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Marc Carnal

Gibt es wirklich Pizza mit Pfirsich und Blumenkohl?

Trap Pizzen, Trap Shows, Trap Jobs - Haben andere Branchen das Konzept von Trap Streets auf Google Maps oder die Idee von fingierten Lexikonartikeln längst übernommen?

von Marc Carnal

Auf Google Maps werden nicht existierende Straßen in dünn besiedelten Tundra-Gebieten eingezeichnet, sogenannte Trap Streets. Diese erfundenen Wege dienen als eine Art Kopierschutz. Sollte jemand eine Karte von Google kopieren und dabei auch die fingierten Straßen übernehmen, wäre der Diebstahl bewiesen.

Buchcover "Die sieben Säulen des Glücks"

Milena Verlag

Dieses hübsche Buch namens „Die sieben Säulen des Glücks“ versammelt die geilsten Texte von Marc Carnal und ist im FM4-Shop erhältlich.

Aus dem selben Grund gibt es Fake-Einträge in Lexika. Die meisten Enzyklopädien und Wörterbücher haben mehrere Fantasiebegriffe samt Erklärungen verzeichnet, um Plagiate zu entlarven.

Auf Wikipedia existiert dazu der ausführliche Artikel Fingierter Lexikonartikel mit zahlreichen Beispielen. Wäre ich der Autor dieses Artikels gewesen, hätte ich wohl kaum der Versuchung widerstehen können, ein paar selbst erfundene Beispiele in die Liste einzubauen und so die Online-Enzyklopädie mit einem selbstreferenziellen fingierten Artikel zu veredeln.

Außer Landkarten und Enzyklopädien kommen auch in Telefonbüchern und Adressverzeichnissen oft falsche Nummern und Namen als Plagiatsfalle vor.

Interessant wäre, ob es noch weitere Branchen gibt, die zu diesem Trick greifen. Könnte es zum Beispiel sein, dass der Programmpunkt “Escape Game zum Thema Firmung” bei der “Langen Nacht der Kirchen” in Innsbruck 2018 nur angeführt wurde, weil man sich absolut sicher war, dass keine Menschenseele ein Escape Game zum Thema Firmung spielen will? Wollte man damit anderen Diözesen auf die Schliche kommen, falls diese aus Faulheit einfach das Tiroler Programm kopieren sollten?

Trap Jobs, Trap Meals

Sind womöglich auch auf Job-Portalen sogenannte Trap Jobs verzeichnet, damit andere Job-Portale nicht einfach sämtliche Stellenangebote copypasten? Bei so mancher Ausbeutungs-Ausschreibung für Horror-Jobs mit Umsatzdruck und All-in-Vertrag für 800 Brutto plus gratis Kaffee, die kinderlose Bewerber mit sieben Fremdsprachen fließend und drei abgeschlossenen Studien zu einem kostenpflichtigen Assessment-Center einladen, wird man den Verdacht nicht ganz los.

Bedient sich auch die eine oder andere Pizzeria dieser List? Es gibt Pizza-Flyer, die grotesk viele Pizzen auflisten. Die Beläge von Provenciale, Diavolo und al Capone unterscheiden sich nur geringfügig voneinander, hunderte Kreationen variieren die Zutaten Schinken, Salami, Zwiebeln, Mais, Pfefferoni, Speck, Spinat, Schafkäse und Champignons in allen mathematisch möglichen Kombinationen. Zwischendurch findet man aber auch Pizzen mit völlig abseitigen Zutaten. Wer will denn bitte Frankfurter, Schokolade, Kebabfleisch, Pfirsiche oder Blumenkohl in der Tomatensauce?! Wollen sich die Lokale mit solchen Trap-Pizzen davor schützen, dass ihre ausführlichen Speisekarten raubkopiert werden?

Fallen die Wiederholungen der Wiederholungen der Wiederholungen von “Dawson’s Creek” oder “How I Met Your Mother” um drei Uhr Früh auf ORF1 schon unter Trap-Shows? Baut Paulo Coelho in seine Romane Trap-Sätze ein wie “Einen Weg wählen bedeutet andere Wege aufgeben”? Sind grüne Paprika vielleicht nur Trap-Gemüse?

Ich kann all diese berechtigten Fragen leider nur in den Raum stellen und nicht beantworten, diesen Text aber zumindest mit einem Trap-Wort beenden, um fiese Konkurrenz-Kolumnisten zu überführen, falls sie diese Zeilen einfach kopieren sollten, und zwar mit einem besonders hässlichen Trap-Wort: Plazenta-Weitspuck-Weltrekordversuch

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