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Filmstill aus "Nobadi"

2019 epo-film, Petro Domenigg, Thimfilm

Der Film „Nobadi“ kennt kein Erbarmen

Regisseur Karl Markovics zeichnet ein düsteres Bild eines ungewöhnlichen Duos, wenn in „Nobadi“ ein alter Nazi auf einen jungen Flüchtling trifft.

von Christian Pausch

Am Anfang stirbt ein Hund. Er war der letzte Freund des 93-jährigen Heinrich Senft, der allein und zurückgezogen im Kleingartenverein „Zukunft“ auf der Wiener Schmelz lebt. Eine Grube, ein Grab, muss ausgehoben werden. Und weil das für einen alten Mann nicht mehr ganz so einfach ist, kommt der junge Adib gerade recht, der vor der Siedlung nach Arbeit sucht.

Filmstil aus "Nobadi"

2019 epo-film, Petro Domenigg, Thimfilm

Es ist eine altbewährte Geschichte in vielen Filmen: Zwei ungleiche Charaktere treffen aufeinander, doch um einen Ausweg aus einem gemeinsamen Dilemma zu finden, müssen sie trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammenarbeiten. Auch Regisseur Karl Markovics folgt in seinem neuen Film „Nobadi“ diesem Konzept, lässt dabei aber keinen Stein auf dem anderen.

Es ist unangenehm mitanzusehen, wie herablassend der mürrische Alte den jungen Mann behandelt, wie er ihn herumkommandiert und ihm misstraut.

Während der eine mit dem Leben abgeschlossen hat, will der andere seines gerade erst neu beginnen. Als Adib von seiner Arbeit in einem NATO-Camp in Afghanistan erzählt, wird auch Senft hellhörig: denn auch er hat einst in einem Lager gearbeitet, wenn auch in einem ganz anderen.

Filmstil aus "Nobadi"

2019 epo-film, Petro Domenigg, Thimfilm

Nach und nach entwickelt sich zwischen den beiden eine komplizierte Freundschaft, die langsam und bedächtig, aber ohne Erbarmen, in eine fatale Richtung steuert.

Podcast

FM4

FM4 Interview Podcast

Ein ausführliches Gespräch mit dem Schauspieler Borhanulddin Hassan Zadeh gibt es im FM4 Interview Podcast.

Es wird wenig gesprochen in „Nobadi“. Aber das glänzende Spiel der beiden Hauptdarsteller braucht kaum Worte. Vor allem der Newcomer Borhanulddin Hassan Zadeh spielt die Rolle des Adib mit mitreißender Eindringlichkeit. Zadeh ist selbst vor sieben Jahren aus Afghanistan nach Österreich gekommen und sagt im FM4 Interview, dass er vieles von dem was seine Figur erlebt hat, auch selbst erleben musste.

Auch sein älterer Bruder ist, wie der Bruder seiner Figur, durch eine Bombe getötet worden. Und als Zadeh nach Österreich kam, war auch eines seiner größten Probleme die nicht vorhandene Arbeitserlaubnis. Oft habe er im Monat nur vierzig Euro verdient, weil er kleine Dienste verrichtet hatte, wie zum Beispiel auch eine Wurzel auszugraben. Genau so eine Wurzel, die im Film einen wichtigen Platz einnimmt.

„Nobadi“ fasst weder uns, die Zuschauer*innen, noch seine Protagonisten mit Samthandschuhen an. Bei der Premiere des Filmes in Toronto mussten Menschen angeblich den Saal verlassen, weil manche der Szenen so eindeutig sind, so blutig und brutal.

Filmstil aus "Nobadi"

2019 epo-film, Petro Domenigg, Thimfilm

Doch gerade in der Szene, die vielleicht am schwierigsten anzusehen ist, erzählt der junge Mann aus Afghanistan fast unbemerkt seine Geschichte. Schauspieler Borhanulddin Hassan Zadeh wünscht sich, dass das Publikum gerade an dieser Stelle ganz genau aufpasst, denn es ist auch seine persönliche Geschichte, seine Wahrheit, die da erzählt wird.

Nobadi startet am 4. Oktober in den österreichischen Kinos.

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