FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Doom Patrol

Amazon

FM4 In Serie

Doom Patrol kämpft mit der Kraft der Seltsamkeit

Endlich ein Heldinnenteam, das uns lernt vermeintliche Defizite als Superkräfte zu leben.

Von Natalie Brunner

Doom Patrol ist das abgewrackteste Superhelden Team diesseits und jenseits des DC Universums. Sie sind kosmische Umfälle, mit Kräften, die nicht wie bei den meisten Superheldinnen ein ambivalentes Geschenk sind, sondern - für jede klar ersichtlich - mehr Fluch als Segen.

Das Team besteht aus der narzisstischen Elasti-Woman, der mit 64 Persönlichkeiten ausgestatteten Jane, dem bis auf sein Hirn und Bewusstsein nur aus Metall bestehenden Robotman und dem einbandagierten, schwer verbrannten, verstrahlten und immer noch mit seinem Outing hadernden Negative Man - inklusive den in ihm lebenden Energiewesen.

Ein vergleichsweise seriöser und psychosenfreier Charakter ist Victor Stone aka Cyborg, ein Gast von den Teen Titans. Der hilft einstweilen der Doom Patrol, nach ihren verschwundenen Chief zu suchen, da seine Aufnahme bei der Justice League noch in Schwebe ist.

Diese Superheldinnen sind bizarre Charaktere, die ihrer Menschlichkeit nachtrauern. Und zu unserem Gaudium haben sie in der Serie, in der sie nun zusehen sind, nicht nur mit der Bewältigung der Altlasten aus der Zeit ihres Menschseins zu kämpfen, sondern auch mit Situationen und Geschöpfen, die noch bizarrer sind als sie selbst.

Gleich zu Beginn legen sie sich mit einem untoten Nazi-Wissenschaftler im Dschungel von Paraguay an. Der Bösewicht hat im Versteckten ein Landgut geschaffen, auf dem eine Art ewiges Oktoberfest wütet - Klone in Dirndl und Lederhosen inklusive. Zusätzlich dazu quält er die Doom Patol eine Folge lang mit einem Kasperltheather das seinen kriminellen Werdegang erzählt. Sehr kathartisch ist die darauf folgende Splatter-Szene, in der Jane und Robotman die Klone zu „Nazi Punks Fuck Off“ von den Dead Kennedys in ihre Einzelteile zerlegen.

Doom Patrol sind Superhelden und eine Superhelden-Persiflage in einem. Sie können sich glücklich schätzen, in einem DC Universum zu sein, in dem Superman schwer beschäftigt ist. Und würden sie je einen Ausflug Nach Gotham City wagen, würde die Fledermaus sie sowieso im Kollektiv nach Arkham stecken.

Ich mag die Charaktere der Doom Patrol und ihrer stets über den Abgrund hängenden Welt sehr.

Das tröstet mich auch über das den Protagonistinnen entsprechend konfuse Skript, das nur langsam einen Plot vorantreibt und sehr viel Zeit Rückblenden und Reisen in diverse Innen- und Parallelwelten widmet. Bei Folge vier habe ich aufgehört auf Plot-Entwicklungen zu hoffen und begonnen die Situationen und vor allem die Charaktere zu genießen.

Einige der Episoden Spielen zu Gänze im Inneren der Charaktere und das sind Räume in denen es noch weitaus surrealer und martialischer zugeht als beim ewigen Nazi-Oktoberfest im Dschungel von Paraguay.

Jane - auch genannt Crazy Jane - hat 64 Persönlichkeiten, jede davon mit eigener Mission und eigener Superkraft. Die alle unter Kontrolle und im Dialog zu halten ist so zeitaufwendig, dass keine Zeit zum sozialen Feintuning mit der Außenwelt bleibt. Es ist ein schweres Los für Jane, den Charakter der an der Oberfläche Regie führt. Als Jane beschließt, sich auch in ihr eigenes Inneres, genannt „die Unterwelt“, zurück zu ziehen, sind die Kanäle offen für ein ontologisches Armageddon. Die Doom Patrol Folge „Jane Patrol“ würde ich gerne bei einem Screening währen eines Psychoanalytikerinnenkongress sehen und diskutiert wissen.

Auch die Widersacher sind keine alltäglichen Schurken: Ezekiel ist sein eigener Prophet. Eine Kakerlake, die ich auch gern als Haustier in meinem Leben hätte. Er sehnt die Apokalypse herbei und treibt sie in Zusammenarbeit mit der Ratte Admiral Whiskers auch aktiv voran. Admiral Whiskers hat der Doom Patrol Rache geschworen, weil seine Mutter von ihnen überfahren wurde, gerade als sie Baby Admiral Whiskers beibringen wollte, wie Ratten sicher Landstraßen kreuzen.

Eine besondere Erwähnung verdient auch mein spezieller Liebling, der Charakter und Ort in Union ist: Danny the Street ist eine queere Straße, die sich in jede Umgebung einfügen kann. Danny ist eine Straße mit Bewusstsein und Persönlichkeit, die sich an jeden beliebigen Ort teleportieren kann und LGBTQ Menschen Zuflucht bietet. Danny kommuniziert ohne Laute durch Text auf Plakaten, Schildern, Leuchtreklamen. Danny kann nur schwer gefunden werden, Danny findet einen.

Eine großartige Idee unter vielen gedanklichen Diamanten die im Chaos der Doom Patrol funkeln.

mehr TV-Serie:

Aktuell: