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Peter Handke

APA/AFP/ALAIN JOCARD

Die Zudeckerin

Die Zudeckerin - Handke hasst

Warum können die Medien nicht einfach angemessen dem frisch herausgebackenen Literaturnobelpreisträger-Ego huldigen, anstatt Handkes Glorie durch unpassende Fragen zu seiner Vergangenheit zu vergiften?

Eine Kolumne der Zudeckerin

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So toll, da hat der Peter Handke also den Literaturnobelpreis bekommen. Endlich wieder jemand aus Österreich! Nachdem Elfriede Jelinek sich zuletzt darum gekümmert hat, ist das ja völlig liegengeblieben. Und anstatt, dass wir dem Peter dankbar sind, kommen gleich so unverfrorene Journalisten und ärgern ihn mit unpassenden Fragen zu seiner Diktatorenliebe und Genozidleugnung, anstatt ihn der Situation angemessen für seine Literatur zu benedeien.

In jeder Lulu-Yoga-Anfängereinheit lernt man, was die Medien offensichtlich noch immer nicht gecheckt haben: Warum nicht einfach einmal im Moment sein? Die Gedankenkreise über Vergangenes stoppen und genießen. Und zwar das jetzige Nobelwunder Handke. Wie weit sind wir denn schon gekommen? Dass sich Künstler auch noch korrekt verhalten müssen? Die Künstlerseele ist hochsensibel. Damit er seine hochwertige Kunst unter Schmerzen herausgebären kann, muss er halt daneben manchmal ein bissi seine Frau hauen oder eine Trauerrede für einen Diktator halten. Das ist bestimmt schwer genug für ihn, mit sowas muss man ihn dann nicht auch noch Jahre später in der Öffentlichkeit retraumatisieren, bitte.

Völlig verständlich also, dass er mit „Ich bin nicht hier für diesen Scheißdreck, auf diesen Scheißdreck zu antworten und jetzt verschwinden sie sofort, bitte“, reagieren hat müssen. Endlich einmal jemand, der den Medien Parole bietet! Als Laie könnte man zwar fast glauben, dass eine Teenagerin aus Schweden ihre Wut in erlesenere Worte kleiden kann als dieser 76-jährige Literaturnobelpreisträger. Aber mit Sicherheit werden auch wir den nobellösen Kunstwert jener Worte irgendwann erfassen können, nicht wahr?

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