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Seed

Erik Weiss

artist of the week

„Bam Bam“ heißt das neue Album von Seeed

Das neue Seeed-Album „Bam Bam“ ist entschleunigt und das steht der Band sehr, sehr gut. Unser FM4 Artist Of The Week.

Von Susi Ondrušová

Das beste Lied auf dem neuen Seeed-Album „Bam Bam“ heißt „Sie ist geladen“. Es ist ein angriffslustiger Titel, der auf der Temposkala vielleicht etwas Schnelles vermuten lässt. Es groovt und das herrlich unaufgeregt. Einzig ein Gitarrensolo tanzt hier aus der Reihe und wird am Ende von einem Waffenschuss übertönt. Sie ist geladen und sie nimmt den Wagen. Schlicht und melodiös. In „Sie ist geladen“ hört man die Rapperin Nura, weitere Gäste auf „Bam Bam“ heißen Deichkind, Salsa und: Trettmann. „Ich verpass jeden Trend, denn ich bin immer bei dir!“, heißt es in dem gemeinsamen Stück „Immer bei dir“. Ein bester Song. Vielleicht.

Bam Bam. Am Leben.

Im Track mit Salsa, nämlich „Love Courvoisier“, werden nicht nur verschiedene Alkoholsorten aufgezählt, sondern auch offenbart: „Scheiß aufs Berghain. Meine Gang gibt Gas, aber ich nicht. Alle Straßen sind dicht.“ Ein bester Song könnte auch „Lass das Licht an“ sein. Mit Porky von Deichkind am Mikro. Ein lustiger Song über Sex, what else! „Hab’n hier alles, was es braucht, nur ich und du, Baby“. Mit dem Song „G€ld“ gibt es auch ein bisschen Dekadenz und Kapitalismuskritik. Vielleicht auch ein bester Song des Albums. Von der Angriffslust und Power erinnert „G€ld“ am meisten an „früher“. Ja, früher, als man Seeed-Songs aufgelegt hat, um die Party-Hysterie nicht enden zu lassen. Aber wer braucht schon Dancehall Caballeros 2.0? „Bam Bam“ ist also: entschleunigt und das steht Seeed sehr, sehr gut.

Seeed in Zahlen

11 Songs sind auf Bam Bam zu finden, mit 11 Bandmitgliedern haben Seeed 1998 begonnen und mit „Bam Bam“ bisher 5 Studioalben veröffentlicht. Die ersten 3 Alben mit jeweils 2 Jahren Abstand: das Debüt „New Buddy Conquerors“ 2001, dann „Music Monk“, dann „Next“. 7 Jahre später, 2012, das selbstbetitelte Album. Der Seeed-Track „Augenbling“ war 2012 37 Wochen lang in den deutschen Charts. „Ding“ hielt sich in Österreich ganze 32 Wochen lang in den Charts. Laut Wikipedia haben Seeed 1.825.000 Alben verkauft. Eine Zahl, die fast so hoch ist wie die Zahl der monatlichen Seeed-Hörer*innen auf Spotify. Laut setlist.fm haben Seeed schon 19 Mal in Österreich gespielt. Das erste Mal 2001 auf der allerersten Ausgabe des FM4 Frequency Festivals – damals noch in der Open Air Arena in Wien. Das 20 und 21. Konzert in Österreich werden Seeed Anfang November geben: Am 2.11. kommen sie in die Linzer Tips Arena (Kapazität: 7.200): ausverkauft. Genauso wie das Konzert am 1. November in der Wiener Stadthalle (Kapazität 16.083).

Seed

Erik Weiss

Bis Mai letzten Jahres war die wichtigste Zahl in der Geschichte der Band die 11. Seeed waren eine 11-köpfige Bandfamilie: drei Sänger, ein DJ, ein Percussionist, ein Schlagzeuger, Saxofonist, Posaunist, Keyboarder, Gitarrist und Bassist. Nach dem plötzlichen Tod vom Sänger Demba Nabé letztes Jahr im Mai hat die Band entschieden weiter zu machen. Es gibt 5 Phasen der Trauer: Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Bam Bam. Zeit heilt übrigens keine Wunden, es wird nur irgendwann leichter, mit ihnen umzugehen. Manche machen das still und heimlich für sich oder eben miteinander.

Vielleicht hört man dieses Auf und Ab der guten und schlechten Trauerphasen auch in diesem sanften und schlicht melodiösen Album. Vielleicht ist es diese besondere Bandbiografie, mit der man sich die Entschleunigung erklären kann. Vielleicht ist es auch das Alter. Die 11-köpfige Bandfamilie also. Der elfte Song des Albums heißt „What A Day“ und ist der letzte Song mit Sänger Demba Nabé. Vielleicht ist das der beste Song des Albums. Vielleicht ist es aber doch „Komm in mein Haus“.

Seed Plattencover

Erik Weiss

Seed - „Bam Bam“

Über den Track „Komm in mein Haus“ sagt Pierre Baigorry: „Wir können unsere größtmögliche Energie mit den Zuhörern teilen ... melancholisch, happy ... auf jeden Fall positive Energie. Klar wünschen wir uns größtmögliche Verbreitung; dass wir in relevanten Playlisten bei Spotify landen und auch bei Kids ankommen, die sonst zu „Prada, Prada, Gucci, Gucci, Koka, Koka, Bitches, Bitches“ viben. Dazu haben wir eine Art Alternativangebot zu machen. Es gibt ja zum Glück Überschneidungen mit vielen Szenen. Auf unsere Konzerte kommen Kids, die deutlich jünger sind als wir, das aber auch feiern oder den Vibe einfach geil finden – auch wenn sie uns sonst nicht viel hören. Ich glaube ganz grundsätzlich, dass man offenbleiben muss. Darum geht es auch in dem Song ‚Komm in mein Haus‘ - darunter kann man verstehen, dass Flüchtlinge willkommen sind, aber auch ganz andere Leute, mit denen man erstmal nicht viel gemein hat: Komm mal kurz rein, lass reden! Grundsätzliche Gesprächsbereitschaft zwischen auseinanderdriftenden Gesellschaftsteilen finde ich super wichtig. Die Diskussion gibt es jetzt ja auch schon länger – und ich glaube, dass die sogenannten aufgeklärten, progressiven, linken Großstadtbewohner auch viel verkackt haben. Dieses ‚So wie wir drauf sind, ist supergeil und alle anderen haben es nicht drauf und sind dumme Trottel‘ stößt ja auch ab und macht Probleme. Das versuchen wir uns auch irgendwie bewusst zu machen. Es gibt in jeder Hinsicht Potenzial für Verbesserung. Musik soll erstmal einfach verbinden und jeder, der zuhört und sich da einklinkt, ist geil für uns.“ Such dir deinen eigenen neuen Lieblingssong von Seeed.

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