, hier hat eine kleine, große neue Lieblingsband gespielt.

Good Wilson @Waves Vienna Festival

Hannah Toegel

Good Wilson live am Waves Vienna 2019: ein Festival-Highlight

Zur Bandgeschichte

Good Wilson sind Günther Paulitsch, Julian Pieber, Alex Cannaughton und Mario Fartacek, teils Wiener, teils Grazer und teils Salzburger Musiker, die sich schon längere Zeit kennen, weil sie auch vorhin schon im österreichischen Musikzirkus ihre Runden gedreht haben. Vorige und auch teilweise noch aktuelle Bands der Good-Wilson-Mitglieder wären da etwa Polkov, Mynth oder Shaun Berkovits.

Good Wilson borgen sich vor allem von Polkov die musikalisch mäandernden Slackergewohnheiten, wie man sie sonst eher von Acts aus Amerika, vor allem aus Städten wie Chicago oder Philadelphia kennt.

Understatement, ja bitte

Vor dem Sommer haben Good Wilson ihre erste Single veröffentlicht, sie heißt „Walk The Talk“. Der Inhalt ist schnell erklärt: Es geht ums Aufstehen und ums dann später wieder Schlafengehen. Und alles, was eben sonst so dazwischen passiert. Klingt banal, ist aber vielleicht auch einfach reflektiert genug, das Große im Kleinen zu sehen. Der fade, der schöne Alltag, der durchaus mal offline stattfinden darf.

Wie gut sowas tut, merkt man beim Klicken durch Facebook, Twitter und Co: Die dort vorherrschende beispiellose Überstilisierung und Selbstinszenierung vieler Privatpersonen, aber natürlich auch vieler Bands ersparen uns Good Wilson. Understatement ist eine gute Sache.

LIVE

Good Wilson sind das nächste Mal am 28.11. am Autumn Leaves Festival

Wenn schon Social Media: Die Facebook-Seite von Good Wilson ist fantastisch gestaltet. Im Info-Bereich steht da unter „Interessen der Band“ „Sim City 2000“ und weiters „Wi-Fi“. Und, besonders schön: das selbstgewählte Genre lautet „Skygazing“. Also wie Shoegaze, nur nicht ganz so traurig.

Es ist auch genau dieser sehr gut süffisante Schmäh, der sich durch die Videos der Band zieht. Ist im ersten zur Single „Walk The Talk“ noch niemand so schön von einem Volleyball am Kopf getroffen worden wie Günther Paulitsch, knabbert jetzt zum Song „Divine“ niemand legerer an seinem Getreidehalm als Julian Pieber. Cowboys, das sind Good Wilson jetzt also. Aber natürlich nicht wirklich.

Good Wilson schreiben Musik, die Fans von Bands wie (Sandy) Alex G, Mikal Cronin, Palace Winter oder Skinshape gefallen könnte. Das kommt alles aus einer ähnlichen Ecke, in der Künstler und Künstlerinnen hochbegabt beschlossen haben, es mal geradlinig und einfach anzugehen. Die gut träge Saitenzelebrierung, die wohltönende Feierabendmusik, vollmundig, warm, weich und zum Hinweinwickeln. Endlich wieder analog. Es rieselt gut dahin, so schlicht und leicht ist dieser Popentwurf.

Eine im besten Sinn zurückgelehnte Angelegenheit, ja, richtig langsam, könnte man sagen. Gute Dinge entfalten sich aber nicht selten ohne hohe Geschwindigkeit.

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