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The New Mourning

The New Mourning

fm4 soundpark weekly

Neues von Bilderbuch, Moll, Lea Santee, The New Mourning u.v.m.

Kitschig schön: die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Der etwas zeitversetzte Doppelrelease der letzten beiden Bilderbuch-Alben ist noch kein Jahr alt, da schmeißen sie auch schon wieder mit Singles um sich. „Mr. Refrigerator“ kennt man ja schon länger als fleißiger Bilderbuch-Konzertbesucher. „Kitsch“ aber, letzte Woche veröffentlicht, ist tatsächlich brandneu: Gute Zeiten, in denen das Gitarrensolo auch wieder mitgesungen werden darf. Schmiegt sich hinein zwischen eher introvertierte „Mea Culpa“-Stücke und die große, aber lässige Party auf „Vernissage My Heart“. Und dann natürlich, dieser Refrain: „Ich war nie rich, aber cool mit Kitsch“.

Im Video saust das schnelle Cabrio durch die Hochhaus-Schluchten Dubais. Kitsch muss also ganz offenbar nicht teuer sein. Und billig, das waren Bilderbuch sowieso noch nie.

Neue Singles werden euch vom Radiosender eures Vertrauens - oder derselbigen Streamingplatform zugespielt. Livebands aber gilt es im besten Fall noch analog zu entdecken: Die Wiener Gürtelbahnbögen bieten gerade im Herbst die gute Möglichkeit, sich einfach mal ins Nachtleben zu stürzen und eine neue Lieblingsband zu finden. Diese hier vielleicht?

Admiral Koy

Der gute, rumpelnde Garage-Stoner-Blues, dann heißt der Song auch gleich noch „Sympathy“ und man mag an die frühen, rauen Stones-Zeiten denken, da, wo sie sich eventuell mit Josh Homme gut verstanden hätten. Kürzlich erlebt im fantastischen Lokal Venster 99, wo die Decke mit lauter werdender Musik immer näherkommt. So, wie’s sein soll.

Breitband

Auch neu, leider aber so neu, dass es noch keine im WWW aufzufindende, hier teilbare Musik gibt. Was es aber gibt, sind Liveauftritte, eine Facebookseite und eine gute Band-Selbstbeschreibung: „Breitband liefern den Soundtrack für eine Fahrt im Märchen- Karussell auf Acid“. Wer ein Faible für schrägen Krautrock hat, dranbleiben.

Von den neuen Bands zur wöchentlichen Auswahl neuester Musikvideos aus Österreich.

Moll - „Mannequin“

Mannequins sind Models, bezeichnen vor allem aber auch die bekannte französische, hölzerne Gliederpuppe, die oft auf Schreibtischen herumsteht. Bei denen man sich fragt, was die da eigentlich zu suchen haben - sind die Besitzer*innen in den seltensten Fällen Ärzte oder Schneider. Dekor halt. Schöner Dekor, wie ihn auch eine gute Bar zu finstrer Stunde braucht. So wie im Video zur Single „Mannequin“ der neuen Wiener Band Moll.

Saftige, nachdenkliche Klänge, Moll eben, und dazwischen das Treiben in der Wiener Nacht. Leichte, durchtriebene, zwielichtige Gestalten tummeln sich im Song und im Video - ähnlich wie sie Schreiber, Sänger und Gitarrist Lukas Meschik auch sonst oft beschäftigen. Schreibt er nicht gerade in Mundart-Tradition kleine, unaufdringliche Beisl-Popsongs, wettliest er nämlich beim Bachmann-Preis. Oder schreibt am nächsten Roman. Gute Mischung.

Lea Santee - „Come To Me“

Das Hin und Her, das Locken und Anziehen und Wegstoßen. Wie soll man nach so kurzer Zeit aber auch je wissen, ob einen das Gegenüber mag? Ob es sich wieder melden wird? Tinder? What’s App? Mit „Come To Me“ schreiben Lea Santee eine lässige Ode an das spannendste und gleichzeitig aufreibendste Zwischenstadium der Welt - die Kennenlernphase: „Won’t you ever come to me?

Den R’n’B-getränkten Groove ihrer ersten EP legen Lea Santee nicht weg, aber zur Seite, wie es auch schon bei der vorigen Single „Wine“ der Fall war. Das ist Pop in Reinkultur, und der muss natürlich in den 90ern borgen, was die Beats, die hohe, betont mädchenhafte Stimme, die Looks angeht. Bubblegum. Dass Lea Santee sich gerne in L.A. rumtreiben und dort auch DIY-Videos drehen, gibt dem Ganzen natürlich die Abrundung, die das Popstar-Paket braucht. Lea goes Hollywood.

The New Mourning - „Who’d Stop The Sun“

Mit wertvollen Dingen geht man vorsichtig um. Geht’s dabei um zwei Songs, die toll sind, presst man sie am besten gemeinsam auf eine 7’’, auf der nicht mehr Platz ist als für eben diese beiden. Dann schnurren sie dahin, so wie dieses Stück von The New Mourning: „Who’d Stop The Sun“.

Hinter The New Mourning steckt Thomas Pronai, der als Produzent schon mit Ernst Molden, dem Nino aus Wien oder Ja, Panik im Studio war. Er betreibt das Label „Container Recordings“. Musiker ist Thomas Pronai aber selbst auch schon lange, The New Mourning ist da einfach nur der jüngste Output.

Wenn die jahrelange Erfahrung in einem Projekt gipfeln kann, ist das in diesem Fall ein Glücksgriff, eine zurückgelehnte Lo-Fi-Reise. Kein Aufschrei und Trumpf, sondern das Wissen ums eigene Können, die dezente Gitarre, irgendwo zwischen einem jungen Aufguss von CCR, The Brian Jonestown Massacre und einer Band, die es noch nicht gibt, weil sie die sonst in dieser Musikrichtung so melancholisch geschlagene Gitarre so gut unmelancholisch rüberbringt.

Pauls Jets „Fresha Fruscianteya“

Der Preis für das beste Video, den besten Song und den besten Remix der Woche geht an Pauls Jets. Wie kann es auch anders sein, wenn man Zeilen schreibt wie „Sie liebt mich, ich bin verloren“. Oder: „Sie hat das Feuer in der Zunge“.

„Fresha Fruscianteya“ ist eine Single, die schon am ersten Album von Pauls Jets zu finden war, und jetzt auf ihrer aktuellen EP „Vier neue Songs“ den Opener geben darf - in geremixter Form. Knackiger und gleichzeitig ausladender, es ist ein Song, den es einfach in zwei Fassungen geben muss. Alles daran ist fantastisch. Das Versagen der Liebe und das man sich die Liebe selbst versagt, die blaue Perücke, der klare, laute, schmerzhafte Refrain. Das Nicken hin zu einem der großen Gitarrenhelden dieser und der nächsten Welt.

Eine Nachricht außerdem von der Band an ihre Fans: „Es ist die letzte Single bevor wir irgendwann Album 2 aufnehmen werden. Es war ein aufregendes Jahr bis jetzt, und ich möchte den Song allen widmen, die uns glücklich machen, mit uns Tränen weinen und Feuerzungen haben, in diesem wilden Wirbel, diesem Schrotthaufen!

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Wie’s aussieht, werden eine ganze Ladung an Alben und EPs am 25.10. erscheinen - schlau die, die schon ein bisschen früher releasen, wie etwa das Salzburger Pop-Duo mit Rock-Riff-Neigung Noyoco. Ihr erstes Album nennen sie pragmatisch „Nothing To Lose“.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Endlich Neues von Avec! „Home“ ist der richtige Upbeat im schon müden Herbst, eine kleine Liebeserklärung. Das Single-Picture ist fantastisch. Video dazu kommt bald.
  • Das Video zur neuen Single von Kristoff „Gib’s doch zua“ erscheint erst morgen, am 16.10.2019, wer’s aber nicht erwarten kann - und große Leinwände mag: im Grillx in Wien wird der schöne Kurzfilm heute Abend offiziell vorgestellt.
  • Mehr Crisis als The Cure, mehr Institute als Interpol: Red Gaze veröffentlichen verlässlich auf Numavi Records eine höchst ästhetische Punk-Platte. Sie ist kurz, knackig gut und heißt wie die Band.
  • Schon gehörig weicher und wärmer sind die Songs von Singer-Songwriter Ro Bergman. Er ist gerade bei Las Vegas Records untergekommen, und genau dort wird auch seine erste EP erscheinen. Am 25.10. Mit „All We Are“ gibt’s eine reduzierte, gitarrenbegleitete Vorab-Single.
  • Dass die Wiener Spaßbubenband Lorbeeren gern Videos retroschick in abgehalfterten Turnhallen dreht, wissen wir bereits. „Brennball“ heißt der neue Song, ist gar nicht so flott wie sein Titel, eher eine leise, nachdenkliche Ballade. „Hauptsache, du bleibst bei mir“ ist der Satz zum Einkuscheln.
  • In der letzten FM4 Soundpark-Ausgabe bei Christian Pausch gibt’s unter anderem ein FM4 Gästezimmer mit Marie Luise Lehner (Schapka) und Alex Augustin im Gespräch mit Glazed Curtains zu hören.

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