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Blasphemous

The Game kitchen

„Blasphemous“ ist ein Pixel-Albtraum à la Hieronymus Bosch

Der 2D-Action-Platformer „Blasphemous“ ist ein faszinierend-bizarres Souls-like mit einzigartigem Setting.

Von Rainer Sigl

Untote Priester in schwebenden Predigtkanzeln, unschuldige Barockengerl in gläsernen Käfigen und in Stücke gehackte Heilige, die mit stählernen Kruzifixen werfen: Das Actionspiel “Blasphemous” gibt sich alle Mühe, seinem Namen gerecht zu werden.

Vielleicht auch, weil seine Entwickler aus dem erzkatholischen Andalusien stammen, wo archaisch anmutende, christliche Mystik zumindest in der Semana Santa noch gelebte Tradition ist? Die bizarre Fantasy-Welt Cvstodia ist auf jeden Fall voll von quasichristlichen Symbolen und erinnert in der grausamen Allgegenwart von Blut, Leid und Folter immer wieder an die Höllendarstellungen des großen spätmittelalterlichen Künstlers Hieronymus Bosch.

Schon die Hauptfigur ist grotesk: Als namenloser Büßer tragen wir eine Maske und eine stählerne Spitzkapuze, kämpfen uns mit magischem Rosenkranz, einem Schwert namens Mea Culpa und einem Gebetbuch voller Zaubersprüche durch eine höllische Landschaft, in der die Menschen durch ein göttliches Wunder zu Monstern und Abscheulichkeiten mutiert sind.

Kämpfen, sterben, wiederkehren

“Blasphemous” ist ein Metroidvania, also ein relativ offen erforschbares Action-Rollenspiel. Es bedient sich aber freimütig am großen “Dark Souls” und das betrifft nicht nur, aber auch den beachtlichen Schwierigkeitsgrad. Klar, dass sowohl beim Tod als auch nach der Rast alle Gegner wieder aufstehen; wenigstens büßt man hier nicht die zum Aufrüsten nötige Währung, sondern „nur“ magische Energie temporär ein.

Auch die verschachtelte Spielewelt und vor allem die absichtlich fragmentierte Hintergrundgeschichte, die immer geheimnisvoll und ambivalent bleibt, erinnern an das große Vorbild „Dark Souls“. Die beeindruckende Pixelgrafik und der gelungene Soundtrack tragen dazu bei, dass man diese riesige, verwinkelte Welt gern weiter erforscht.

Blasphemous

The Game Kitchen

Stoßgebete und Flüche inbegriffen

Dank des außergewöhnlichen Settings verzeiht man da auch schon mal, dass spielerisch hier kaum Neues geboten wird - und sogar, dass es vereinzelt Stellen gibt, die vom Haarigen ins Unfaire kippen. Da hilft dann nur ein Stoßgebet - und Engelsgeduld oder gotteslästerliches Fluchen. Manche Sprungpassagen sind ebenso lang wie schwierig, und die nur langsam aufrüstbaren Waffen, Zauber und Spezialattacken im Kampf nicht so durchschlagend wie erhofft. Umso größer sind sowohl Adrenalin- als auch Endorphinausstoß, wenn wieder ein Hindernis bewältigt wurde.

“Blasphemous” ist für Windows, PS4, Switch und Windows erschienen.

“Blasphemous” ist ein faszinierendes Spiel: Seine verwinkelte Spielwelt und seine vielen Geheimnisse laden zum geduldigen Erforschen ein. Zugleich ist es eine nicht triviale Herausforderung, die einen allerdings durch bizarre Ideen und außergewöhnliche Gestaltung belohnt. Dass es nicht wenig Leidenswillen braucht, um voranzukommen, passt so gesehen perfekt zu seiner Welt.

Blasphemie in der FM4 Spielekammerl-Show!

In der aktuellen FM4 Spielekammerl-Show (Donnerstag, 26. September) spielen Chris Stipkovits und Rainer Sigl in bewährter Horror-Tradition (mindestens) zwei gruselige Games - zum einen „Blasphemous“, zum anderen das ebenso vor kurzem erschienen „Blair Witch“.

Los geht die Spielekammerl-Show wie immer um 17 Uhr auf Twitch.tv, gestreamt wird bis 21 Uhr.

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