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Manu Delago im Schlafanzug

Pascal Triponez

Manu Delago: The Science Of Sleep

Der Exil-Tiroler Musiker Manu Delago erforscht auf seinem neuen Album „Circadian“ mit ruhigen und organischen Klängen den Themenkomplex „Schlaf“.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

In den letzten Jahren hat Manu Delago viel zu wenig geschlafen - er jettete auf Tourneen mit etwa Björk, Olafur Arnalds oder dem Cinematic Orchestra quer durch die Zeitzonen. Aus diesem persönlichen Dilemma heraus begann der in London lebende Hang-Virtuose und Percussionist, sich mit dem Thema Schlaf auseinanderzusetzen. Schließlich buchte er in seiner Heimatstadt Innsbruck ein Studio und begann seine Erkenntnisse musikalisch umzusetzen.

„Circadian“ heißt das Album, das er mit einem Ensemble eingespielt hat – nach dem ungefähr 24 Stunden dauernden zirkadianen Rhythmus, der die Lebenszyklen von uns Menschen dominiert.

Musikalisch hat Manu Delago dieses große Konzept klarerweise über weite Strecken eher ruhig, aber vor allem organischer als je zuvor umgesetzt. Daran ist interessanterweise Parasol Park schuld, sein letztes und vom Krafteinsatz her eigentlich fast diametral entgegengesetztes Projekt: Im Herbst 2017 war Delago mit einer kleinen Gruppe von Musikerinnen und Musikern in die Tiroler Berge geklettert und hatte in verschiedenen Höhenlagen neue Songs eingespielt. Der resultierende Film gewann einige Preise, Manu Delago hat es aber auch die intensive Gruppenerfahrung angetan:

„Es war sehr schön am Berg. Wir waren zu siebt unterwegs und haben 24 Stunden am Tag gemeinsam verbracht. Diese menschliche Energie hat mich sehr inspiriert, das weiterzuführen. Allerdings ohne diese Einschränkungen am Berg, wo wir unsere Instrumente selbst tragen und unter extremen Bedingungen aufnehmen mussten, habe ich das jetzt im schönen, gemütlichen Studio gemacht - mit Zugang zu mehr Instrumentarium und mehr Musikern auch.“

Hatte Manu Delago auf den vergangenen Platten sein Stamminstrument, das Hang, gerne mit Synthesizern und Drummaschinen kombiniert, bleibt er auf „Circadian“ rein akustisch. Für zusätzliche Klangfarben sorgen einerseits Streicher und Blasinstrumente, andererseits auch obskure Percussions, die der Musiker auf Reisen in Vietnam, Russland, der Türkei oder Indonesien entdeckt hat und die für ihn auch ein wenig die elektronischen Sounds ersetzen.

Manu Delago und sein Ensemble

Chri Strassegger

Manu Delago und sein neues „Circadian“ Ensemble live erleben:

9.10. Spielboden Dornbirn
10.10. Dom im Berg Graz
11.10. Arge Salzburg
12.10. Konzerthaus Wien
13.10. Schauspielhaus Linz
14.10. Treibhaus Innsbruck

Aufgebaut ist „Circadian“ wie eine Nacht, vom Sonnenuntergang bis zum Morgen. Am meisten fasziniert haben Manu Delago bei seinen Schlafrecherchen die REM-Phasen, in denen nicht nur das Bewegungsgedächtnis aufgebaut wird, sondern wo bekannterweise auch die Träume zu Hause sind:

„Im REM-Schlaf hat man einen kreativeren Gehirnzustand, als wenn man wach ist. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass man in der ersten Minute nach dem Aufwachen aus der REM-Phase, bevor man wirklich wach ist, extrem kreativ im Kopf ist und sich da noch Synapsen verbinden.“

Apropos Aufwachen: Das muss man auch nach den sehr stimmungsvollen ersten 50 Minuten von „Circadian“. Mit dem akustischen doppelten Espresso, den uns Manu Delago in Form des Schlussstückes „Zeitgeber“ gebraut hat, sollten aber sogar notorische Nachteulen mit dem Tanzbein zuerst aus dem Bett kommen.

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