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Buchcover mit Grafik: Ruderboot

Hodder

Stephen King covert sich in „Das Institut“ selbst

BMX-Fahrräder, Neonfarben, Synthpop. Der Achtzigerjahre-Hype gipfelt seit 2016 in der Vintage-Serie „Stranger Things“. Die Serie ist aber nicht nur eine Reminiszenz an die Achtziger, es ist auch eine Verbeugung vor dem Werk von Stephen King. In seinem neuen Roman „Das Institut“ nimmt King nun wiederum Bezug auf „Stranger Things“.

Von David Pfister

Die Pressetexte, die das neue Buch von Stephen King begleiten, bringen es gleich auf den Punkt. Stephen King war von der Verbeugung vor seiner Ästhetik und seinem Werk in Form der Serie „Stranger Things“ so gerührt und begeistert, dass er nun wiederum „Stranger Things“ zitiert, also sich auf Umwegen selbst covert.

„Bist du TP oder TK?“

Das Fundament der neuen Stephen-King-Story ist schnell erklärt. Quer durch die Vereinigten Staaten werden Kinder und Jugendliche, die besondere Fähigkeiten erkennen lassen wie Telekinese („TK“) oder Telepathie („TP“), von einer mysteriösen Organisation gekidnappt und zu Forschungszwecken in einem seltsamen Institut festgehalten.

Er dachte daran, wie manchmal die Teller in den Schränken klapperten, wie die Tür seines Zimmers von allein auf- oder zuging und wie das Blech in der Pizzeria vom Tisch gerutscht war.

Wobei dieses Institut schon zu Beginn seine enorme Skrupellosigkeit und Brutalität zeigt. Die Eltern der Kinder werden in der Entführungsnacht einfach erschossen, die Kinder aus ihren Betten gestohlen. Und auch im Institut geht es herb zu. Maximal ein paar Wochen verbringen die Kinder zusammen im A-Block. Was dann wohl mit ihnen passiert?

„Du bist entweder das eine oder das andere, beides ist angeblich niemand - jedenfalls behauptet das die MTAs. Ich bin TP.“ Das sagte sie mit gewissem Stolz.

Buchcover mit Grafik: Kind

Heyne Verlag

Stephen King hantiert in „Das Institut“ mit vielfach bewährten Zutaten. Nichts ist neu, vieles vorhersehbar. Was das Buch trotzdem zum Vergnügen macht, ist der immer enorm unterhaltsame Erzählstil von Stephen King und sein wunderbares Talent Situationen und Menschen zu beschreiben. Stephen Kings Bücher leben ja eigentlich selten von der Story oder der Auflösung, sondern von der seltsamen Spannung, die der amerikanische Schriftsteller über viele Seiten evoziert. Außerdem gibt sich der Demokrat Stephen King seit einigen Jahren immer sozialkritischer und positioniert sich ganz klar gegen das Trump-Amerika. Die Organisation, die die Kinder stiehlt, kann sehr leicht als Kritik oder Warnung vor einem repressiven System gelesen werden. Die Nöte der Jugendlichen sind die Nöte der jungen amerikanischen Generation zwischen Klimakrise und nicht vorhandenem Sozialsystem. Und das übersinnliche Trara ist Synonym für die Pubertät. Und auch was die Auflösung betrifft, bleibt Stephen King auf Linie. Sie schwächelt. Trotzdem schönes, kurzweiliges Lesevergnügen.

„Wie lange bist du schon hier, Kaisha?“ „Fast einen Monat. Damit bin ich ein alter Hase.“

„Das Institut“ von Stephen King, übersetzt von Bernhard Kleinschmidt, ist im Heyne Verlag erschienen. Und obwohl der Roman erst ein paar Tage auf dem Markt ist, wird schon an einer Verfilmung in Form einer Serie gearbeitet.

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