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Peter Handke

APA/BARBARA GINDL

Peter Handke gewinnt den Literaturnobelpreis

Der österreichische Autor gewinnt überraschend die höchste Auszeichnung der Literatur.

von Christian Pausch

Peter Handke, der aus Kärnten stammende österreichische Schriftsteller, hat heute den Nobelpreis für Literatur zugesprochen bekommen. 15 Jahre nachdem Elfriede Jelinek den Preis im Jahr 2004 verliehen bekommen hat, ist Peter Handke damit der zweite Literatur-Nobelpreisträger aus Österreich.

Bei Buchmacher*innen waren Handke nur Außenseiterchancen auf den mit über 800.000 Euro dotierten Preis zugestanden worden. Im Vorfeld wurden die kanadische Dichterin Anne Carson und ihre aus Guadeloupe stammende Kollegin Maryse Condé als Favoritinnen gehandelt.

Im letzten Jahr wurde der Preis wegen eines Belästigungs- und Korruptionsskandals in der Schwedischen Akademie nicht verliehen. Das wurde jetzt nachgeholt: Rückwirkend für das Jahr 2018 gewinnt den Literaturnobelpreis die polnische Autorin Olga Tokarczuk.

Enfant Terrible der 60er

Peter Handke, der bereits als junger Student Texte für die Literatur-Zeitschrift „manuskripte“ verfasst hat, hat 1966 mit seinem ersten Roman „Die Hornissen“ seinen Durchbruch geschafft. Eingeschrieben ins Gedächtnis Österreichs hat er sich dann ein für alle Mal drei Jahre später mit seinem Stück „Publikumsbeschimpfung“.

In dem Stück sitzt das Publikum im Licht, während vier Schauspieler*innen zu ihnen sprechen. So löst sich die Erwartung eines klassischen Theaterstücks auf, und wird zu etwas gänzlich anderem. Die Beschimpfung, die am Ende des nur einen Akt dauernden Schauspiels tatsächlich passiert, führt den Zuschauer*innen die Brutalität und die Macht der Sprache u.a. auch im Nationalsozialismus vor. „Ihr Untermenschen!“, heißt es an einer Stelle.

Drehbücher, Romane, Theaterstücke

Zu Recht kann man den damaligen Handke als Literatur-Popstar bezeichnen. Mit Beatles-vs.-Cleopatra-Gedächtnisfrisur und immer gleicher Sonnenbrille bei all seinen Auftritten. Seine Drehbücher „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ (1970), „Falsche Bewegung“ (1975) sowie „Der Himmel über Berlin“ (1987) werden allesamt von Regisseur Wim Wenders verfilmt und genießen bis heute Kultstatus.

In seinem späteren literarischen Werk sticht vor allem die Versuche-Reihe hervor, die sich vom Ende der 80er bis in die 10er Jahre zieht. Von „Versuch über die Müdigkeit“ (1989), „Versuch über den geglückten Tag. Ein Wintertagtraum“ (1991), über „Versuch über den stillen Ort“ (2012), bis hin zu „Versuch über den Pilznarren“ (2013).

Einer seiner bis dato letzten Texte „Die schönen Tage von Aranjuez. Ein Sommerdialog.“ (2012) wurde für die Wiener Festwochen als Theaterstück adaptiert und im Jahr 2016 ebenfalls von Wim Wenders verfilmt.

Kritik an Handke

Der offen politische Autor ist des öfteren in die Kritik geraten. Vor allem aber nach seiner Rede beim Begräbnis des serbischen Ex-Diktators Slobodan Milošević im Jahr 2006 hagelte es Kritik, da er sich „glücklich“ zeigte dem verstorbenen Politiker „so nahe“ sein zu können. Handke hat Milošević 2004 in dessen Zelle im Gefängnis des UN-Kriegsverbrechertibunals in Den Haag, Niederlande, besucht und sich immer wieder für ihn eingesetzt.

In seinem Text „Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien“ stellt Handke Serbien als das wahre Opfer des jugoslawischen Bürgerkrieges dar. Die französische Autorin Louise L. Lambrichs hat in ihrem Buch „Le Cas Handke“ (zu Deutsch: „Der Fall Handke“) die proserbische Haltung des Autors beleuchtet und scharf kritisiert. Frankreich ist Handkes Wahlheimat, in einer Stellungnahme hat er jedoch einst angegeben, dass Frankreich ein „genauso scheußliches Land wie Österreich“ sei.

Freude bei Jelinek

Elfriede Jelinek freut sich für Handke: „Großartig! Er wäre auf jeden Fall schon vor mir dran gewesen“, schrieb die Autorin der APA. Für sie war es „höchste Zeit!“ Sie freue sich auch, dass die Auszeichnung an jemanden gehe, „auf den sie in Österreich endlich stolz sein werden.“

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