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Noita

Nolla Games

Pixelrealismus wie noch nie

Das Rogue-like „Noita“ erhebt den Anspruch, „jedes Pixel“ physikalisch korrekt zu simulieren. Ein großer, chaotischer Spaß.

Von Rainer Sigl

Ein unbedachter Zauberspruch - und das Unheil nimmt seinen Lauf. Die Petroleumlampe fällt krachend von der Decke zu Boden, zerbricht, und das dürre Gras, das am Boden der Höhle wächst, fängt sofort Feuer. Eine Sekunde später steht der ganze Tümpel aus Öl in Flammen, eine brennende Leiter bricht krachend zu Boden. Mit dumpfem Knall explodiert eine Kiste Sprengstoff und der Boden sackt weg. Brennendes Öl schwappt nach unten, in die tieferen Regionen der verlassenen Mine. Ein Glück, dass ich noch weiter oben stehe. Pech für die Goblins unten, die brennend herumlaufen und hektisch nach Wasser suchen, um sich zu löschen.

Im Videospiel „Noita“ bekommt man es wieder und wieder mit solchen Kettenreaktionen zu tun, deren Folgen kaum abschätzbar sind. Noita ist Finnisch und bedeutet „Hexe“ oder „Zauberer“ und als solcher brechen wir ins Innere eines riesigen unterirdischen Höhlensystems auf.

„Every pixel simulated“

„Noita“ sieht auf den ersten Blick zwar aus wie ein Retro-Pixelspiel aus der Games-Vergangenheit, doch es versucht etwas, was es zuvor noch nie gegeben hat. Jedes einzelne Pixel, so versprechen die Entwickler, sei in diesem 2D-Plattformer realistisch simuliert und reagiert physikalisch korrekt. Wasser schwappt und fließt, Feuer brennt, solange es Nahrung hat, Säure frisst sich durch alle möglichen Materialien. Schnee und Eis lassen sich schmelzen, explosive Gase wabern leichter als Luft an der Decke und wenn wir durch Matsch oder Blutlachen waten, wird unsere Robe erst durch ein Bad in klarem Wasser wieder sauber. Dieser Realismus bedeutet natürlich auch, dass die in anderen Spielen unzerstörbaren Wände und Decken immer wieder mal zusammenkrachen, wenn sie genug beschädigt werden.

Dazu kommen Zaubersprüche, die zusätzliches Chaos anrichten und das Hexenleben manchmal dramatisch kurz ausfallen lassen: Es ist fast unmöglich, alle potenziellen Folgen einer Aktion vorab einzuschätzen, und die schon in den einfacheren Levels recht aggressiven Gegner lassen uns wenig Zeit für Planung. Dann heißt es zurück nach oben und nochmal in den neu zufallsgenerierten Untergrund aufbrechen.

Noita

Nolla Games

Experimentierkasten für Slapstick-Chaos

„Noita“ ist im Early Access, das heißt, es ist im Moment noch mehr Experimentierkasten als fertiges Spiel. Trotzdem macht das ambitionierte Höhlenabenteuer schon jetzt viel Spaß, weil sich aus seiner physikalischen Komplexität immer wieder absurde Situationen voller Slapstick ergeben. Jeder neue Ausflug in den Untergrund birgt Überraschungen, allerdings ist das Überleben ziemlich schwierig.

„Noita“ ist im Early Access für Windows erschienen.

Wer als Fan von Genre-Größen wie „Spelunky“, „Hades“ oder „Dead Cells“ auf der Suche nach einem fein ausbalancierten, stets fairen und bis in kleinste Details designten Rogue-like ist, sollte zum jetzigen Zeitpunkt noch die Finger von „Noita“ lassen; es ist allerdings sogar fraglich, ob dieses Ziel wegen der chaotischen Natur aller möglichen Reaktionen untereinander jemals in Reichweite ist. Ein großer Spaß ist das einzigartige Spiel aber schon jetzt. Und eins ist sowieso sicher: So realistische Pixel wie in „Noita“ hat man noch nie gesehen.

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