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Im Westen nichts Leistbares: Wohnen in Innsbruck

Die Worte „leistbar“ und Innsbruck fallen nur selten in einem Satz. Seit Jahren ist die Tiroler Landeshauptstadt Spitzenreiterin bei den Mieten. Die große Nachfrage der Studierenden nach WG-Wohnungen hat die Preise in die Höhe getrieben. Aber auch für Studierende ist der Innsbrucker Wohnungsmarkt nun ein zu teures Pflaster geworden.

Von Viktoria Waldegger

Eine halbe Stunde mit Fußgänger*innen im Zentrum Innsbrucks zu sprechen reicht aus, um unzählige Horror-Geschichten über die Wohnungssuche zu hören. Da berichten junge Menschen von WG-Zimmern um 700 Euro, von Castings, bei denen 20 Menschen gleichzeitig für ein Zimmer vorstellig werden, und von 130 Mitbewerbern für eine teure Garconniere am Stadtrand. Innsbruck ist der wahr gewordene Albtraum für Mieter*innen.

FM4 Auf Laut: Zimmer, Küche, Kabinett: Ist Wohnen noch leistbar? Dienstag, 24. September, ab 21.00 Uhr auf Radio FM4 und anschließend im FM4 Player.

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Wenig Platz für Wohnungen

Auch bei der ÖH, der Österreichischen Hochschüler*innenschaft in Innsbruck, ist der Druck am Wohnungsmarkt zu Semesterbeginn deutlich zu spüren. Viele Studienanfänger*innen hätten persönliche Mails geschrieben, sie fänden keine Wohnung und wüssten nicht weiter, berichtet die ÖH-Vorsitzende in Innsbruck, Johanna Beer.

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Zu Semesterbeginn geht in Innsbruck jedes Zimmer und jede Wohnung weg, berichtet die ÖH.

Für viele sind die Berge mit ihren vielen Sportmöglichkeiten rund um Innsbruck ein Grund, um nach Innsbruck zu ziehen. Das bringt aber auch Probleme: Die sehr kleine Stadt ist begrenzt durch die Berge. Die wenigen freien Flächen treiben den Mietpreis in die Höhe. 17 Euro kostet der Quadratmeter aktuell, hat eine Umfrage der ÖH unter 900 Studenten ergeben. Der Preis ist damit seit 2015 in etwa gleich hoch geblieben. Vonseiten der Stadt sei aber zu wenig unternommen worden, kritisiert die ÖH.

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi hatte im Wahlkampf 8.000 leistbare Wohnungen versprochen. Hier sei man gut dabei, hinten nach sei man aber beim studentischen Wohnen, gibt Willi zu. Er will einen Campus in Innsbruck errichten und damit den Wohnungsmarkt von den Studierenden „entlasten“. Das könne funktionieren, glauben die Vertreter*innen der ÖH, aber nur, wenn der Campus an die Bedürfnisse der Studierenden angepasst werde.

Nicht verlockend: Ausgehzeiten im Wohnheim

Aktuell gebe es in Wohnheimen für Studierende in Innsbruck Einzelbetten, begrenzte Ausgehzeiten und auch Besuchsverbote. Das sei nicht zeitgemäß, kaum jemand würde einsehen, warum er oder sie dafür 450 Euro zahlen soll. Ein Campus, der den Bedürfnissen der Studierenden entspreche, wäre aber auch für die ÖH eine gute Lösung.

Ein wichtiges Kriterium ist die Nähe ins Zentrum des Campus, das habe die Umfrage der ÖH ergeben, so Vorsitzende Johanna Beer. Denn auch das Öffi-Ticket ist in Innsbruck sehr teuer. Das Innsbrucker Zentrum ist allerdings stark verbaut - als Lösung sieht Beer hier Mischflächen. Flächen, bei denen die Erdgeschosse gewerblich genutzt wird und darüber Wohnraum möglich ist. Ein Beispiel dafür gibt es bereits in der Kranebitter Allee in Innsbruck. Dort ist im Erdgeschoss eine Tankstelle, darüber wurde ein Wohnheim errichtet. Das funktioniere gut und sei in Innsbruck auch an anderen Orten umsetzbar, so Beer.

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Über dieser Tankstelle wurde das Studentenwohnheim gebaut.

Längst ein allgemeines Problem

Werde weiterhin nichts unternommen, laufe Innsbruck Gefahr, als Universitätsstadt nicht mehr attraktiv zu sein. Hohe Mietpreise in Verbindung mit hohen Öffi-Preisen seien schwierig zu stemmen. Nicht zu vergessen sei dabei, dass die 40.000 Studierenden bei 130.000 Einwohner*innen einen großen Anteil ausmachen und damit auch für hohe Wertschöpfung in der Stadt sorgen, erklärte Beer. Innsbruck müsse auch etwas unternehmen, um die umliegenden Gemeinden nicht weiter zu belasten.

Bereits jetzt würden viele junge Familien und auch Studenten auf die umliegenden Gemeinden ausweichen. Als Folge steigen auch dort die Mietpreise an. Hier müsse man das Wohnen in Innsbruck in einem Gesamtkonzept sehen, heißt es bei der ÖH. Als weitere Maßnahme für Innsbruck fordert die ÖH eine Änderung der Mietzinsbeihilfe. Aktuell gibt es die Mietzinsbeihilfe nur für Studierende, die bereits seit zwei Jahren ihren Hauptwohnsitz in Innsbruck haben. Wer also seinen Bachelor in Mindeststudienzeit macht, hat erst nach zwei Dritteln des Studiums Anspruch auf die Mietzinsbeihilfe. Die ÖH will einen Anspruch auf Mietzinsbeihilfe schon nach einem Jahr in Innsbruck durchsetzen.

FM4 Auf Laut: Zimmer, Küche, Kabinett: Ist Wohnen noch leistbar?

Die Wohnungspreise in Österreich sind in den vergangenen 10 Jahren um bis zu 70 Prozent in die Höhe geschnellt. Uni- und Tourismus-Städte wie Innsbruck oder Salzburg klagen über akute Wohnungsnot. Kurz vor der Nationalratswahl sorgt das Thema Wohnen für Kontroversen zwischen den Parteien. Die einen wollen den Kauf von Eigentumswohnungen erleichtern und rufen nach Gehaltskontrollen im Gemeindebau, die anderen fordern Mietzinsobergrenzen und strengere Regeln gegen Immobilienspekulation. Wer ist schuld an der Wohnungsknappheit? Wie wird Wohnen wieder leistbar für alle? Claudia Unterweger diskutiert mit der Gentrifizierungsforscherin Mara Verlic und mit Immobilieninvestor Roland Strango.

Am Dienstag, 24. September 2019, von 21 bis 22 Uhr auf Radio FM4 und anschließend im FM4 Player.

Anrufen und mitdiskutieren könnt ihr unter 0800 226 996.

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